Eine optisch schöne Schwellung

5 Jahre oberbayerische RUD-Lehrgruppe

Walter Knecht jun
2/1992

Im Frühjahr 1986 fand in Glonn ein Lehrgang für Realistische Unfall-Darstellung statt. Den Referenten Michael und Martin fielen dabei besonders drei Teilnehmer auf: Gerti, Heinz und "Weuda". Die Idee, eine Lehrgruppe aufzubauen, war geboren und im Herbst die Gründung durch den Bezirksausschuß Jugendrotkreuz in Oberbayern bestätigt. Die Realistische-Unfall-Darstellung steht auf drei Säulen: dem Schminken von echt aussehenden Verletzungen, dem richtigen Verhalten der Mimen und dem Aufbau eines dazu passenden Umfeldes. Diese Säulen den Teilnehmern zu vermitteln, ist das Ausbildungsziel eines Einführungslehrganges. Im Aufbaulehrgang geht es um die Planung und Vorbereitung einer Großübung aus der Sicht der RUD, die Rechte und Pflichten des Übungs- bzw. Mimgruppenleiters, Einblicke in die erweiterte Schminktechnik und wichigste Fragen in Versicherungsangelegenheiten. Unser Bestreben ist es, gute und verantwortungsbewußte Schminker und Mimen flächendeckend auszubilden, damit die RUD in allen Bereichen der Ausbildung als fester Bestandteil einbezogen werden kann.
Die Lehrguppe ist ferner bei Wettbewerben auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene tätig. Im Sommer 1987 hatten wir anläßlich des Fachdienstlagers in Königsdorf mit unserem inzwischen auf 10 Mitglieder angewachsen Team unseren ersten Auftritt. Hier wurde auch eine zweite Fassung für die Abkürzung RUD geprägt: Räuber - von falschen Vorstellungen im Umgang mit Material - Und Diebe - und dem Stehlen der Illusion, daß man mit uns und unseren Mimen nach Belieben verfahren kann. Natürlich gab es im Laufe der 5 Jahre auch einige personelle Veränderungen. So wurde 1991 Michael Weisky durch Heinz Gräfensteiner als Lehrgruppenleiter abgelöst. Zuwachs erhielt das Team durch das Maskottchen "SEG", den Plüschhund.

...und hier folgt ein kleiner Einblick in unsere Arbeit: das Schminken von Gelenkverletzungen und Verstauchungen...

Zum Schminken von Verstauchungen bzw. Gelenkverletzungen gibt es zwei grundlegend verschiedene Formen, die sich insbesondere vom Zeitaufwand her sehr stark unterscheiden.
a) Bei der Verletzung am Sprunggelenk benötigen wir einen Wattebausch in der Größe einer Tomate. Diesen platzieren wir am Außenknöchel des Sprunggelenkes und ziehen den Strumpf darüber. Danach wird der Wattebausch so verformt, daß sich am Sprunggelenk eine optisch schöne Schwellung ergibt. Jetzt ziehen wir noch den anderen Schuh über den Vorfuß, d.h. wenn der linke Fuß geschminkt wird, nehmen wir den rechten Schuh und umgekehrt. b) Die langwierigere Form des Schminkens ist am Handgelenk erforderlich und ist auf die schwierigen Hautverhältnisse zurückzuführen. Wir benötigen eine etwa pfirsichgroße Modellierkittkugel, die Farbpasten dunkelrot und blau sowie einen Schwamm. Die auf dem Außenknöchel des Handgelenkes aufgelegte Modellierkittkugel wird an den Rändern mit dem Daumen verstrichen. Dabei ist darauf zu achten, daß mit dem anderen Daumen gegengezogen wird, d.h. die Faltenbildung des Modellierkitts soll damit verhindert werden. Jetzt werden mit dem Finger einzelne Farbtupfer der beiden Farbpasten dunkelrot und blau auf den anmodellierten Kitt aufgetragen. Danach werden mit dem Schwamm durch tupfende Bewegungen die einzelnen Farbtupfer vermischt, bis eine bläulich-lilafarbene Verfärbung eintritt. Danach legt der Mime die verletzte Hand in die Gesunde und knickt das verletzte Handgelenk nach innen.

Zur Mimik

Bei der Sprunggelenkverletzung sitzt der Mime wenn möglich auf dem Boden und läßt den verletzten Fuß gerade aufliegen. Er wird den gesunden Fuß hin und her bewegen, sowie mit den Händen den verletzten Fuß festhalten. Je nach Situation kann sich der Mime auch im Sitzen nach hinten wegbewegen. Bei der Handgelenkverletzung sollte der Mime mit der Schulter etwas nach vorne gehen. Auch hier wird er sich im taumelnden Gang von der Unfallstelle wegbewegen.

Schmerzäußerungen

Hierbei sollte der Unfallhergang nochmals genau durchdacht werden, damit die Schmerzäußerungen dem Unfallgeschehen entsprechend ohne Übertreibung dargeboten werden. Bei diesen Verletzungen ist der Mime sehr gefordert. Er muß sich nämlich auf den Ersthelfer konzentrieren, damit bei sachgerechter Ersten Hilfe die Schmerzäußerungen nachlassen oder im umgekehrten Fall zunehmen.

Zur Gesamtsituation einige Beispiele:

Bei den aufgeführten Verletzungen bieten sich alle Sportarten an, die es gibt. Auch bei einem normalen Spaziergang oder einer Schlägerei können diese Verletzungen auftreten. Der Haushaltsunfall soll hier auch nicht vergessen werden, wenn jemand vom Stuhl kippt oder auf den Fliesen ausrutscht.