Internationale Pädagogentagung in Wien

Mehrere Internationale Rotkreuz-Konferenzen haben dem Roten Kreuz einen klar definierten Erziehungsauftrag zugesprochen, dessen Ausführung hauptsächlich dem Jugendrotkreuz übertragen wurde.

Gerhard Grimm
2/1991

Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Arbeit des Roten Kreuzes in und mit den Schulen gelegt, wobei Internationale Pädagogentagungen klare Aussagen geliefert haben. In der Nachkriegszeit hat es auch einmal eine derartige Konferenz für den deutschsprachigen Raum gegeben, die aber über Jahrzehnte keinen Nachfolger mehr fand. Erst das Wiedererwachen der Schularbeit im DRK, ausgehend von Erste-Hilfe-Kursen und Schulsanitätsdienst, hat zu neuem Nachdenken Uber Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit den Schulen geführt. Nach einem ersten beginnenden innerdeutschen Erfahrungsaustausch auf Initiative des JRK Baden-Württembergs, an dem sich Bayern und Niedersachsen beteiligten, gelang der Blick über die Grenzen: man schielte auf Österreich, das in den Schulen weit verbreitet ist. Bald entstand zwischen DRK und ÖJRK die Idee zu einer weitergehenden Zusammenarbeit und das ÖJRK konnte im Namen des Österreichischen Kultusministeriums zu einer Pädagogenkonferenz nach Wien einladen. Vertreter aus Österreich, Ungarn, Rumänien, der Tschechoslowakei und Deutschland (Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen) trafen sich auf Schloß Neuwaldegg bei Wien. Das ÖJRK hatte alles vorbereitet um durch ein auflockerndes
Rahmenprogramm den Einstieg in die Thematik so leicht wie
möglich zu machen. Obwohl die Teilnehmer Quer Beet aus allen Schularten kamen und die unterschiedlichsten Voraussetzungen mitbrachten, verstanden sich alle binnen kürzester Zeit bestens und gingen voller Elan in die Arbeitsgruppen. Herr Hofrat Sretenovac, Vertreter des Kultusministeriums im Ruhestand und Gedankensammler des ÖJRK, hatte mit einem scharfsinnigen Referat über die Situation der Jugend und die Schularbeit des JRK den Einstieg geebnet und befruchtete auch die Arbeitsgruppen durch pointierte Zusammenfassungen und lenkende Hinweise. An drei Tagen wurden drei Themenbereiche in drei Altersstufen angegangen - mehr war im gesteckten Rahmen auch nicht zu erreichen und es sollte eine Fortsetzung in den nächsten Jahren vorgesehen werden. Die Altersstufen betrafen: Primarstufe, Sekundarstufe I und Sekundarstufe II. Die Themen umfaßten:

- Humanitäres Völkerrecht
- Gesundheitserziehung
- Erste Hilfe


Anfänglich kam es zu gewissen Verwirrungen, da Begriffe im Deutsch Österreichs und Deutschlands durchaus verschiedene Bedeutung haben können und die Schulsysteme der Nationen, aber selbst der deutschen Bundesländer, viele Variationen aufweisen, die nicht leicht übertragbar und erklärbar waren. Nach einer Abklärungsphase ging's dann bedeutend leichter. Betreut von Moderatoren wurden innerhalb der Gruppen vor allem Ist-Stände ausgetauscht und nach Soll-Zuständen geforscht. Lösungen konnten nur andeutungsweise angekratzt werden und müssen nun wohl von Kleinteams den lokalen Erfordernissen entsprechend geschaffen werden. Wichtig war aber vor allem der Austausch von Materialien, da erkannt wurde, daß vieles mit leichten Änderungen übernommen werden kann, was Eigenschöpfungen erübrigt. Ein richtungsweisender Entschluß des JRK innerhalb des Roten Kreuzes: Man muß nicht alles selbst schaffen, man kann sich auch austauschen. Fazit war jedenfalls: Alle drei Themenbereiche sind in allen drei Schulstufen in allen Ländern, wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten, mit Hilfe des JRK zu verwirklichen. Der Ansatz ist gemacht und sollte aktiv weiterverfolgt werden. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf die Einbeziehung und Förderung der schwächeren Partner gelegt werden: Rumänien, Ungarn und die Tschechoslowakei konnten hochfliegende Traumpläne immer wieder der Realität näher bringen, sind doch AV-Medien nicht einsetzbar, wenn alle Schulen eines Landkreises nur über einen Filmprojektor verfügen (von Video gar nicht zu reden), oder hilft die beste Plakatserie über Zahnhygiene nichts, wenn es keine Zahnpasta zu kaufen gibt. Die Tagung hat die Beteiligten zur Weiterarbeit ermuntert und sollte auch bisherigen Zweiflern Mut machen: Schularbeit läuft in so vielen Ländern, sie kann es auch bei uns wieder tun. Die Ergebnispapiere aller Arbeitsgruppen können sich interessierte JRKler gerne bei der baff-Redaktion anfordern.