"Segelunfall" im Stadtbrunnen

Landeswettbewerb in Kirchzell / Ufr. vom 12. -14. Juli 1996

Barbara Maerz
3/1996

Am Samstag, den 13.07.96, gegen 10.30 Uhr kam es in der Stadtmitte von Kirchzell zu einem ungewöhnlichen Vorfall: Sechs Jugendliche im Alter zwischen 18 und 25 Jahren tauchten einen nur dürftig bekleideten etwa Gleichaltigen energisch und mehrfach in das kalte Wasser des dort aufgestellten Brunnens. Zeugen des Geschehens stellten sprachlos fest, daß diese Tat unter dem schallenden Gelächter von Tätern und Opfer ausgeübt wurde. Wie sich nach längerem Zuschauen erleichtert feststellen ließ, handelte es sich bei dieser Aktion um einen Teil des Wettbewerbprogramms der Stufe 3 zum Thema "Erste-Hilfe-Praxis". Die Aufgabe "Bergung und Behandlung eines Segelunfall-Opfers" war hier so naturgetreu nachgestellt worden, wie es die örtlichen Gegebenheiten in Ermangelung eines nahen Teiches oder Flusses eben nur zuließen. Eine - ebenfalls lachende - Sonne gab es allerdings, und die trocknete rasch alle Durchnäßten.
Die Sonne meinte es überhaupt ausgesprochen gut und strahlte ausgiebig über den 105 Teilnehmern dieses Landeswettbewerbs mit ihren fast 50 Betreuern.
Am Freitagabend war Renate Schmidt, Vorsitzende des Landesausschusses des Bayerischen Jugendrotkreuzes, eigens angereist, um den Wettbewerb zu eröffnen, der unter dem Motto stand: "Farbe bekennen, Menschlichkeit zeigen für Kinder mit Behinderungen".
Sie hieß die zahlreich erschienenen Gäste willkommen und gratulierte den 15 teilnehmenden bayerischen Gruppen zu ihrem guten Abschneiden bei den vorausgegangenen Bezirkswettbewerben. Renate Schmidt gab in ihrer Ansprache einen kleinen Überblick über die Bandbreite der JRK-Arbeit, die auch ihren Niederschlag in der Auswahl der Aufgaben dieses Landeswettbewerbs fand: Hier waren Kenntnisse über das Rote Kreuz im allgemeinen, über Umwelt und Gesellschaft, Dienst am Nächsten und Erste Hilfe gefragt neben müsisch-kreativen und sportlich-spielerischen Bereichen.
Bei dieser Gelegenheit stellte sie das neue Feld der JRK-Arbeit vor, das unter dem Motto "Öffnen des Jugendrotkreuzes" steht. Öffnen heißt hier, auch Nicht-Mitgliedern Gelegenheit geben, sich für die Arbeit an kleineren Projekten zu interessieren und zu engagieren. Hierzu gibt es bereits 7 Projektanleitungen zu verschiedenen Themen, weitere sind in Vorbereitung. Die Vorsitzende gab der Hoffnung Ausdruck, daß diese Initiative die Arbeit vor Ort belebt und das Interesse weiterer Jugendlicher, die sich vorerst nicht an einen Verband binden möchten, weckt.
Der Parcours am Samstag hätte besser und pfiffiger nicht ausgelegt werden können, verlief durch abwechslungsreiches Gelände über 9 Stationen zurück zum Rot-Kreuz-Haus, dem Ausgangspunkt. Dort stand für die Hungrigen das Mittagessen bereit und eine Hüpfburg für die Nimmermüden.
Der Nachmittag führte zu der 1 Wegestunde entfernt gelegenen Ruine Wildenburg, wo auf die Gruppe der Kreuzritter, Burgfräulein, Minnesänger, Kellermeister und Hofnarren die kreativen Aufgaben des Wettbewerbs warteten. Eine Suppe vom Lagerfeuer stärkte sodann das Burgvölkchen, bevor es sich nach Turmbesteigung, Spielen, Musik und Gesang das Abendessen vom Grill schmecken ließ und den Rückmarsch nach Kirchzell antrat. Am Sonntagmorgen wurden als Sieger geehrt in der Stufe 1 (257,5 Punkte) und 2 (254,5 Punkte) die Gruppen aus Ober-und Mittelfranken, in der Stufe 3 (260,5 Punkte) die Gruppe aus Oberbayern. Glückwunsch auch von dieser Stelle an die Erstplacierten und große Anerkennung an alle anderen Gruppen, die meist nur knapp die Siegerpunktzahl verfehlt hatten. Ein herzlicher Dank und ein dickes Bravo gehen an die Adresse des JRK und der Rotkreuzgemeinschaft Kirchzell, die diese Veranstaltung hervorragend vorbereitet und ganz großartig betreut haben.