Eine baff entsteht

"Wann gibt's die neue Baff? Wie weit seid ihr mit der neuesten Ausgabe? Wo bleibt sie denn so lange?"

Viktoria Seitz
2/1986

Die Antwort der Redaktion auf solche oder ähnliche Fragen von euch lautet wahrheitsgemäß sehr oft: "Die Baff ist in Arbeit." Was nun dieses 'in Arbeit' allerdings alles bedeuten kann, wollen wir euch jetzt einmal genauer
erzählen: Los geht's mit einer Redaktionssitzung. Wenn es gelungen ist, alle - oder wenigstens die meisten Mitarbeiter der Redaktion terminmäßig unter einen Hut zu bringen, treffen wir uns im JRK-Referat in München. Hier teilt jeder nun erst einmal seine Gedanken und Überlegungen zur neuen Nummer der Baff den anderen mit; und natürlich wird manches Für und Wider erwogen, bis wir uns schließlich auf all die Themen und Dinge einigen, die tatsächlich erscheinen sollen. In einer vorläufigen Inhaltsübersicht wird auch gleich der Umfang der einzelnen Artikel festgelegt, so daß jeder in etwa planen kann, wieviel er schreiben darf bzw. soll. Und nun gehts für die 'Reporter' ans Informationen und Material sammeln, ans Lesen und Beobachten, ans Photographieren und endlich auch ans Schreiben. Meist gehen die Mitarbeiter, die ja fast alle Freizeitreporter sind, mit mehreren Themen nach Hause und so dauert es schon eine gewisse Zeit, bis die fertigen Manuskripte in der "Sammelstelle", d.h. dem Referat Jugendortkreuz ankommen. Im Idealfall sind auch gleich eine Auswahl von Bildern mit dabei, so daß wir den Text nur noch auf die richtige Spaltenbreite umschreiben müssen und uns dann gleich ausmalen können, wie die Seite endgültig aussehen könnte. Doch das ist, wie gesagt der Idealfall. Viele Artikel müssen noch einmal sorgfältig redaktionell bearbeitet werden, bevor sie druckreif sind. Neben den 'in Auftrag gegebenen' Reportagen kommen natürlich auch Beiträge von Euch, die zum Teil in den Nachrichten, zum Teil aber auch als gesonderte Berichte erscheinen und vorher über den Schreibtisch der Redaktion und durch die Schreibmaschiene laufen. Außerdem muß eine geeignete Kurzgeschichte gefunden und illustriert werden, und die Bücher, Filme und Schallplatten, die wir euch in der Jukebox empfehlen, führen wir uns erst einmal selber zu Gemüte. Sobald die Texte ausgearbeitet, die Bilder ausgewählt und die Überschriften erdacht sind, geht die Baff ins Layout. Das heißt, alle Texte werden in der Originalgröße, so wie sie in der Baff schließlich erscheinen werden, zusammen mit den Überschriften, Bildern, Gestaltungsideen, Zeichnungen usw. von unserer graphisch und künstlerisch vorgebildeten Layouterin angeordnet. Festgehalten wird der ganze Schnipselsalat auf ganz speziellen Montagebögen, auf denen alle Randlinien (drei- oder vierspaltig) schon vorskizziert sind. Einer der spannenden Momente in der Entstehungsgeschichte der Baff ist immer der, wenn sie vom Layout zurückkommt und wir zum ersten Mal den vollständigen Entwurf vor uns liegen sehen. Überraschungen gibt es da immer wieder; wenn zum Beispiel eine Seite ganz besonders schön geworden ist. Oder aber wenn etwas nicht zusammenpaßt ist jetzt noch Gelegenheit, verschiedene Schnitzer auszubügeln, Dinge umzustellen und zu korrigieren. Sobald wir mit der Gestaltung zufrieden sind, geht der Entwurf in die Druckerei. Der Arbeitsprozess, den unsere Baff dort durchläuft, sieht folgendermaßen aus: Anhand des Layouts erfolgt zunächst die Auftragsvorbereitung, das heißt besondere Zierschriften, Zeichnungen, Verzierungen usw. werden in Auftrag gegeben. Außerdem werden die Bilder entsprechend dem Layout genau vermaßt und mit Angaben über Größe, Ausschnitt und Farbe an einen Reprofotographen in Auftrag gegeben. In der Zwischenzeit setzt der Fotosetzer die Zeilen, die nicht im Schriftbild der Schreibmaschine erscheinen wie etwa Überschriften, Zwischentitel, Impressum oder Bildunterschriften. Die Originaltexte der Artikel werden auf die passende Größe verkleinert, und sobald Bilder und Texte komplett sind, werden sie auf Satzspiegelbreite (das ist der 'Inhalt' einer Seite ohne den Rand) aufgenommen.

Dieser Film wird nun in der Seitenmontage weiterverarbeitet: Er wird zusammen mit den Aufnahmen vom Reprofotographen und den Überschriften auf einem Leuchttisch auf spezielle Folien montiert - und zwar jede Seite einzeln. Wenn alles in Ordnung ist, die Abstände stimmen, die Seiten ein harmonisches Erscheinungsbild haben und die 'Druckreiferklärung' erfolgt ist, werden noch die Raster (die grauen Zonen in der Baff) unterlegt, bevor eine Kopie des ganzen Werkes hergestellt wird. Diese sogenannte Blaupause wird nocheinmal vom Korrektor und in der Baff-Redaktion sorgfältig gelesen und geprüft, denn an dieser Stelle des Arbeitsablaufs ist die letzte Gelegenheit, Fehler aufzuspühren und Schönheitskorrekturen anzubringen. Wenn alle Argusaugen keine Mängel mehr entdecken können, ist der nächste Arbeitsschritt in der Druckerei die Bogenmontage. Die einzelnen Seiten werden dabei in der Reihenfolge auf einen Bogen montiert, wie sie später auf der Maschine gedruckt und gefalzt werden. (16 Seiten - Vorder und Rückseite - erscheinen auf einem einzigen Bogen). Der Laie steht dabei vor einem undurchschaubaren Gewirr von Seiten, die zum Teil auch noch auf dem Kopf stehen, und er möchte wetten, daß daraus nie und nimmer eine Baff in der Reihenfolge von 1 - 32 Seiten erscheinen wird. Erschwerend kommt hinzu, daß alles seitenverkehrt montiert wird und erst auf der Montageplatte wieder richtig erscheint. Doch von Chaos kann keine Rede sein, denn der Fachmann arbeitet nach einem ausgefeilten System! Die fertigen Montagen kommen in einen Kopierrahmen und werden auf einer speziell beschichteten Metallplatte, durch Lichteinstrahlung von oben, auf fotographischem Wege abgebildet. Die belichtete Platte wird in der Entwicklungsmaschine fertiggestellt und getrocknet und damit ist alles für den Druck bereit. In der Druckmaschine arbeitet ein System von verschiedenen Zylindern ineinander, das folgendermaßen funktioniert:

Die druckreife Metallplatte wird über einen Zylinder gespannt, der in direktem Kontakt mit den Farbzylindern steht; der Abdruck von der Platte wird bei einer Umdrehung auf einen Gummizylinder übertragen und von dort aufs Papier gedruckt. Der 'Umweg' über den Gummizylinder wird gemacht, um die Originalmetallplatte zu schonen; sie würde sich beim direkten Druck aufs Papier viel zu schnell abnützen. Aus der Maschine kommt ein auf
 einer Seite ( der "Schöndruckseite") mit 8 Seiten bedruckter Bogen, der im Widerdruck in einem zweiten Arbeitsgang auch auf der Rückseite bedruckt wird, und bereits die Hälfte der Baff enthält. Sobald alle Bögen  fertiggestellt sind, werden sie in die Buchbinderei transportiert. Dort werden sie maschinell gefalzt und eingesteckt (d.h. die Bogen werden ineinandergelegt), geklammert oder rückengedrahtet, wie der Fachmann
sagt. Um das einheitliche DIN A 4 Format der Baff z:u sichern läuft sie durch die Schneidemaschiene, in der sie auf drei Seiten beschnitten wird. Anschließend wird die Zeitschrift, die gegenwärtig eine Auflage von 3.800 hat, verpackt und ans Referat Jugendrotkreuz versandt. Sobald die 'Neue' den ersten sehr neugierigen und kritischen Blicken standgehalten hat, wird sie nach einem bestimmten Verteilerschlüssel vom Referat JRK aus direkt an die Kreisverbände verschickt und dort verteilt. Und nun ist es an euch, liebe Baff-Leser, euch als interessiertes und tatendurstiges Publikum zu erweisen. Das Redaktionsteam würde sich wünschen, daß ihr eure Zeitschrift genau lest, daß ihr uns eure Meinung über Inhalt und Gestaltung z.B. in Form von Leserbriefen mitteilt, und daß möglichst viele von euch den Mut fassen, selbst eine Nachricht oder einen Bericht für die Baff zu schreiben. Das könnte sie nur noch interessanter machen!

Der Text wird auf durchsichtige Folien übertragen
Der von unten beleuchtete Montagetisch
Die Vorlage wird belichtet
Die Falzmaschine
Druckmaschinen und Buchbinderei