Freundschaft mit Israel: Besuch und Gegenbesuch

Schwimmen im Toten Meer, Bummel durch orientalische Märkte, Besuch heiliger Stätten - das liest sich wie ein Ausschnitt aus dem Katalog eines Reiseveranstalters.

Gabi Grimm
4/1986

Weit gefehlt! Der Veranstalter dieser "Reise" war das Deutsche Jugendrotkreuz in Zusammenarbeit mit dem Magen David Adom in Israel, dem Gegenstück des Roten Kreuzes. Und das Ganze hieß nicht "Reise", sondern "bilateraler Jugendaustausch", und hat sich als Synonym für 16 erlebnisreiche Tage in einem Land des Nahen Osten herausgestellt. So begab sich denn am Morgen des 25. Juni eine Delegation des Deutschen Jugendrotkreuzes auf den Frankfurter Flughafen, die aus jeweils fünf Mitgliedern aus Nordrhein und Bayern sowie zwei Delegationsleitern bestand. Auf einem Vorseminar waren alle noch mit nützlichen Kenntnissen versehen worden und so schauten alle dem "Abenteuer Israel" erwartungsvoll entgegen. Es sollte sich herausstellen, daß die Erwartungen in keiner Weise enttäuscht werden sollten. Vom Augenblick unserer Ankunft in Tel Aviv an umgab uns die Wärme und Gastfreundschaft unserer Gastgeber, die stets bestrebt waren, all unsere Wünsche zu erfüllen. Nach einigen Tagen in Tel Aviv, wo wir im Hauptquartier des MDA offiziell in Empfang genommen wurden und von wo aus wir auch einen Ausflug in den Norden des Landes unternommen hatten, ging es weiter nach Jerusalem. Dort hatten wir Gelegenheit, die Stätten des Christentums zu sehen, ebenso die Klagemauer als einen der zentralen Punkte des Judentums und durch die bunten orientalischen Marktgassen zu schlendern und in den winzigen Läden zu stöbern. Auch besichtigten wir eines der größten Krankenhäuser des Landes und unternahmen einen Ausflug nach Betlehem. Als wir uns - nach den heißen Tagen in Tel Aviv - an das milde Klima in Jerusalem gewöhnt hatten, wurde uns ein neues Wechselbad zuteil: wir wurden in Arad, mitten in der Negevwüste erwartet. Auf dem Weg dorthin besuchten wir die Pottaschewerke am Toten Meer, dem tiefsten Punkt unserer Erde. Die Einheimischen dort meinten, wir hätten einen kühlen Tag erwischt, uns jedoch setzten die fast 40°C im Schatten schon etwas zu— Von Arad aus besuchten wir zwei verschiedene Kibbutzim, deren einer hauptsächlich vom Tourismus am Toten Meer lebt, deren anderer sich durch Landwirtschaft und Viehzucht finanziert. Auch unternahmen wir einen Abstecher in die Wüste von ganz besonderer Art: wir besuchten eine Beduinenfamilie. Während sich die Beduinenfrauen gleich ins Küchenzelt verzogen, um nicht gesehen zu werden, waren die Männer zum Gespräch bereit und boten uns Kaffee und Tee an. Angesichts der Armut, die in der Welt herrscht, gehören diese Menschen sicher noch zu den Privilegierten, da sie durch bescheidene Viehzucht ganz gut über die Runden kommen. Für uns verwöhnte Mitteleuropäer aber ist kaum vorstellbar, mit wie wenigen Dingen man doch auskommen kann! Statt des HiFiturms baut man sich halt aus einem alten Ölkanister, einem Ast und einem Draht ein Streichinstrument, mit dem man sich die Zeit vertreibt. Geht auch! Die vierte Station unserer Reise waren die Golanhöhen, die dem Namen nach ja hinreichend bekannt sind. Wir waren wenige Kilometer vor der libanesischen Grenze untergebracht (zur Beruhigung sei gesagt, daß dort "nur ab und zu" eine libanesische Rakete 'runterfällt). Von dort aus machten wir Fahrten an die Grenze, an die Jordanquellen und zum See Genesaret. Da es dort keinem von uns gelang, zu Fuß über den See zu gehen (es soll ja auch erst einmal passiert sein), machten wir eben eine Schiffsfahrt. Schnell, viel zu schnell waren die letzten Tage unserer Fahrt herangekommen und wir wurden nochmals nach Tel Aviv gebracht. Dort besuchten wir das Blutspendezentrum des MDA, wo einige von uns auch Blut spendeten und wurden über die Ausbildung im MDA unterrichtet. Schließlich hatten wir auch noch letzte Gelegenheit, unser Geld auszugeben. Am letzten Abend_ schließlich veranstalteten unsere israelischen Freunde ein Strandfest mit Grillen und Lagerfeuer . Gerne wären wir noch länger geblieben, keinen von uns zog es so recht nach Hause, als am 10. Juli der Tag der Abreise da war. Doch es half alles nichts. Die einzige Hoffnung war, daß der Gegenbesuch der Israelis schon 20 Tage später erfolgen sollte. Vom Land Israel, wo wir so viele schöne Stunden erlebt hatten, mußten wir uns trennen. Gläubige Juden feiern das Passahfest eines jeden Jahres in Jerusalem und am Ende sagen sie zueinander: "Nächstes Jahr in Jerusalem!" Wohl nicht gerade nächstes Jahr, aber irgendwann einmal wieder will auch ich Jerusalem wiedersehen und all die Freunde in Israel!