Internationales Erste Hilfe Turnier

Vom 30.07. bis 3.08.97 fand in Neustadt an der Weinstraße ein Internationales Erste-Hilfe-Turnier statt. Alle Landesverbände und 26 ausländische Nationen waren vertreten. Aus Bayern rückte der Sieger des Landeswettbewerbes der Stufe III an: der KV Bayreuth

Robert Hoffmann
Thomas Sonntag
4/1997

Unsere Panik war groß, als am Samstag bei der Siegerehrung des Landeswettbewerbs in der Stufe III der Name Bayreuth fiel, denn schon drei Tage später sollte der nächstfolgende Wettbewerb, das Internationale Erste-Hilfe-Turnier, starten. Also begann am Sonntagabend eine hektische Aktivität: Dienstbefreiungen u.a. Irgendwie klappte alles. In Neustadt mußten wir erst einige Peinlichkeiten wie ein Polaroidfoto und einen Schuhplatder, gebannt auf Video (äußerst peinlich!) über uns ergehen lassen. Eröffnung und Begrüßung gingen schnell und mehrsprachig: Deutsch, Englisch, Französisch. Sprachengewirr galt dann für den ganzen Wettbewerb.

Schuhplattler - wie peinlich

Bei der Essensausgabe waren wir alle recht verdutzt, als wir zwischen zwei verschiedenen fleischhaltigen Gerichten und sogar einem vegetarischen wählen konnten, und wir stellten uns -aufgrund eigener Wettbewerbserfahrung- auf lange Wartezeiten und kaltes Essen ein. Immerhin ging es um ca. 500 Teilnehmer! Aber alles ging fix und flott, die Qualität war hervorragend, und dieser Standard hielt sich bis zum Ende des Wettbewerbs! Großes Superlob!! Am nächsten Morgen: Vollstart mit dem gestalterischen Teil. Jeder Teilnehmer einer Gruppe mußte ein T-Shirt nach dem Motto „Wir bauen farbige Brücken für die Kinder unserer Welt" bemalen. Als wenn das nicht schon schwierig genug gewesen wäre, brummte man uns danach den Entwurf eines Transparents auf, mit dem wir am nächsten Tag während des Parcours durch die Innenstadt laufen sollten. Die Vorgabe: eines der Kinderrrechte bildlich darzustellen. Da wir in unserer Gruppe alle recht verspielt sind, entschieden wir uns für das „Recht auf Spielen". Nachmittags gings es auf dem Spieleparcours auf dem Schulgelände richtig rund: Wir mußten mit Kehrschaufeln voll Wasser über Turnbänke, unter Tischen, durch Slaloms und so weiter laufen. Auf einem Slalomparcours mußten die „Passagiere" aus Baumarkt-Einkaufswägen dann noch blind Wasserbomben, an einer Art Teppichstange befestigt, mit einer Stange zerstechen (2 Minuten können bei vollem Tempo lang werden!); Blumentöpfe werden auf dem Kopf getragen und als Tennis"förderband" mißbraucht; Filmdosen mit verschiedenen Materialien geben plötzlich ein Gehörmemory ab, und Kermit der Frosch ist Testpilot geworden und wird von einer Wippe munter in einen Helmauffangbehälter katapultiert. Dagegen war bis jetzt jeder andere Spieleparcour abgrundtief langweilig! Bei der ganz offiziellen Begrüßung am Abend präsentierte sich dann total souverän unser Präsident des DRK, Prof. Dr. Dr. h.c. Knut Ipsen. Neben dem Rednerpult, eine Hand in der Tasche, in der anderen das Mikofon, hielt er eine Begrüßungsansprache in Deutsch, Englisch und Französisch, fließend! Allabendlich war dann „Cafe International" angesagt, die Aula wurde zu einem multikulturellem Sammelpunkt umfunktioniert, alle saßen gemütlich herum, sangen Lieder, erzählten sich Geschichten und frischten dadurch zwangsläufig ihre Englischkenntnisse ein bißchen auf.

Ohne englisch geht nix

Nächstentags starteten wir zum Parcours in die Innenstadt, ohne Transparent, da man uns sagte, daß alle Transparente auf den Marktplatz gefahren würden. Jeder Gruppe war ein einheimischer Führer zugeteilt (so was kannten wir ja schon aus München, wobei der Parcours in Neustadt viel kleiner, aber trotzdem fein war). Auf dem Marktplatz stellten wir uns zwei Kinderbotschaftern, denen wir über KiBos und Kinderrechte Rechenschaft ablegen mußten. Dabei wurde uns mitgeteilt, daß unser schönes Transparent irgendwie abhanden gekommen sein mußte. Ausländische Delegationen hatten es hier schwer, denn sie mußten noch einen Tanz aus ihrer Heimat aufführen. Burkina Faso schrieb extra für den Wettbewerb eine Choreographie über Wasserarmut in ihrem Land und ihre Reise nach Neustadt. Um die hartnäckigen KiBos zufriedenzustellen, führte jede Gmppe noch ein selbstgebasteltes oder AEG-(Aus-Erfahrung-Gut)-Spiel vor.

"Neutralität" aus Knete

Auf dem Parcours nachmittags waren dann die allseits beliebten Stationen über Rotkreuz-Wissen, Allgemeinwissen, Erste Hilfe und diverse andere Sachen, wie zum Beispiel das Rotkreuz-und-Kinderrechte-Trivial-Persuit in der handlichen Pausenhofgröße. Bei der Station Rotkreuz-Einführungsseminar (ja, das Thema, das uns alle zum Stöhnen bringt) mußten verschiedene Grundsätze des RK einmal pantomimisch, dann mit Knetmasse dargestellt werden. Andernorts mußten dann Geldscheine Ländern zugeordnet werden. Bei so Sachen wie Pfund, Dollar und unserer lieben Deutschen Mark recht einfach, aber wißt Ihr, wieviele Länder Denar oder Dinar benutzen? Jedenfalls eine Menge. Die Erste Hilfe war in Gruppen- und Einzelaufgaben geteilt worden, wie man es seit den letzten Wettbewerben kennt. Und abends wieder: „Cafe International". Der Samstag war dann wieder zur freien Verfügung, es gab Angebote für Ausflüge nach Straßburg, Heidelberg, zu irgendeinem Erlebnispark und noch viel mehr. Die Neustädter hatten gleichzeitig in der Innenstadt und in einem Einkaufszentrum je ein „Body-und-Grips-Mobil" aufgestellt und einen Anti-Personen-Minen-Kampagnen-Stand aufgebaut. Durch die Ausstellung der verschiedenen Modell-AP-Minen, zahlreichen Plakate und einem geschminkten Minenopfer mit Armabriß, blieben viele Neugierige stehen und unterschrieben fleißig für die Kampagne. Am frühen Abend war dann der „Markt der Möglichkeiten". Jedes Land baute einen Stand auf und zeigte den anderen von Fotos über Musik bis zu Essen und Trinken, was es in ihrem Land so alles gibt. Dann ging es weiter mit der Siegerehrung in der Stadthalle. Fast jede ausländische Gruppe führte ihren Tanz diesmal vor allen Teilnehmern auf. Besonders beeindruckend war die Gruppe aus Ghana, die in gefährlicher „Buschkleidung" über die Bühne sprang. Und bei der Siegerehrung gab es dann eine Überraschung, denn der König von Ghana hatte sich kurz freigenommen und schaute auf dem Wettbewerb vorbei. Standing Ovations bedürfen wohl keiner Erwähnung. Ach ja: Nebenbei sei dann noch erwähnt, daß wir bei der Nationalen Wertung immerhin den 2. Platz gemacht haben, obwohl wir unsere Chancen eher schlecht als recht eingeschätzt hatten. Also noch mal ToiToiToi an die Neustädter, und Ihr da draußen, vielleicht strengt Ihr Euch jetzt richtig an, auch mal auf das InternationaldErste-Hilfe-Turnier zu kommen. Bereuen werdet Ihr es auf keinen Fall!