10 Ägypter in Unterfranken

Ägypten: Land am Nil, Land der Pharaonen und Pyramiden. Ein Land mit Geschichte und Tradition, aber auch ein Land der modernen Technik, ein Land des selbstbewußten Moslems.

Harald Bott
Baumann & Feilhauer
1/1987

Diese Eindrücke hinterließ eine zehnköpfige Jugenddelegation des Ägyptischen Roten Halbmonds zusammen mit ihrer Leiterin Makarem M. Tappozada bei Jugendrotkreuzlern und Wasserwacht-Jugendlichen des BRK-Bezirksverbandes Unterfranken. Vom 16. bis 23. Oktober vergangenen Jahres waren die jungen Ägypter Gäste des Bayerischen Roten Kreuzes in der Main-Metropole Würzburg. Hier wurden sie von JRK'lern aus den Kreisverbänden Aschaffenburg, Kitzingen und Würzburg betreut. Von Würzburg aus starteten sie dann auch die vielen Ausflüge in den unterfränkischen Raum und nach Südbayern. Unsere ägyptischen Freunde kamen am 16. Oktober in Würzburg an, wo sie von offizieller Seite begrüßt wurden. Der stellvertretende Vorsitzende des JRK-Landesausschusses Franz Reschel und der Referent des Bayerischen Jugendrotkreuzes Thilo Fleischmann freuten sich, daß erstmals eine Delegation des Ägyptischen Roten Halbmonds die Region Unterfranken und damit das Bayerische Jugendrotkreuz besuchte. Der Vorsitzende des BAJ in Unterfranken, Konrektor Karl Koch, hieß die nordafrikanischen Gäste willkommen und zeigte sich stolz über die interkulturelle Jugendarbeit in Unterfranken. Für den BRK-Kreisverband begrüßte Senator Dr. Willibald Janßen als Vorsitzender des Kreisverbandes Würzburg die ägyptische Delegation. Bei diesem Empfang kam es dann auch zu ersten Kontakten mit uns Betreuern. Wir waren zunächst etwas überrascht von der Offenheit und Freundlichkeit unserer Gäste. Vor allem deswegen war wohl dieses "erste Wort" bahnbrechend für die kommenden Tage. Am nächsten Tag stand dann ein großes Besichtigungsprogramm auf der Tagesordnung. Die Residenz in Würzburg und das Mainfränkische Museum hinterließen bei unseren Freunden mächtigen Eindruck, obwohl zu hören war, daß es in Ägypten ältere, größere und schönere Bauwerke gibt. Am Abend fuhren wir zu einem Besuch der Wasserrettungsstation "Mainparksee" nach Aschaffenburg. Dort wurde uns von fachkundigem Personal Gliederung und Aufgaben der Wasserwacht näher erläutert. Die neuen Kenntnisse konnten wir ein paar Tage später beim Fahren auf Motorrettungsbooten und beim Tauchen mit der Wasserwacht-Ortsgruppe Würzburg praktisch umsetzen. Gestärkt durch dampfenden Kaffee und um viele Erfahrungen reicher fuhren wir weiter nach Mespelbrunn/Hessenthal. Dort werden die JRK-Gruppenleiter-Lehrgänge des BRK-Bezirksverbandes Unterfranken durchgeführt. Kurz nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des JRK-Bezirksausschusses, Konrektor Karl Koch, setzten wir uns mit den Lehrgangsteilnehmern zusammen und unter der Regie des Lehrgangsleiters Robert Fuchs fand dieser Abend nach ein paar Stunden ein stimmungsvolles Ende. Wohl einer der Höhepunkte dieses Jugendaustausches war die Besichtigung von Schloß Neuschwanstein und eine damit verbundene Vorführung der Bergwacht. Diese Art des Rettungsdienstes kennt man in Ägypten nicht, und so fiel es unseren Kameraden der Bergwacht nicht schwer, uns mit ihrer Demonstration der Bergung von Verletzten zu begeistern. Ebenfalls neu war für viele unserer Freunde das Drachenfliegen. Auf dem Tegelberg (den wir mit einer Seilbahn bezwangen) hatten wir Gelegenheit, bei einem deftigen Essen in einer Bergwachthütte die große Zahl der Drachenflieger zu betrachten. Natürlich durfte ein Empfang beim Bürgermeister der Stadt Würzburg nicht fehlen. Es war erstaunlich, wie genau unsere Gäste über die Probleme der Stadt Bescheid wissen wollten. Bürgermeister Hans-Jürgen Weber, Bezirksgeschäftsführer Klaus Bayerlein und Senator Dr. Willibald Janßen gaben bereitwillig Auskunft auf die verschiedensten Fragen. Bei so vielen Unternehmungen, beim Engagement unserer Freunde und der Betreuer des JRK war es sicher nicht verwunderlich, daß die sieben Tage Aufenthalt in Unterfranken wie im Flug vergingen. Es galt nun Abschied zu nehmen von den ägyptischen Jugendlichen, die uns zu Freunden geworden sind und die es  uns durch ihr freundliches Wesen und ihre Offenheit im Gespräch leicht gemacht haben, diese sieben Tage gemeinsam zu erleben. Selbstverständlich waren durch den moslemischen Glauben Grenzen gesetzt, Grenzen, die von uns akzeptiert wurden. Die Grenzen des Anderen zu erkennen und sie zu respektieren ist wohl ein kleiner Schritt zur Völkerverständigung, ein Schritt, den wir nicht nur bei internationalen Begegnungen gehen können, sondern auch im täglichen Umgang mit unseren Nachbarn, Freunden und Kollegen. Die Grenzen des Anderen zu respektieren - ein Schritt zur Völkerverständigung, ein Schritt zum Frieden.

Riham M. Salah vor dem Gerätetauchen im Schwimmbad.