Frauen in die Bergwacht

Eine der letzten Männer-Domänen in Bayern ist den Frauen geöffnet worden.

N.N.
3/1992

Auch das zarte Geschlecht muß künftig auf Wunsch in die Bergwacht des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) aufgenommen werden, entschied am Mittwoch die 9. Zivilkammer des Landgerichts München I auf Antrag der 29jährigen Hotelkauffrau Elke Conrad aus Gmund am Tegernsee (Az.: 5192/92). Vorsitzender Eberhard Heiss begründete die nach der mündlichen Verhandlung bereits absehbare Entscheidung mit der im Grundgesetz verankerten Gleichberechtigung von Mann und Frau in Verbindung mit der Monopolstellung, der Bergwacht. Diese finanziere sich zudem überwiegend aus öffentlichen Mitteln, also Zuwendungen und Spenden. Bergwacht-Referent Wilhelm Beeker will vor einer Entscheidung über eine mögliche Berufung die schriftlichen Urteilsgründe abwarten. Wir haben dann vier Wochen Frist, sagte er im Anschluß an die Verkündung des Urteils. Sollte die Entscheidung
rechtskräftig werden, muß das BRK-Referat die Klägerin und andere Interessentinnen als Anwärterinnen aufnehmen, was eine Satzungsänderung notwendig macht. Elke Conrad wird dann der 120 Männer starken Bergwacht
in Rottach-Egern beitreten und die zweijährige Ausbildung absolvieren. Fünf Geschlechtsgenossinnen hätten dasselbe Ziel, erzählte sie. Frau Conrad wies emanzipatorische Beweggründe für ihren Rechtsstreit kategorisch zurück. Die begeisterte Bergsteigerin hat nach ihren Angaben viele Bergwacht-Mitglieder in ihrer Clique. Deshalb habe sie eines Tages brieflich um Aufnahme gebeten, in völliger Unkenntnis, daß die Bergwacht-Satzung bislang Frauen nicht zuließ. Sie sei abgelehnt worden und vor Gericht gegangen: "So einfach war das." Inzwischen habe sie Zustimmung aus ganz Bayern bekommen, sagte sie. Auch innerhalb der Bergwacht selbst habe es durchaus nicht nur Abwehr gegeben, versicherte Elke Conrad.