Der Juniorhelfer-Kurs: mehr als Erste Hilfe

Was ist offene Kinder- und Jugendarbeit? Hier können alle interessierten Kinder und Jugendlichen in die Gruppenstunden kommen, sich an Programmen des Jugendrotkreuzes beteiligen oder sich selbst mit Aktionen und Ideen einbringen. Erscheinen ist nicht Pflicht. Wer keine Lust mehr hat, der bleibt einfach weg. Die Erfahrung zeigt, viele Kinder und Jugendliche - durch erste Kontakte und Erlebnisse mit den JRK-lern motiviert entschließen sich, fest dem JRK beizutreten. Diese Art der Öffentlichkeitsarbeit lohnt sich - ein Bericht von Silvia Grammon, Gruppenleiterin aus Bayreuth.

Silvia Grammon
3/1994

Vorbereitungen

Mein Ziel war klar definiert: Eine größere Anzahl von Kindern und Jugendlichen anzusprechen, sie auf alltägliche Gefahren hinzuweisen und in die Grundlagen der Ersten Hilfe durch Kinder einzuweihen. Aber es sollte kein normaler Juniorhelferkurs werden, da mir noch zwei weitere Punkte wichtig waren: Zum Einen wollte ich die Kinder bewußt zu einem gewaltfreieren Verhalten hinführen, zum Anderen sie mit dem Gedankengut des Jugendrotkreuzes vertraut machen. Hierfür ist der Juniorhelferkurs sehr gut geeignet. Um möglichst viele Kinder anzusprechen, schrieb ich einen Artikel für die Kinderseite der Tageszeitung und bat darin um telefonische Anmeldung. Der Artikel hatte zur Folge, daß der Kurs bereits nach 15 Minuten belegt war. Unzähligen weiteren Anrufern mußte ich absagen. Nun fehlten mir nur noch einige zuverlässige Helferinnen,die ich aber in meiner Jugendgruppe problemlos fand. Simone, Phuong und Silke erklärten sich gleich bereit, mich ein wenig zu unterstützen. Freitagmittag ging es dann los. Vom Vorbereiten der Namensschilder bis zur Teilnehmerliste, den Kopien, Folien, Spielen und den Verbandsmaterialien mußte alles bereitgestellt werden.

Der Kurs

Dann waren auch schon die Kinder da und verlangten die ganze Aufmerksamkeit. Auf die Frage, was das Jugendrotkreuz ist und was man da so macht, mußte ich nicht lange warten. Bereits nach den ersten Sätzen am Anfang, in denen ich erzählte, daß ich Gruppen im Jugendrotkreuz leite, wurde ich regelrecht ausgequetscht. Und da Bilder oft mehr sagen als viele Worte, hatte ich für die Pausen das JRK Album vom letzten Jahr bereitgelegt. Der Kurs erfogte an drei aufeinanderfolgenden Freitagen, so daß neben den Inhalten zum Juniorhelfer auch genug Zeit blieb, mit den Kindern ins Gespräch zu kommen und in den Pausen das Gelernte bewußt anzuwenden. (Nicht den Gang entlang rennen, langsam die Treppe hinuntergehen u.s.w.). Es war auch genügend Zeit für Spiele, um die Zusammengehörigkeit zu fördern. So war es möglich, die Kinder viel selbst reden zu lassen, sich von ihren Erlebnissen mit Mitschülern berichten zu lassen; die ihnen z.B. ein Bein stellten - bis hin zu den Gefühlen, die sie als Opfer oder auch Zuschauer hatten. Kindererzählungen sind erfahrungsgemäß für andere Kinder nachvollziehbarer und somit einprägsamer. So habe ich den Eindruck, daß „meine" stolzen Juniorhelfer in Zukunft nicht nur vorausschauender handeln, sondern auch verantwortungsbewußter miteinander umgehen werden.

Höhepunkte

Zum Abschluß erlebten die Kinder dann eine realistische Unfalldarstellung. Das Schminken der Wunden begeisterte sie. Natürlich betreuten sie die 'Verletzten' auch und kümmerten sich um eine sachgerechte Versorgung der Wunden. Dies war, gemeinsam mit den Photoaufnahmen und Fragen der Presse einer der Höhepunkte für die Kinder. Die feierliche Überreichung der Juniorhelferaus weise und der Jugendrotkreuz Reflektionsbärchen war der zweite Teil der versprochenen Überraschung.

Ergebnis

Mir selbst hat der Kurs viele neue kleine Freundinnen und Freunde gebracht. Und zur Nachtwanderung, die wir vom JRK Bayreuth am darauffolgenden Freitag durchführten, fanden sich über die Hälfte der Kinder dieses Kurses wieder im Jugendrotkreuz ein.

Prädikat

Zur Nachahmung empfohlen!