Das JRK diskutiert im Iran über Gewalt, Krieg und Frieden

Vom 16. bis 18. September 2003 organisierte die Jugendorganisation des Iranischen Roten Halbmonds eine Konferenz mit dem Titel „Jugendrotkreuz und Rothalbmond - Koalition für Frieden und Freundschaft". Michael Sauer, Teilnehmer des Deutschen JRK, berichtet von seinen Eindrücken.

Michael Sauer
Michael Sauer
4/2003

Salaam - Grüße vom Präsidenten. Ganz offiziell ging es zu bei dieser Internationalen Begegnung in der iranischen Wüstenstadt Shiraz. Statt Zeltstadt gab es ein Sterne-Hotel, statt Gulaschkanone ein Essen vom Büffet und statt langweiligen Eröffnungsreden gab sich der Präsident der Islamischen Republik Iran, seine Exzellenz Mohammad Khatami, die Ehre. Wie ihr seht, wurde von Seiten des Iranischen Roten Halbmond alles getan, um uns, d.h. 52 Teilnehmer aus 19 Nationen und 4 Kontinenten das Diskutieren und Arbeiten im Iran so leicht wie möglich zu gestalten. Harte Arbeit! In der Tat, es war harte Arbeit angesagt. Unser Programm erstreckte sich von 8:00 morgens bis ca. 22:00 abends. Zwei Tage lang diskutierten wir über Krieg und Frieden, über Gewalt und Freundschaft. Jeder Teilnehmer präsentierte die entsprechenden Programme seiner nationalen Rotkreuz- bzw. Rothalbmondgesellschaft. So unterschiedlich wie die Herkunft der Teilnehmer, so unterschiedlich sind auch die Programme. Wahrend wir Europäer unsere Kampagnen vorstellten (z.B. Norwegen: „Stop violence", „Friendship without borders", Deutschland: „Kindersoldaten - you(th) must act', „Stay cool without violence") konnten Teilnehmer aus anderen Ländern (z.B. Afghanistan, Uganda, Irak) ganz konkrete Geschichten aus dem Krieg erzählen. In Afghanistan z.B. klären Jugendliche des Roten Halbmonds ihre Klassenkameraden über Gefahr von Landminen auf. Oder Uganda: Dort betreuen JRKler nach der Schule Kinder, die durch den Krieg ihre Eltern verloren haben.

 

Eine Erklärung für den Frieden

Mit diesen Eindrücken ging es dann am zweiten Tag darum herauszufinden, was wir, Jugendliche im Roten Kreuz bzw. Roten Halbmond, tun können, um das Thema Frieden und Freundschaft weiter zu tragen. Dazu haben wir, die Teilnehmer, eine 3-seitige Erklärung verfasst. Daraus findet ihr hier einige Auszüge und einige der Vorschläge, aus dieser Erklärung: Krieg und Gewalt sind ernsthafte Herausforderungen für uns Jugendliche, die unsere Zukunft bedrohen. Wir, jeder für sich selbst und alle gemeinsam, müssen daher unser Bestes geben, die Ursachen von Konflikten zu bekämpfen, die Folgen von Gewalt anzusprechen und aktiv werden um das Rad der Gewalt zu durchbrechen. Deshalb schlagen wir vor:

• Aufbau eines Internationalen JRK Netzwerks Peace and Friendship"

• Einführung von Kursen zu „Internationalem Völkerrecht" in Lehrplänen aller Schulen

• Durchführung weiterer Konferenzen und Camps zum Thema Friede und Freundschaft auf nationaler und internationaler Ebene

Wir beauftragen die Rothalbmondgesellschaft der Islamischen Republik Iran, alle notwendigen Schritte zu unternehmen, unsere Erklärung in die Praxis umzusetzen und die Erklärung in allen Gremien des Internationalen Roten Kreuz und auf der 28. Konferenz des Internationalen Roten Kreuz und Roten Halbmond vorzustellen.

Nach diesen zwei Tagen langer Diskussionen und unendlicher Schreibarbeit konnten wir unsere Erklärung in einer, na klar, offiziellen Abschlussveranstaltung einem breiten Publikum vorstellen. Nach getaner Arbeit war am dritten Tag endlich Entspannung angesagt. Bei 40 Grad Hitze besuchten wir die weltberühmten, 2500 Jahre alten Ruinen von Persepolis (Palastanlage des alten Perserreichs). Im Anschluss an diesen beeindruckenden Besuch war nach drei kurzen Tagen schon wieder Abschied angesagt. Mit dem Bewusstsein, einen winzigen Schritt zu mehr Frieden und Freundschaft unternommen zu haben, mit einer langen Liste von e-mail Adressen und mit einer ganzen Menge überwältigender Eindrücke dieses wunderschönen Landes verstreuten wir uns wieder in 19 Länder.