Drei Wochen Bretagne

Wir, das waren Evi, die Maria, der Norbert und ich, trafen uns um neun Uhr am Starnberger Bahnhof in München, wo wir von Thilo Fleischmann in Empfang genommen wurden.

Annette Pollak
4/1987

Von dort ging es dann in einer zehnstündigen Fahrt über Stuttgart, Mannheim, Saarbrücken und Paris - wo wir noch eine kleine Stadtrundfahrt machten - in die Bretagne, genau gesagt nach Dinan. Dinan, dessen Hinterland sich von Becherel bis zur Küste bei Saint-Cast erstreckt, erweist sich somit als dynamischer Hauptort eines Kreises, der etwa 113 000 Einwohner zählt. Es verdankt seine Geburt dem tieferliegenden Hafenviertel aus dem 9. bis 10. Jahrhundert. Ab dem 11. Jahrhundert bekam Dinan noch einige heutige Sehenswürdigkeiten, wie das Chäteau mit dem "Tour de l'Horloge " (Glockenturm) und ein Franziskanerkloster hinzu. So wurde es durch die Jahrhunderte hinweg zu dem Handwerkerstädtchen, wie wir es heute besuchen können. Nach unserer Ankunft, wurden wir gleich unserer "Familie d'accueil" zugeteilt. Ich kam in eine sehr nette Familie mit vier kleinen Mädchen und mehreren Haustieren. Am nächsten Tag durfte jede Familie mit ihrem Gastkind etwas unternehmen, worauf mir meine Gasteltern die nahegelegene Insel Brehat zeigten. Am Montagmorgen dann trafen wir uns alle um neun Uhr in der Schule wieder. Von da ab hatten wir jeden Tag zweieinhalb Stunden Unterricht. Insgesamt waren wir 57 Jugendliche aus aller Herren Länder. Nach einem Leistungstest wurden wir in vier Gruppen aufgeteilt, in denen es sehr lustig zuging, da man sich nur auf französisch unterhalten konnte, was öfters einige Verständigungsschwierigkeiten zur Folge hatte. Der Nachmittag wurde dann von unseren Lehrern mit einer Besichtigung von Dinan gestaltet. So lief nun unser dreiwöchiger Aufenthalt Tag für Tag ab: vormittags zweieinhalb Stunden Schule und nachmittags von den Lehrern organisierte Ausflüge. Da gab es dann zum Beispiel Sport- und Spielnachmittage, Fahrten zum nahegelegenen Meer zum Baden, eine Stadtrallye und jeden Freitagabend den Besuch einer Disco. Einmal in der Woche gab es auch einen Ganztagesausflug, der uns zum Fort-laLatte, Cap Frehel, nach Saint-Malo und zum Mont Saint Michel führte. Wir konnten dort zwischen organisierten Besichtigungen und eigenen Erkundungsspaziergängen wählen. Die Wochenenden durften immer von der Familie selbst gestaltet werden, wodurch ich in den Genuß kam, noch viele kleine umliegende Städte kennenzulernen. Am Tag vor unserer Abreise wurden wir vom Vertreter des "Monsieur le Maire" (Bürgermeisters) empfangen und bekamen von ihm die Preise der Stadtrallye überreicht. Am 21. August war es dann soweit, daß wir wieder nach Hause mußten. Nach einer großen Verabschiedungszeremonie traten wir die Heimfahrt an. Durch die bedrückende Stille im Auto wurde uns allen klar, wie gerne wir noch länger geblieben wären, auch wenn wir manchmal kleinere Streitereien hatten. Und so beschlossen wir: Koste es, was es wolle, aber wir kommen wieder!