Rumänienhilfe/Dachau

Am zweiten Weihnachtsfeiertag traf sich die Vorstandsschaft des BRK KV Dachau, um über die Idee einer Hilfsaktion für Rumänien zu beraten.

Martin Rabl
3/1990

Einig waren sich alle, über die örtliche Presse zu einer Informationsveranstaltung mit den Vertretern der rumänischen Landsmannschaften am 28.12.89 einzuladen. Erfolg dieser Aktion war ein Hilfstransport mit medizinischen Gerätschaften im Wert von 300.000 DM für die Krankenhäuser in Timisoara, der bereits am 30.12.89 nach Rumänien unterwegs war. Von den zwischenzeitlich eingegangenen Geldspenden wurden 1500 Pakete mit Nahrungsmitteln zusammengestellt. Spontan erklärten sich 45 JRK'ler bereit, in den Abendstunden bei dieser Paketaktion mitzuwirken. Nachdem die Hilfstransporte zwischenzeitlieh über die nationalen Hilfsorganisationen und das IRK koordiniert wurden, war der neue Zielort der Dachauer die Stadt Sighetuj im Norden des Landes an der Grenze zu Rußland. Genau zu dieser Zeit wurde die Idee geboren, Kindern aus Rumänien einen Ferienaufenthalt über Ostern zu ermöglichen. Ein Arbeitskreis unter der Leitung des LdJA Martin Rabl bereitete diese Aktion bis in alle Einzelheiten vor. Schnell und unbürokratisch kam die Zustimmung über die RK - Instanzen BRK Präsidium, GSK Bonn, IRK Genf - die Kinderaktion konnte eingeleitet werden. Der zwischenzeitlich gestartete Hilfskonvoi des Dachauer Roten Kreuzes hatte die Aufgabe, in Satu - Mare die Kontakte für die Kinderaktion zu knüpfen. Frau Roghina, Ansprechpartner des RK in Satu - Mare übernahm den Wunsch der Dachauer. In der Heimat liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Spontan erklärten sich Rotkreuz - Eltern bereit, den 35 rumänischen Kindern den Ferienaufenthalt zu ermöglichen. JRK und Wasserwacht stellten Mannschaften für die Abholung bereit. Am 2.4.90 kam über Telex die Nachricht aus Rumänien, 35 Kinder sind mit einem Reisebus nach Deutschland unterwegs, eintreffen an der ungarisch/österreichischen Grenze am 8.4.90 um 8.00 Uhr. Eine Delegation von 12 Personen startete am Samstag (7.4.) gegen 23.00 Uhr Richtung Ungarn, um die Gäste zu empfangen. Ausgerüstet mit Verpflegung und Hockerkocher sowie 3 Köchen des JRK Altomünster ging es mitten im Osterreiseverkehr los. Nach 8stündiger Fahrt kamen wir übermüdet in Nickelsdorf an. Zu unserer Überraschung waren unsere kleinen Gäste bereits eingetroffen. Unter freiem Himmel kamen unsere Köche zum Einsatz und bereiteten ein Frühstück und anschließend eine kleine Brotzeit vor. Dann begann die "Abenteuerfahrt" mit dem rumänischen Reisebus in Richtung Dachau/ Indersdorf. Der LdJA Rabl und 4 JRK - Betreuer stellten während der Busfahrt die ersten Kontakte her. Die Reisegeschwindigkeit von 70 km/h deutete bereits darauf hin, daß der Zielort Indersdorf erst gegen Abend zu erreichen war. Vor dem Grenzübergang Salzburg war es dann soweit - Maschinenschaden am Reisebus - 30 Minuten Reparatur nach Angabe des Busfahrers. Über die Rettungsleitstelle Traunstein wurde der KV Dachau über die Ankunft in Salzburg und den unfreiwilligen Aufenthalt informiert. Ungeduldig warteten schon die Familien aus Indersdorf in der Hauptschule auf das Eintreffen der Kinder. Nach 30 Stunden Fahrt, um 19.00 Uhr, kamen die Gäste dann doch in Indersdorf an. Karl-Heinz Erkelenz, der "Vater" der Idee, konnte den kleinen Gästen einen herzlichen Empfang mit Getränken und Verpflegung bereiten. Nach 15 Jahren konnten die Großeltern aus einer nahegelegenen Stadt ihren Enkel Josef (Name wurde geändert) erstmals in die Arme schließen. Überglückliche Kinderaugen sind der Lohn für ein hartes Stück Arbeit, das in einer gemeinsamen Aktion (JRK+WW) von der Jugend des KV Dachau realisiert wurde. Während des 14 - tägigen Aufenthalts liegt der Schwerpunkt der gesamten Aktion in der Familienarbeit und dem Vertiefen der deutschen Sprache. Gemeinsame Ausflüge mit den Großeltern und den deutschen Kindern sowie ein gemeinsamer Spieletag werden die Aktion noch abrunden. Ein weiterer positiver Aspekt zeichnet sich für die Jugendarbeit in Dachau; der Aufschwung vom vergangenen Jahr an neuen JRK - Mitgliedern (148 - 267 dato) zeichnet sich positiv ab. Aktionen, die von allen unterstützt, gemeinsam durchgeführt und getragen werden, sind für die Führungskräfte eines Jugendverbandes ein wichtiger Bestandteil einer erfolgreichen Jugendarbeit. Der Erfolg gibt uns recht "Wer die Zukunft hat, hat auch die Jugend."
 

Markus Walter und Emmi Rückert im rumänischen Bus bei der Verteilung der Brotzeit