100. Landesaußschußsitzung des BJRK

Es ist Freitagabend. Alles sitzt und wartet. Bayern ist groß und außer Helmut Schid haben die Vertreter des BV Ober- und Mittelfranken noch nicht nach Mehring-Hohenwart gefunden.

N.N.
1/1994

Der BV Oberbayern hat den LAJ zu seiner 100. Sitzung in dieses idyllische, kleine Dörfchen nahe der österreichischen Grenze eingeladen. Nichts liegt näher, als daß sich die Säumigen mit der Ausrede vom weitesten Weg zu rechtfertigen suchen. Aber damit haben sie keine Chance. Denn die Vorsitzende Renate Schmidt ist eigens aus Bonn angereist und als Gast (aus Hamburg kommend) beteiligte sich an dieser Landesausschußsitzung Olaf Jantzen, derzeitiger JRK-Bundesleiter. Nach den anfänglich gegebenen Kurzberichten war mit dem Erscheinen der Ober-/Mittelfranken Beschlußfähigkeit erreicht und es konnte gleich zur Sache gehen. Mit dem Bundesleiter Olaf Jantzen einigte sich der Bayerische Landesverband, in Zukunft intensiver auf der Bundesebene mitzuarbeiten. Außerdem versicherte der LAJ dem Bundesleiter, daß nichts dagegen einzuwenden sei, wenn zukünftig nicht nur die Bezirksverbände, sondern auch die Kreisverbände von der Bundesebene direkt mit Ausschreibungen und dergleichen versorgt werden. Ähnlich wird in Zukunft auch die Landesebene verfahren. Die Landesvorsitzende machte deutlich, daß sie generell keine Freundin von Herrschaftswissen sei und für eine komplikationslose und flüssige Informationspolitik eintrete. Eine hitzige Diskussion entbrannte, als es um die Beziehung zwischen Wasserwachtjugend und Jugendrotkreuz ging. Schon zu Beginn spielte um den Mund einiger LAJ-Mitglieder ein süffisantes Lächeln in Erwartung des Spektakels. Streitpunkt - nun schon seit Jahren - ist, inwieweit die Wasserwachtjugend in das Jugendrotkreuz eingebunden wird. Und zu jeder LAJ-Sitzung wird er aufgerollt: Die Wasserwachtjugend möchte möglichst eigenständig bleiben; das Jugendrotkreuz möchte mehr Annäherung und nicht nur zahlender Partner sein. Da in der Diskussion, zwar mit steigender Leidenschaft, aber doch nur die alten Standpunkte ausgetauscht wurden, bereitete Renate Schmidt dem Theater nach weingen Minuten ein Ende: "Es muß doch möglich sein, daß sich erwachsene Menschen endlich zusammenraufen. Und die eine Gruppe einsieht, daß es Menschen gibt, die gern ins Wasser gehen und eine gewisse Eigenständigkeit bewahren möchten. Und die zweite Gruppe einsieht, daß sie ohne die anderen keine Chance haben." Sprachs und ging zum nächsten Tagesordnungspunkt über - aktuelle jugendpolitische Tendenzen, wie die Fördern von Jugendarbeit nach dem neuen Jugendhilfegesetz. Ergebnis: Aufgrund der unklaren Gesetzeslage wurde beschlossen, daß alle Anträge auf Zuschüsse, nicht wie vorgesehen auf Gemeindeebene, sondern weiter auf Kreisebene eingereicht werden sollen. Danach erläuterte Thilo Fleischmann den Landesausschußmitgliedern den Haushaltsplan für das JRK auf Landesebene. Auf die Frage nach den Verantwortlichkeiten, wurden unterschiedliche Meinungen vertreten, so dass der Vorsitzender der Ausruf "Das ist ja alles höchst eigenartig!" entschlüpfte. Über die Verantwortlichkeiten soll auf der nächsten Landesausschußsitzung gesprochen werden. Mit diesem Punkt war es 20.00 Uhr, die Sitzung wurde geschlossen und die Türe aufgetan für die eigentlichen Gastgeber aus Oberbayern. Renate Schmidt begrüßte den Bürgermeister, Herrn Eberheißing, die Stellvertretende Geschäftsführerin von Oberbayern, Frau Schleicher, den Kreisgeschäftsführer von Altötting, Herrn Neuheuser, die Stellvertretende Vorsitzende des KVs, Frau Nesset und weitere Persönlichkeiten der Vorstandschaft des KV Altötting. Ein langer Abend für die LAJ-Mitglieder folgte. Viele Diskussionen drehten sich schier endlos um die Probleme im Jugendrotkreuz. Am nächsten Morgen nahm Renate Schmidt das Zepter sofort wieder in die Hand, leitete die Diskussion straff und konzentriert. Obwohl sie nebenbei Unterschriften unter Urkunden setzte, sich mit ihrem Stellvertreter und dem Referenten beriet und sich immer wieder mit ihr unbekannten Strukturen des Jugendrotkreuzes auseinandersetzen mußte, ließ sie keine Zeit, endlose Diskussionen zu führen, sondern drängte auf Ergebnisse. Der LAJ möchte die Anerkennung der Mitgliedschaft für Ehrungen von 10 auf 6 Jahre herabsetzen. Ein entsprechender Antrag geht an den Landesvorstand. Eine breit angelegte Initiative soll für mehr Kindergruppenleiter sorgen. Über das "Wie" waren sich anfangs nicht alle LAJ-Mitglieder einig. Dabei verstieg sich die Diskussion schon mal in Ungereimtheiten. Dann holte Renate Schmidt mit einem "da sträubt sich etwas in meinem Systemanalytikerinnenherzen" die Leute wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Über das vorgelegte Konzept zur Ausbildung von Führungskräften im BRK wurde lange und heftig diskutiert. Ergebnis: Die Grundausbildung des JRKs soll als Eingangsvoraussetzung für den Lehrgang "Gemeinschaftsleiter/in" anerkannt werden, dann soll dieser den ersten Teil "Leiter der Jugendarbeit" ersetzen und den örtlichen JRK-Leitern angeboten werden. Das Konzept der Erwachsenengemeinschaften zur "Grundausbildung für Leitungs- und Führungskräfte" wird so akzeptiert. Das JRK führt jedoch seine Grundausbildung nach dem alten, bewährten Konzept durch, bleibt aber gesprächsbereit, um in Zukunft eine inhaltlich gleiche Grundausbildung mit den Erwachsenengemeinschaften zu erreichen. Thilo Fleischmann, Referent, berichtete von der Zusammenarbeit mit den Landesverbänden Nordrhein und Westfalen/Lippe. Folgende Arbeitshilfen werden von den drei Landesverbänden noch in diesem Jahr erstellt: Ernährung in und für die Schule, Spielvelo, Ausländerfeindlichkeit, Babysitterdienst, Umwelt. Für das Leistungsabzeichen wurde ein neues Konzept vorgestellt. Statt der aufsteigenden Struktur von bronze, über silber nach gold, wird es in Zukunft parallele Strukturen in Form verschiedener Farben aufweisen. Die Arbeitsgruppe, die den Juniorhelfer entwickelt hat, soll ein entsprechendes Erste Hilfe-Lernprogramm für die 5. und 6. Klassen entwickeln. Die Vorsitzende beendete die Sitzung mit folgendem Resümee:" Die Schwaben wissen Bescheid, wenn's um Geld geht und die Ober-/Mittelfranken kennen sich in allen anderen Bereichen aus." Weitere Diskussionen wurden für die nächste Sitzung aufgehoben - auf daß der Stoff nie ausgehe!

Für die Durchführung der Wettbewerbe wurden folgende Termine festgelegt:

Kreiswettbewerbe: 29. April - 1. Mai
Bezirkswettbewerbe: 17. Juni -19. Juni
Landeswettbewerb: 8. Juli - 10. Juli

JRK Bundesleiter Olaf Jantzen: Darf ich vielleicht auch mal was sagen?
Es gibt Frauen im Landesausschuß, da stehen die Männer Schlange (vlnr: Paul Höfling, Reinhard Dümler, Doris Heid, Stefan Keller)
"Durch ein Weinglas betrachtet sieht die Welt gleich viel freundlicher aus!" (Christine Haugg und Kai-Uwe Kugelmann)
"Und bist Du nicht willig, so brauch ich Gewalt." So werden im Landesausschuß einstimmige Beschlüsse erreicht (Stefan Gruber, Christine Haugg)