Auf den Spuren von Henry D.

Studienreise der Theatergruppe des JRK Weißenburg/Gunzenhausen mit ihren Begleitern vom 13. Mai bis 20. Mai 89

Sonja Düthorn und Peter Ullamann
3/1989

Gespannt waren wir schon und da machte es uns auch nichts mehr aus, daß wir mitten in der Nacht aufstehen mußten. Dafür erreichten wir um so früher unsere erste Station: Desenzano am Gardasee, und konnten vor den Aufbau der Zelte noch etwas die Sonne genießen. In unmittelbarer Nähe befinden sich Soiferino und Castiglione - Orte, an denen Henry Dunant 1859 das erlebte, was ihn so tief beeindruckte und so sehr beschäftigte, daß er seine Gedanken niederschrieb, die letztendlich zur Gründung des Roten Kreuzes führten. Am nächsten Tag begann die Wanderung auf Dunants Spuren: Castiglione: Hier wohnte Henry Dunant in einem Bürgerhaus neben der größten Kirche des Ortes, der Chiesa Maggiore, in der er mit Frauen des Dorfes die Verwundeten beider Armeen pflegte, die sich am 24. Juni 1859 bei Solferino gegenübergestanden hatten. Als wir vom Turm von Soiferino (er war damals das umkämpfte Objekt, da er strategisch von großer Bedeutung war) in die Ebene hinabblickten, wissend wie und mit welchen Waffen damals gekämpft wurde, konnten wir uns ein Bischen von dem vorstellen, was damals am Tage nach der Schlacht Henry Dunant gesehen haben muß. Vertieft wurden unsere Eindrücke an der Gedenkstätte des Roten Kreuzes, gleich um die Ecke, und im RotKreuz-Museum in Castiglione. Dann ging es weiter nach Genf, der Stadt, in der Henry Dunant 1828 geboren wurde. Ein Stadtrundgang führte uns zu seinem Geburtshaus, seiner Schule und der Kirche, die er wohl sonntäglich besuchte. Für uns der Höhepunkt aber war der Besuch des RotKreuz-Museums dort, dessen Grundstein übrigens von Raissa Gorbatschowa und Nancy Reagan zusammen gelegt wurde. Eindrucksvoll, in Bild und Musik wird dort das leben
dig wovon wir uns in den Tagen zuvor in Soiferino und Castiglione ein Bild zu machen suchten, Bei den Bilddokumenten zum 1. und 2. Weltkrieg war es mucksmäuschenstill. Man konnte die Betroffenheit der anderen richtig spüren. Diese Bilder, wie auch die über die anderen bewaffneten Auseinandersetzungen und Naturkatastrophen auf unserer Erde seit der Gründung des Roten Kreuzes gingen unter die Haut. Es ist schwer, die Atmosphäre dieser Räume in Worten einzufangen - was wir dort erleben durften, ging uns nahe und ich denke, wir verließen das Museum alle recht nachdenklich. Am nächsten Tag stand dann ein Besuch bei der Liga des Roten Kreuzes auf dem Programm. Dort führten auch die Theaterkinder ihr Stück "Der alte Mann vom Gasthof Paradies" auf. Dieses Theater
stück über die Wiederentdeckung des alten Henry Dunant in Heiden hatte die Idee zu unserer Studienfahrt geliefert. Es wurde uns versichert, daß es ein voller Erfolg war. Den Abschluß der Fahrt bildete ein Besuch des Ortes Heiden, wo Henry Dunant seinen Lebensabend verbrachte. Wir freuen uns schon auf die nächste Fahrt