JRK Kreuzwertheim im Emergency Center

Höhepunkt der Flughafenrundfahrt war für das Jugendrotkreuz Kreuzwertheim sicherlich die Besichtigung des Notfallzentrums der Deutschen Lufthansa.

Roland Hörner
3/1990

Durch eine Ausnahmegenehmigung war es möglich, mit den 33 Jugendlichen einen Notfall im Flugzeug hautnah mitzuerleben. Der stellvertretende Ausbildungsleiter, Jürgen Hoppe, führte die JRK'ler durch sein "Allerheiligstes", wo sonst kaum ein Unbeteiligter Zugang hat. Dies liegt daran, daß rund um die Uhr Spezialausbildungen für Cockpit- und Kabinenbesatzungen aus aller Welt stattfinden, und diese in ihrem Ablauf nicht gestört werden dürfen. Weltweit gibt es pro Tag durchschnittlich drei Bruchlandungen verschiedenster Art, sei es durch geplatzte Reifen bei der Landung o.ä. Zum Glück verlaufen diese "Zwischenfälle" recht harmlos und deren Zahl bleibt im Verhältnis zu den Millionen Starts und Landungen verschwindend klein. In derBRD muß grundsätzlich nachgewiesen sein, daß es der Flugzeugbesatzung gelingt, im Emstfall binnen 90 Sekunden ein vollbesetztes Flugzeug über Notrutschen und über die Tragflächen zu evakuieren. Die Lufthansa kann eine komplette Räumung in nur 60 Sekunden nachweisen. Die Rutschen sind unter den Türen installiert und werden innerhalb von drei Sekunden nach außen gechleudert und automatisch aufgeblasen. Mit Schuhen darf allerdings nicht gerutscht werden, sonst würde die Gummihaut der rund 120.000 Mark teuren Notrutschen beschädigt werden. Im Trainingszentrum der Lufthansa-Basis stehen Rümpfe der einzelnen Flugzeugtypen, wie Boeing 727, 737, 747 oder DC 10 und den verschiedenen Airbustypen (siehe Bild). Die Flugzeugattrappen sind in Originalgröße auf Hebebühnen installiert und werden so auf die richtige Höhe des Flugzeuges gebracht. Mit diesen Simulatoren kann man schwere Turbulenzen, Sturzflüge, sowie Notlandungen mit oder ohne Fahrwerk vortäuschen. Auch Feuer und Rauch in der Kabine können erzeugt werden. Das Training mit möglichst naturgetreuen Gegebenheiten ist wichtig, um- den Schreckensmoment im Emstfall bei der Crew sehr kurz zu halten. Auf Bild zwei zeigt Herr Hoppe den JRK'lern, wie die Notfenster einer B 727 geöffnet werden. Das Evakuieren über die Notfenster auf die Tragflächen erfolgt z. B. bei einer Notwasserung: Diese Art des Notfalles wird in einem speziellen Schwimmbecken geübt. Schlauchboote werden mit Hilfe von Preßluft aufgeblasen, Schwimmwesten angelegt. Verletzte aus dem Wasser gerettet, Haiabwehrtrainig geübt und vieles mehr. Zum Schluß durften die Kreuzwertheimer die Notrutsche der B 727 Attrappe hinunterrutschen. Das machte den Kindern und Jugendlichen sichtlich Spaß.

Herr Hoppe demonstriert, wie das Notfenster einer Boing 727 geöffnet wird.