Deutsche Jugendrotkreuzler zu Besuch beim Spanischen Roten Kreuz

Der Fahrer des Kleinbusses schaltet in den dritten Gang zurück, gibt Gas und schon wieder quietschen die Reifen in der Kurve, in dieser und in den meisten nächsten;

Monika Ungethüm
1/1986

nach der Serpentinenstrecke in den Pyrenäen auf der Autobahn wieder Vollgas, trotz Dauerregen, wobei das Wasser nicht schnell genug von der Straße abläuft und die Scheibenwischer gar nicht schnell genug wischen können, in Pamplona bei Rot über die Kreuzung und die ganze Zeit per Funk Anfragen, wo er denn mit seinen deutschen Gästen bleibe, man warte ... - zumindest war das auch mit kargen Spanischkenntnissen aus den Gesprächen und dem Ton herauszuhören: Dies war wohl die schnellste Fahrt von St.Sebastian nach Pamplona - "die schnellste Fahrt überhaupt" meinen die sechs Jugendrotkreuzmitglieder aus Deutschland. Doch nicht nur die Fahrt mit Pedro, dem schnellsten Mann von Navarra, war spannend; den Gästen des 'Jungen Roten Kreuz', wie Dolmetscher Marcelino Ruizdeal immer übersetzte, wurde 12
schier alles vorgeführt, was man hat: von den Arzneimittelschränken in den Autobahnstationen bis zu den Kajüten eines der Rettungsboote des "Cruz Roja del Mar", der spanischen Wasserwacht in St. Sebastian. Den Gästen, den bayerischen JRKlern Ute Brockmann und Monika Ungethüm vom Kreisverband Cham, und den vier weiteren Andrea Dahlheimer, Monika Hertel, Heinz-Lübbo Röwer und Martin Fendrich, wurde in der Woche in Spanien ein dichtgedrängtes Besuchsprogramm geboten, und sie wurden von den verschiedensten Persönlichkeiten des Cruz Roja Espanola über diese Organisation informiert. Mit einer spanischen Gruppe aus Pamplona in Navarra, der Region im Norden Spaniensam Fuße der Pyrenäen, tauschten sie neben Geschenken auch Erfahrungen in der Jugendarbeit aus. Dabei zeigte sich, daß nicht nur das Spanische Jugendrotkreuz, sondern auch die weiteren Gliederungen des Spanischen Roten Kreuzes finanziell und
technisch weitaus schlechter ausgestattet sind als die deutschen, aber das mit viel Idealismus und Einsatz wettmachen. Der Aufbau des Spanischen Jugendrotkreuzes ist mit dem des Deutschen vergleichbar; es ist aber nicht in Verbände gegliedert. Auch scheint es kaum Zuschüsse für Jugendarbeit zu geben, weshalb wohl auch keine Uniformen - bis auf sehr hübsche T-Shirts und Sweat-Shirts - vorgeführt wurden. Den deutschen Jugendrotkreuzmitgliedern fiel besonders angenehm auf, daß auf den Schriften und Plakaten sehr ansprechend geworben und informiert wird. Einfallsreich wird mit Comic-Figuren die Arbeit der Gliederungen des Roten Kreuzes illustriert. Da den spanischen Rotkreuzmitgliedern anscheinend quantitativ und qualitativ weniger Werbematerial zur Verfügung steht als ihren deutschen Kollegen, wird umso mehr und erfolgreich improvisiert. Improvisiert wurde auch bei den Gesprächen der deutschen JRKler und der spanischen Freunde, denn diese konnten bis auf wenige Ausnahmen, wie dem Koordinator der JRK-Aktivitäten, Fernando Cuevas Alvarez, kein Englisch und die deutschen kein Spanisch. So übersetzte meist Marcellino, doch die Sprachbarrieren wurden mit Herzlichkeit ganz hervorragend überbrückt. Die Spanier boten neben viel Information auch ein touristisches Besuchsprogramm; sie zeigten berühmte Sehenswürdigkeiten in Madrid, Pamplona, Tudela, St.Sebastian und anderen Orten. Ausgiebig lernten sie auch die hervorragende Küche Spaniens kennen, mit den Paellä, einem Reisgericht mit Meeresfrüchten oder typischen Spezialitäten der Region. Beeindruckt waren auch diejenigen Jugendrotkreuzler,die mit ins "Yoy", die größte Diskothek von Madrid gingen. Das einstige Eslava-Thea
ter wurde zu dieser Diskothek umgebaut, in der Jugendliche und vor allem wegen der noblen und teuren Umgebung - viele ältere bei 50000 Watt Lichtanlage mit Laserstrahlen und sieben Bildschirmen und 14000 Watt Sound unterhalten werden. Da wird an einer überdimensionalen Videowand und in großer, durchlaufender Leuchtschrift für die verschiedensten Produkte geworben zwischen den Einlagen einer Tanzgruppe. Als besonderer Clou grüßte auf dieser Wand Pedro, der selbst eifrig tanzte, das Jugendrotkreuz aus Deutschland und wünschte "Auf Wiedersehen". Das wünschen sich auch die Jugendrotkreuzler in Spanien und in Deutschland als einen weiteren Schritt nach vorn für die Völkerverständigung und damit für den Frieden.

Plakat