Achtung Aufnahme: Nasenbeinbruch die Dritte

Scheinwerfer verbreiten gleissendes Licht. Kabel liegen kreuz und quer im Raum. Ein Mädchen wird geschminkt, mit Puder der Glanz von der Stirn retuschiert.

N.N.
Ralf Weiskopf
4/1994

Eine häßliche Verletzung „ziert" ihren Arm. Der Drehort ist kein Filmstudio in Geiselgasteig, sondern der ansonsten eher trist wirkende Lehrsaal II des KV Kitzingen. Gedreht wird ein Lehrfilm zur Schulung in Realistischer Unfalldarstellung (RUD), der nach seiner Fertigstellung bayernweit zum Einsatz kommen soll. Produzent - um im Filmjargon zu bleiben - ist Thomas Lindörfer, Vorsitzender des JRK Bezirksausschusses Unterfranken. Für die Technik ist die Firma Issig-Media-Service zuständig. Vor der professionellen Betacam S Kamera, die sendefähige Aufnahmen ermöglicht, agieren neben Thomas die Mitglieder des Jugendrotkreuzes Kitzingen.
Wie aufgeregte Hühner laufen die 10 bis 14 jährigen Mädels durcheinander. „Ruheee ... !" tönt es. Dann herrscht atemlose Stille. Die nächste Szene wird gedreht. Eine Verletzung erscheint in Großaufnahme auf dem Kontrollmonitor. Mit ruhiger Stimme erklärt Thomas die Situation, beginnt mit der Versorgung der Wunde, beschreibt den Vorgang. Dann das Kommando „Schnitt".
Drei Drehtage sind geplant, für die Aufbereitung und Unterlegung des Werkes mit Animation zusätzlich weitere neun Tage. „Wir arbeiten ohne Script in Anlehnung an den RUD-Lehrgang. Der Film entsteht mehr spontan aus eigener Kreativität heraus", so Thomas. Wenn der 45 minütige Streifen fertig ist, steht dem BRK ein Lehrfilm zur Verfügung, mit dem „realistische Unfalldarstellung" gezeigt werden soll. „Die Helfer sollen lernen, mit den zur Verfügung stehenden Materialien umzugehen und deren Eigenschaften bestmöglich zu nutzen", meint Thomas, der bei zahlreichen Übungen sein Können als „Maskenbildner" ebenso unter Beweis gestellt hat, wie die kleinen „Hauptdarstellerinnen". (Thomas Lindörfer)

Neukonzeption der Ausbildung in Realistischer Unfalldarstellung Die RUD ist eine bekannte Ausbildung im gesamten BJRK. Durch die notwendige Kreativität ist diese Art der Ausbildung meines Erachtens die flexibelste und Referenten-spezifischste im gesamten BRK. Der Weg kann grundsätzlich verschieden sein, das Ziel einer realistischen Darstellung muß jedoch erreicht werden. Leider gab es weder für den Grund- noch für den Aufbaulehrgang im BRK einen Leitfaden - lediglich ein Script der JRK Bundesebene von 1985. Aus diesem Grund schrieb die Lehrgruppe des BRK Unterfranken einen Entwurf des Leitfadens für die Grundausbildung. Dieser Entwurf liegt zur Stellungnahme nun bei den weiteren RUD-Lehrgruppen im BRK. Der Entwurf des Leitfadens für den Aufbaulehrgang liegt bereits erarbeitet in der Schublade. Eigens für den Schminker und ebensfalls für den Mimen wird ein dazu passendes Merkheft erarbeitet. Als medienpädagogisch sinnvoll erachtet, steht für die RUD-Ausbilder in Kürze ein Video mit den gängigen Schminktechniken zur Verfügung. In der Zukunft steht eine grundsätzliche Neu-Überarbeitung der gesamten Ausbildung im Raum, da der Bereich "Mimik", sowie die Verwendung von Wachs (als Ersatz von Knet und Make-up) in den Leitfaden stärker Einzug halten sollte. (Thomas Lindörfer)