Krumme Füße und linke Hände

Krumme Füße und linke Hände - davor hatte ich Angst, als ich zum Tanz- und Seidenmalseminar fuhr, das vom 23. bis 25. Oktober in der JRK-Freizeitanlage Gräfensee (genannt Datscha) fuhr.

Thomas Lindörfer
4/1992

Mit diesem Seminar versuchten erstmals die JRKIer aus dem Bereich Kitzingen die beiden musischen Bereiche Tanzen und Seidenmalen unter einen Hut zu bringen. Allerdings tauchte schon bei der Vorbereitung die Frage auf: Werden wir genug Jungen bekommen, die an so etwas Interessen haben???

Seide und Malrahmen

Nach anfänglichen Zögern versammelten sich alle Teilnehmer. Um den "mechanisch" orientierten Jungen entgegenzukommen, sollten sie am Freitag abend die Seidenmalrahmen, die am nächsten Tag benötigt wurden, herstellen. Da Johannes, einer der Teilnehmer und JRKGruppenleiter, als Zimmermann mit Holz umzugehen weiß, wagte man sich ans Sägen, Fräsen, Bohren und Schleifen. Zur gleichen Zeit erklärte Petra Talkner den weiblichen Teilnehmern die verschiedenen Techniken im Seidenmalen - Miniaturmalerei für Broschen und Glückwunschkarten, die Gutta-Technik, Verlaufsformen für Schals und Tücher uvm. Auch die Malvorlagen und Hilfsmittel diverser Handbücher wurden dabei besprochen. Zwischenzeitlich waren die Jungs mit den Rahmen fertig und ließen sich das Versäumte im kleineren Kreis konzentriert wiederholen. Anschließend sollte eigentlich das Programm für diesen Abend abgeschlossen sein und der"gemütliche"Teil beginnen, doch es waren alle derart motiviert, daß sie bis Mitternacht die ersten kleineren oder größeren Kunstwerke auf Seide malten. Am nächsten Morgen gab es erstmal ein SUUUUUUPER-Frühstück - Dank an die Küche! Der Kaffee und die frischen Brötchen mit Wurst, Marmelade und Honig, die verschiedenen Müslis und der Streuselkuchen und der Eierlikörkuchen und der Marmorkuchen öffneten die Augen und stimmten den verregneten Samstag ganz gut ein. Dank der praktischen Konzeption der Datscha wurde im Dach auf einem Matratzenlager geschlafen, im Aufenthaltsraum im Erdgeschoß am Kaminofen gefrühstückt und gemalt und im Keller an den Rahmen gearbeitet. Die Jungs konnten am Vormittag grelle Krawatten malen, die Mädels zogen es vor, die für Lampenschirme, Kissen und Tücher gefertigten Rahmen einzuweihen.

Rock´n´Roll-Vorführung

Nach dem üppigen Mittagessen mußten die angefressenen Bäuche abtrainiert werden. So zeigte uns Ute Müller mit Partner die aktuellen Tanzschritte für den Langamen Walzer, den Wiener Walzer und den Cha-Cha. Ihr hattet sicherlich alle schon einmal einen Tanzkurs. Unsere Erfahrungen waren die, daß man die Kerls erst mit der Peitsche auf die Tanzfläche treiben mußte, doch hier ganz anders. Wir wissen nicht, ob es an der hübschen Tanzlehrerin gelegen hat....? Jedenfalls waren alle sehr motiviert, und wir konnten große Erfolge feststellen. Einige konnten schon etwas tanzen, manche noch nicht und wiederum einige werden wohl noch etwas brachen, bis sie ihr erstes Tanzsportabzeichen machen können (Hi, hi, hi, viele hatten schwarze Schuhe an, und man sieht die Fußabdrücke der Partner darauf immer so gut...) Unsere Tanzlehrerin hatte extra für uns noch eine große Rock'n'roll -Vorführung mit ihrem Partner einstudiert - mit Überschlägen, Würfen, Italiener und Teller usw. einfach begeisternd. Natürlich konnten wir auf unserer Datscha gut tanzen, da wir das Dachgeschloß von den Matratzen geräumt - als einen großen Saal mit Parkettboden gebaut hatten.

Interkulturelles Denken - nicht reden, handeln

Diese beiden Begriffe vereinten wir, als unsere Heidi einen perfekten Bauchtanz vorführte, da wir leider die Originalmusik vergessen hatten, mußte sie auf einen Lambadatanzen. Als Gewänder wurden die gemalten Seidentücher perfekt um ihren Körper gebunden und mit einem Schellengürtel - bestehend aus Flaschenöffnern, Löffeln und Zitronenpressen fertigten wir das Outfit einer Bauchtänzerin. Erwähnt sei an dieser Stelle, daß unsere Heidi bereits seit mehreren Jahren die Bauchtänzerei trainierte. Der Sonntag morgen begann wieder mit einem SUUUUUUPER-Frühstück (Rest siehe oben.) Danach ging es mit dem Tanzen gleich weiter. Rumba, Tango, Disco-Fox rundeten das Programm ab, und zum Schluß wurden alleTänze nochmals einstudiert. Nach dem Mittagessen und dem gemeinsamen Säubern der JRK-Freizeitanlage des BRK-Kreisverbandes Kitzingen freuten sich alle Teilnehmer auf einen ruhigen Sonntag nachmittag und selbstverständlich auf ihr Bett, denn ein Seminar auf der Datscha ist immer sehr schlafraubend.

Übrigens: die Freizeitanlage ist ganzjährig nutzbar,behindertengerecht, als Selbstversorgerhaus konzipiert und verfügt über Duschen und Toiletten, die nach Jungs und Mädel getrennt sind. Informationen gibt es bei der Geschäftsstelle des BRK-Kreisverbandes Kitzingen, Schmiedelstraße 3, 8710 Kitzingen, Telefon 09321/4000. Termine für Wochenendseminare, Klausurwochenenden und Ferienfreizeiten anno '93 sind noch vorhanden.