Das Abenteuer Menschlichkeit Lettland

Nach fast zwei Jahren machte sich das JRK Rhön-Grabfeld wieder mal auf den Weg zu einem weiteren Besuch der Partnergruppe des Lettischen Roten Kreuzes in Aluksne.

Ronni Petersen
Ronni Petersen
3/2001

Die Vorbereitung zu dieser für alle Teilnehmer interessanten Fahrt dauerte einige Monate. Was wird uns dort erwarten? Wie kommen wir mit der Sprache zurecht? Was sollen wir mitnehmen? All diese Fragen mussten im Vorfeld geklärt werden. Wer die Anreise von über 24 Stunden nicht scheut, wird mit einer Landschaft belohnt, die jeden in ihren Bann zieht: Seen, die so klar sind, dass man den Fischen bei ihrem Spiel zuschauen kann, Wälder, in denen der Elch noch heimisch ist, und Menschen, die noch gastfreundlich auf jeden Fremden zugehen. Wer jetzt erwartet, in einem Vier-Sterne-Hotel eine Bleibe zu bekommen und dort den gewohnten Luxus anzutreffen, den muss ich leider enttäuschen. Lettland ist etwas für Abenteurer und Leute, die Ruhe und Entspannung in der Natur suchen.
Eine einfache Unterkunft mitten im Wald oder an einem See und man ist mit sich und der Umgebung alleine. Neben den einfachen Unterbringungsmöglichkeiten vor Ort bietet sich auch die Möglichkeit, mit Caravan oder Zelt das Land zu erforschen. Wem das Glück hold ist, begegnet Tieren, die die meisten von uns nur aus dem Fernsehen oder aus dem Zoo kennen. Die Städte, und da besonders die Hauptstadt des Landes, Riga, bieten ein vielseitiges Programm. Das Land ist auf dem Weg, die russische Besatzungszeit abzustreifen und zu einem Teil Europas zu werden. Die lettische Regierung ist bemüht, diesen Vorgang schnell und schonend durchzuführen. Das Treiben in der Hauptstadt lässt keinen Zweifel zu: Das Land fängt an zu leben, die Verkehrsdichte erinnert schon fast an Rom oder Berlin; auch das Angebot in den Geschäften ist vielfältig und reichhaltig. Bei einem Lettlandbesuch sollte man auch nicht versäumen, eines der zahlreichen Museen zu besuchen, in denen Brauchtum und Kunsthandwerk des Landes anschaulich dargestellt sind. Museen zum Anfassen, die die Gelegenheit geben, selbst einmal den Schmiedehammer zu schwingen oder das Spinnrad in Bewegung zu setzen. Die deutsche Geschichte hat manchen Einfluss auf Lettland genommen. So gibt es in Aluksne die Überreste der Marienburg des Deutschherren Ordens und das Bibelmuseum, in dem die von dem Deutschen Pastor Ernst Glück ins Lettische übersetzte Bibel zu sehen ist. Auch der Angelsport kommt nicht zu kurz, für Angelfreunde unter uns besteht in den vielen Seen und Bächen die Möglichkeit, das Abendessen selbst zu fangen. Oder man geht in eines der kleinen Lokale, in denen leckere Speisen und einheimische Gerichte für wenig Geld serviert werden. So hat unsere 6-köpfige Reisegruppe fürs Essen und Getränke gerade mal 33.- DM insgesamt für ein Festessen ausgegeben. Im Kontrast zu den landschaftlichen Schönheiten steht eine große Armut. Der Kreisverband Rhön-Grabfeld bemüht sich um Hilfe und hat daher ein partnerschaftliches Verhältnis zum LRK in Aluksne aufgebaut. Seit einigen Jahren werden in Abständen Hilfsgüter, die dringend benötigt werden, vom BRK Rhön Grabfeld nach Aluksne gebracht. Ein wesentlicher Teil unser Arbeit vor Ort ist die „Hilfe zur Selbsthilfe". Seitens des JRK finden jährlich gegenseitige Besuche statt. So konnten wir in diesem Jahr eine Abordnung von fünf Personen nach Aluksne schicken, die die Hilfsgüter wie Kleidung, Übungsmaterial für die „Erste Hilfe"-Ausbildung, ein Phantom für die HLW, Schminkmaterial für die RUD und eine Unmenge an Puppen und Kuscheltieren für die Kindergärten der Gemeinde überreichen konnten. Es gibt nichts Schöneres als in Kinderaugen zu schauen, die sich noch freuen können und aus denen man lesen kann, wie zufrieden und glücklich sie sind. Ein wichtiger Bereich unserer Hilfe wurde in der Anregung zur Gründung einer Wasserwachtgruppe in Aluksne gesehen. Die Mitglieder der JRK Gruppe waren von dieser Idee angetan und werden in den nächsten Wochen die notwendigen Schritte in ihrem Land ergreifen. Wir werden auch dieses Projekt unterstützen und den Fortbestand dieser Gruppe so weit wie möglich sichern. Für alle an der Fahrt Beteiligten war der Aufenthalt in Lettland ein bleibendes Erlebnis. Wir setzen alles daran, dass die Hilfe nicht abreisst. Daher hoffen wir, in Deutschland den Kreis der Lettland-Begeisterten noch zu erweitern, um weitere Hilfsmaßnahmen durchzuführen. Wer mithelfen möchte an diesem „Abenteuer Menschlichkeit", kann sich an den Kreisverband Rhön Grabfeld wenden. Für Fragen steht der Leiter der Jugendarbeit, Ronni Petersen, gerne zur Verfügung.