Deutsch-tschechoslowakische Begegnung im Forsthaus

"Das waren die schönsten Ferien meines Lebens".

N.N.
3/1992

Mit diesem Lob faßte Katerina aus Kromeriz in der Tschechoslowakei die Woche zusammen, die sie mit ihren Freundinnen und ihrer Lehrerin im Kreis Aschaffenburg verleben konnten. Auf Einladung des Jugendrotkreuzes lebten die jungen Tschechen mit hiesigen Jugendlichen der Wasserwacht unter der Leitung von Matthias Zimmermann aus Flösbach zusammen. Untergebracht war die Gruppe in einem Forsthaus, weit weg von den Annehmlichkeiten des bequemen Lebens. So mußte gemeinsam Holz gehackt werden, bevor man sich eine Mahlzeit kochen konnte, das Wasser floß nicht sofort aus der Leitung, sondern wurde von Hand gepumpt. Strom, elektrisches Licht  oder gar Fernsehen waren Fremdwörter. Und gerade das gemeinsame Arbeiten schweißte die Jugendlichen zusammen. Sie kochten gemeinsam, kauften gemeinsam ein und verbrachten die Tage entsprechend den gemeinsamen Interessen. "Die Großstadt Frankfurt sehen", war der erste Wunsch der Gäste. Nach einem Besuch des Flughafens mit Besichtigungsrundfahrt und ausgiebiger Information hatten sie beim Stadtbummel Gelegenheit dazu. Aber auch der bayerische Untermain kam nicht zu kurz. Miltenberg und der Engelsberg waren
Stationen des Ausflugs. Unbedingt mußte das Schloß Mespelbrunn besichtigt werden, das den Tschechen von Filmen her bekannt war. Ihre Heimatstadt Kromeriz liegt in einem weiten, landwirtschaftlich genutzten Tal. So bestand bei den Besuchern ein großes Interesse, den Ablauf der Produktion in einem Industriebetrieb kennenzulernen. Bei Linde bot ihnen der Hösbacher Kolonnenführer Erwin Völker eine Führung an, und die Tschechinnen konnten bleibende Eindrücke vom industriellen Alltag gewinnen. Selbstverständlich befanden sich auch die Einrichtungen des Roten Kreuzes mit auf dem Besuchsprogramm. Die Schülerinnen - durch die Bank Gymnasiastinnen - möchten zum Teil einmal Ärztinnen werden. So nahm sie die Organisation des Rettungswesens in Bayern gefangen. Beim Besuch in der Rettungsleitstelle und in der Rettungswache Aschaffenburg konnten sie erfahren, wie den Menschen nach Unfällen geholfen wird. Nachdem die Betreuer aus der Wasserwachtjugend gekommen waren, hörten die ausländischen Gäste natürlich auch allerhand über die Aufgaben dieser Rotkreuzgemeinschaft. Am Mainparksee durften die Gäste mit dem Boot ausfahren, und sie beobachteten
die Taucher bei ihren Übungen. Beeindruckt waren die Schülerinnen von dem Leben in Aschaffenburg selbst. Besonders beim spätabendlichen Stadtbummel
blickten sie verwundert auf das ungewohnte Treiben. Das Besuchsprogramm artete auf keinen Fall in Streß aus. Viel Zeit blieb für gemeinsame
Gespräche, für das gegenseitige Kennenlernen. Verständigungsprobleme gab es kaum. Die Gäste sprechen zum
Teil deutsch, Englisch wurde als Vermittlung eingesetzt und außerdem verstand man sich bald auch ohne Worte.
Diese internationale Begegnung erfüllte also auch die Aufgabe des Jugendrotkreuzes, der Völkerverständigung zu dienen. "Nicht reden - handeln" heißt
das Motto des Deutschen Jugendrotkreuzes in diesem Jahr, und so war diese Woche eine praktische Umsetzung. Die Trennung nach Ablauf der
Woche fiel noch den zahlreichen gemeinsamen Erlebnissen sehr schwer. Zwei der Gäste ermöglichten deshalb eine Verlängerung und fuhren noch mit
auf das Zeltlager des Jugendrotkreuzes.