Erster JRK-Spessart-Räuber-Lauf

Nach einigen hundert Arbeitsstunden des SRL-Vorbereitungs-Teams ist es am 30. September 1994 endlich so weit: Die ersten Gruppen gehen um 20.00 Uhr am Schulzentrum Hösbach auf den Parcour.

Wolfgang Fuchs
4/1994

Es gilt, anhand verschiedener Wegbeschreibungen, die zum Teil in Gedichtform verfasst sind, anhand von „Uhrzeiten" oder mit Karte und Kompaß den richtigen Weg zu finden und die nächste Station zu erreichen. So ist Erste Hilfe bei zwei Buben zu leisten, die beim Äpfelpflücken vom Baum gestürzt sind und sich schwere Verletzungen zugezogen haben. Eine „Fremdkörperverletzung" muß erkannt und richtig versorgt werden und eine „Schädelbasisfraktur" ist richtig zu behandeln.
Die Bergwacht hat sich etwas ganz Besonderes ausgedacht: Ein „Patient" muß mit dem Akia, einem speziellen Bergrettungsgerät, transportiert werden, was zwar gar nicht so einfach ist wie es aussieht, aber allen Beteiligten einen riesigen Spaß macht. Zwischendurch müssen wieder Fragen
beantwortet werden, die dem Bereich der politischen Bildung, dem Allgemeinwissen oder dem Rotkreuz-Wissen entnommen sind, was den Jugendlichen im Allgemeinen keine Probleme macht. Passen muß jedoch so mancher Berliner, Hamburger oder Sachse, wenn es darum geht, Begriffe aus dem heimischen Dialekt ins Hochdeutsche zu übersetzten. Oder hättet ihr auf Anhieb gewußt, was sich hinter einer „Krumbeern" versteckt oder was ein „Aoflaaud" ist?
Immerhin sechs bis acht Stunden sind die „S-R-L-Gruppen" auf dem ca. 15 km langen Parcour. Sojammern einige Flachländer aus Hamburg über die bergige Landschaft, die sie erklimmen müssen. Eine andere Gruppe aus Nassau (Erzgebirge) empfindet diese „leichten" Anstiege eher als angenehm. Zur „Halbzeit" nähern wir uns in der mondlosen, stockfinsteren Nacht einem weiteren Höhepunkt: Zwei Gruppen der Feuerwehr Wenighösbach und Sailauf haben ein Geschicklichkeits-Spiel aufgebaut, bei dem
es gilt, mit einem Feuerwehr-Schlauch Holzfiguren umzukegeln. Des weiteren muß mit einer Handkübel-Spritze zielgenau ein Gefäß mit Wasser gefüllt wa den. Ein etwas feuchter Spaß, den sieu aber keiner entgehen läßt. Nach dem feucht-fröhlichen Erlebnis gibt' s dann erst einmal etwas handfestes zur Stärkung: Ernst Schurk und sein Küchen-Team vom BRK-Betreuungszug erwarten die abgekämpften Räuber-Anwärter erst einmal mit einer „räuberisch-guten" Gulasch-Suppe.

.... Nach deftigem Trunk und guter Speise, geht'sjetzt weiter auf der Räuberreise!!"... Dort wo Bäume „Igel" tragen, sind wieder Räuber die euch „überfallen „ mit Fragen!!

So steht es in der Streckenbeschreibung, die uns den weiteren Weg zur nächsten „Räuberhöhle" zeigen soll. Jetzt kommt es noch einmal ganz schön dick: Es muß anhand von Grad- oder Marschzahlen mit dem Kompaß der richtige Weg gefunden werden, sonst ist alles umsonst und man findet aus dem dichten „Spessartwald" nicht mehr heraus. „Seine Nase überall hineinzustecken" gilt es, und zwar mit verbundenen Augen, wenn man die rätselhaften Sachen erraten will, die sich in den Gläschen befinden. Der Rest der Gruppe bekommt jetzt noch einmal richtigen Streß: Er muß ein Karten-Puzzle zusammensetzen, um die weitere Wegbeschreibung zu erhalten.
Fast 150 JRK-Helfer aus Laufach, Sailauf, Haibach, Hösbach, Stockstadt, Obernau und Aschaffenburg stehen zur Betreuung der Gäste bereit - und auch der Vorsitzender des BRK- Aschaffenburg, Peter Ardelt läßt es sich nicht nehmen, die Gruppen auf den einzelnen „Räuber-Stationen" zu besuchen. Am Samstagnachmittag beginnt nun nach einem mehr oder weniger langen Ausschlafen der gemütliche Teil: Wir fahren in einem langen Pulk von über 30 RKFahrzeugen zum größten SportwagenMuseum der Welt nach Aschaffenburg. Dort im „Rosso-Bianco"-Museum angeommen, empfangen uns Sport- und Renn-C 8
wagen der vergangen und aktuellen Zeitgeschichte. Die Museumsleitung hat für uns eine „Rally" organisiert, bei der einige Fragen über Sportwagen gestellt werden, die jedoch durch eifriges und genaueres Hinschauen auf die Hinweis-Tafeln an den einzelnen ausgestellten „Rennern" leicht beantwortet werden können.
Auf dem Rückweg geht's nun noch am Aschaffenburger Wahrzeichen, dem Schloß Johannisburg vorbei. Nach einer kleinen Stadtrundfahrt, vorbei am Pompejanum, der neuen Stadthalle, der Altstadt und Aschaffenburgs größtem Einkaufscentrum (interessiert hauptsächlich die „Räuber-Bräute" unter uns!!!), wollen einige Gruppen noch nach Mespelbrunn fahren, um das Wasserschloß zu besichtigen, den legendären Sitz der „Spessarträuber". Die restliche "Räuberschar" zieht's ins "Räuberhauptquartier" zurück. Nach langer Auswertung stehen nun endlich die einzelnen Plätze fest. In der zur „Räuberhöhle" verwandelten Aula der Pestalozzi-Schule rückt die Siegerehrung und die „Riesen-SRL-Räuber-Party" immer näher!!! Den Sonderpreis, eine Wildsau-Nachbildung, gestiftet vom Bürgermeister Robert Hain, der auch die Schirmherrschaft des „SRL" übernommen hat, wird an die Gruppe der Lebenshilfe Aschaffenburg überreicht. Nach gespenstigen Einlagen und zünftiger Räuber-Fete wird kurz vor Mitternacht verkündet, wer den „SRL 94" gewonnen hat. Am Besten abgeschnitten haben die „DINOS", eine JRK- Gruppe aus Erfurt, zweiter wird die Gruppe des JRK- „Berlin Tempelhof 13" und dritter Sieger die „Sinsheimer Stinkmorcheln". Alle drei Gruppen erhalten den SRL-Pokal 1994, einen kleinen „Spessarträuber" und die SRL - Gedenkmünze als Preis. Die JRK-SRL-Megafete nähert sich dem Höhepunkt und geht noch bis in die frühen Morgenstunden.

Im nebeligen Morgengrauen des Sonntag „erlegen „ eifrige "Jäger und Sammler" im wahrsten Sinne des Wortes unsere „Bayerische Jugendrotkreuz- und Deutsche JRK- Fahne"!!
Es gibt nun zwei Möglichkeiten:
1. Die Gruppe(n), die unsere Fahnen geklau... äh .... ausgeliehen hat, schickt sie uns einfach zurück, denn „wer JRK-Fahnen klaut, oder geklaute Fahnen in Umlauf bringt wird im nächsten Jahr mit Zwangsteilnahme am S-R-L verpflichtet!!!!"
2. Falls die beiden Fahnen nicht wieder in unseren Besitz gelangen, müssen alle Gruppen, die am SRL-94 teilgenommen haben auch 1995 wieder mitmachen!!!
Also überlegt euch gut, ob ihr dieses Risiko eingehen wollt und schickt uns die beiden JRK-Banner wieder zurück (ihr wurdet nämlich beim Klau ... , „sammeln ., beobachtet).