Internationales Jugendcamp in Malaysia

Unter dem Motto "Save our planet for a better tomorrow" veranstaltete der Malaiische Rote Halbmond bereits zum zweitenmal das sog. Kern Kenyalangein internationales Jugendtreffen, welches in Kuching, der Hauptstadt des malaiischen Staates Sarawak, vom 30. Mai - 6. Juni '97 durchgeführt wurde.

Markus Tourbier
Markus Tourbier
4/1997

Hauptanliegen dieser Veranstaltung waren neben dem Aspekt der Völkerverständigung Diskussionen zu folgenden Themen: Jugend des Roten Kreuzes und Roten Halbmondes auf dem Weg ins nächste Jahrtausend, Förderung des Umweltschutzes durch Recycling als elementare Aufgabe der Jugendarbeit im Roten Kreuz und Roten Halmond im Sinne eines Dienstes an der Gesundheit. Dazu wurden aus unterschiedlichen Nationen Delegationen eingeladen, die aus jeweils zwei Delegationsteilnehmern und einer Delegationsleitung bestanden. Als deutsche Delegation gingen Anja Merthens, Katrin Kloth aus dem LV Niedersachsen und Markus Tourbier aus dem LV Bayern auf große Reise. Nach einer Ausschreibung der Maßnahme durch das Generalsekretariat im Februar dieses Jahres schickte ich meine Bewerbung für die Teilnahme ab, und bereits wenig später wurde ich für die Delegation nominiert, worüber ich mich natürlich unglaublich gefreut habe. Insbesondere da ich noch nie an einer Delegationsreise teilnehmen konnte und bis dahin auch kein Land außerhalb Europas je zuvor bereist hatte, war dies ein ganz besonderer Moment für mich. Aufgrund fehlender Informationen des Gastgebers kam das endgültige O.K. nach langem Hin und Her erst zwei Wochen vor Reisebeginn, was leider nur eine eingeschränkte Vorbereitung auf das Treffen ermöglichte. Nach einem zwölfstündigen Flug über Kuala Lumpur nach Kuching erwartete uns eine unvergeßliche Woche im Land des Lächelns, in der wir die malaiische Kultur und das Land mit seiner unglaublich vielfältigen Flora und Fauna hautnah miterleben durften. Leider entsprach das als internationales Jugendtreffen ausgeschriebene Camp eher einem südostasiatischen Treffen, da außer Finnland, England und unserer Delegation keine der knapp 90 Teilnehmer aus einem anderen Kontinent stammten. Das Camp war insgesamt sehr straff organisiert, so daß eigentlich kein persönlicher Freiraum zur Verfügung stand und wir von einem Ort zum anderen regelrecht gehetzt wurden, aber dadurch bekamen wir in der kurzen Woche unwahrscheinlich viele und interessante Dinge zu Gesicht. Das reichhaltige Programm bot die Möglichkeit, sich mit anderen Teilnehmern auszutauschen, sich näher kennenzulernen und sich über Land, Kultur und die Jugendarbeit im Roten Kreuz und Halbmond zu unterhalten. Aus vielen geknüpften Bekanntschaften haben sich dadurch feste Briefkontakte entwickelt. In zwei Workshops wurden mit begleitenden Vorlesungen von Vertretern der Politik, Wirtschaft und des IKRK's über die Leitthemen diskutiert und entstehende Probleme und Fragen dazu geklärt. Die Ergebnisse können sich meiner Meinung nach sehen lassen, obwohl die Diskussionsrunden aufgrund anfänglicher Scheu und stark differierenden Voraussetzungen unter den einzelnen Nationen zu Beginn etwas träge liefen.
Nach zwei Tagen entwickelte sich eine gute Stimmung unter den Teilnehmern, und auch zu den organisatorischen Leitern lockerte sich der zunächst formelle Umgangston, was die Atmosphäre enorm auflockerte. Da wir als europäische Teilnehmer aufgrund der hellen Hautfarbe und unserer Körpergröße ziemlich auffielen, waren wir als "Exoten" beliebte Fotoobjekte, und so wurden wir mehrmals täglich darum gebeten, doch mit auf einem Foto zu posieren. Besonders beeindruckt hat mich die unglaubliche Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Asiaten, die uns von allen Seiten zukam und das Knüpfen von Kontakten erleichterte. Die einzelnen Nationen mußten in Vorträgen, sowie in Form eines Ausstellungsstandes ihr Land sowie die Arbeit des Roten Kreuzes bzw. Roten Halbmondes präsentieren. Hier habe ich etwas unsere knappe Vorbereitungszeit bedauert. Ein Vorbereitungstreffen hätte uns die Möglichkeit gegeben, uns noch umfassender darzustellen. Aber dennoch können wir mit unserer Präsentation zufrieden sein, zumal in den Einzelgesprächen mit den anderen Teilnehmern viel individueller darüber berichtet werden konnte. Eine große Umstellung war für uns das asiatische Essen, welches in Malaysia nur im entfernten Sinne an das eines chinesischen Restaurants in Deutschland erinnert. So gab es bereits zum Frühstück ausschließlich Fisch und Reis, was für einen europäischen Magen zuerst befremdlich war. Eine besondere Erfahrung waren auch die „hundertjährigen" Eier, welche, einige Wochen in Ammoniak eingelegt, sich zu einer schwefeligen, schwarzen Masse verwandeln und eine Delikatesse in Malaysia darstellen. Während meines Aufenthalts hatte ich jedoch keinerlei Probleme mit meinem Magen, obwohl wir später sogar Trinkwasser aus der Leitung zu uns nahmen. Lobenswerterweise wurde sogar auf unseren Exkursionen für Vegetarier und Allergiker sogar in den entlegensten Winkeln extra gekocht. Sehr erstaunt war ich über die Tatsache, daß die Jugendarbeit des Roten Halbmondes in Malaysia ausschließlich von Schulen durchgeführt wird. Die Schüler müssen als eine Art Wahlfach an einem der sogenannten "umform-subjects" teilnehmen, worunter sich eben auch die "Red-Crescent-Youth-Unit" befindet. Die Schüler verbringen im Rahmen des Stundenplanes mehrere Wochenstunden mit Unterricht in Geschichte und Gründung des Roten Kreuzes, sowie theoretischen Unterweisungen und praktischen Übungen in Erster Hilfe und müssen an sozialen Diensten teilnehmen. Sogar in den Ferien finden Programme statt, an denen sie zur Teilnahme verpflichtet sind. Die Uniform die getragen wird, wirkt  militärisch, und die Schüler müssen den sog. "Footdrill" lernen, was nichts anderes als eine Exerzier- und Marschierübung darstellt. So staunten wir nicht schlecht, als wir im Rahmen eines Besuches einer solchen Unit von einer eigenen Marschkapelle und einer Abordnung in Umform begrüßt wurden. Das weitere Programm bot weitreichende Einblicke in die malaiische Kultur, und neben Museenbesuche wurden einige Exkursionen unternommen, von denen ich Eindrücke mit nach Hause genommen habe, an die ich mich noch lange zurückerinneren werde. Die Zeit verging wie im Fluge, und nach unserer Rückreise fiel es mir schwer, wieder in das alltägliche Leben zurückzufinden, wobei der Jetlag einen nicht unbeträchtlichen Beitrag dazu lieferte. Auf alle Fälle war diese Reise eine einmalige Erfahrung für uns, die wir so schnell nicht mehr vergessen werden.