Eine Spitzenfrau an der Spitze

Die Delegierten auf der Landesversammlung am 8. November 2003 wählten Prinzessin Christa von Thum und Taxis zur neuen Präsidentin des Bayerischen Roten Kreuzes. Für die baff gab sie ein Interview.

N.N.
4/2003

Wie wird aus einer Prinzessin eine Präsidentin?

Als Prinzessin von Thum und Taxis ist man auch eine „öffentliche" Person. Meine Familie lebt im Allgäu, unser Wohnsitz ist sehr bekannt. Die Füssener Rotkreuzfrauen kamen 1984 zu mir, mit der Bitte, in der Position als stellvertretende Vorsitzende im Kreisverband Ostallgäu mitzuarbeiten. Meine beiden Söhne waren damals alt genug, um zeitweise auf die Mama verzichten zu können. Mit meiner Wahl 1985 nahm meine Rotkreuz-Karriere dann ihren Lauf. Ich führe ein gesichertes Leben, das heißt, ich muss nicht unbedingt Geld verdienen - viele können das nicht. Einen Teil meiner Zeit will ich gerne sozialen Aufgaben widmen. Nach dem vorzeitigen Ausscheiden von Präsident Dr. Köhler übernahm ich als Vizepräsidentin im Juni das Amt meines Vorgängers bis zur Wahl bei der Landesversammlung im November.

Warum haben Sie sich das BRK für Ihren sozialen Einsatz ausgesucht?

Die Familie von Thum und Taxis ist dem Roten Kreuz seit vielen Jahren traditionell verbunden. Fürstin Margarete von Thurn und Taxis, die Großmutter meines Mannes, war eine engagierte Rotkreuz-Frau und bis ins hohe Alter als Rotkreuzschwester in Regensburg tätig. Auf ihren Wunsch wurde sie 1955 in Rotkreuztracht gekleidet zu Grabe getragen. So war es für mich selbstverständlich, diese Tradition fortzuführen. Ich bin mittlerweile seit knapp zwei Jahrzehnten ehrenamtlich beim Bayerischen Roten Kreuz. Diese Arbeit hat mir persönlich viel an Wissen, Freundschaften und Erfahrung gebracht.

Beschreiben Sie bitte Ihren Aufstieg im BRK.

1985 stellvertretende Vörsitzendende im Kreisverband Ostallgäu, 1989 stellvertretende Vorsitzende im Bezirksverband Schwaben und Berufung in den Landesvorstand. Mitglied im Landesausschuss der BRK-Bereitschaften. Mitglied im Sozialausschuss. Seit 1994 vertrete ich das BRK im Bundesausschuss für Wohlfahrt und Sozialwesen des Deutschen Roten Kreuzes. Seit fünf Jahren vertrete ich stellvertretend für den Präsidenten das Bayerische Rote Kreuz in der Landesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege. Mitglied des Bayerischen Senats von 1997 bis 1999. Vizepräsidentin seit 1999 und seit Juni 2003 amtierende Präsidentin.

Welche persönlichen Stärken können Sie in ihrer Position als Präsidentin des BRK einsetzen?

Ich glaube, ich kann ganz gut mit Menschen umgehen, ich mag Menschen. Meine beruflichen Erfahrungen als gelernte Hotelkauffrau und zuletzt Direktionsassistentin in einem großen Hotel haben mich frühzeitig gelehrt, Verantwortung zu übernehmen und Führungsstärke zu zeigen. Meine bisherigen Tätigkeiten, ob mit Haupt- oder Ehrenamtlichen, verlangten immer Teamfähigkeit und natürlich auch Durchsetzungskraft. Ich habe nach wie vor Freude am Gestalten und Umsetzen gesteckter Ziele.

Was steht auf Ihrem Programm ganz oben?

Das BRK fit für die Zukunft zu machen. Unser Land ist auf dem Weg zu einer Bürgergesellschaft, in der freiwillige und unentgeltlich geleistete Bürgerarbeit jetzt schon unentbehrlich geworden ist. Die Arbeit im BRK basiert auf Ehrenamtlichkeit, auch wenn viele Aufgaben heute nur noch hauptamtlich geleistet werden können. Ehrenamtliche Tätigkeit in jeder Altersstufe muss uns immer ein großes Anliegen bleiben. Menschen in Not zu helfen, darf sich nicht am Geldbeutel messen. Die Leistungen des BRK gegenüber Öffentlichkeit und Politik ins Bewusstsem zu rücken, dafür stehe ich als Präsidentin ebenso wie für die Tatsache, dass Verlässlichkeit in unserem Handeln und Transparenz in unserem Verband weiterhin Markenzeichen für jedermann bleiben. Ehrenamt und Hauptamt müssen vertrauensvoll miteinander umgehen. Rettungsdienst und Katastrophenschutz, Blutspendedienst, Altenpflege und die Versorgung unserer Mitmenschen mit vielfältigen Kursen zur Bewältigung des täglichen Lebens sind unsere zentralen Aufgaben. Hier sind und bleiben wir ein zuverlässiger Partner. Hier wollen wir die Jugend gewinnen, mit uns in eine gute Zukunft zu gehen.

Wie wollen Sie Kinder und Jugendliche für das Jugendrotkreuz begeistern?

Ich bin zwar der Jugendsprache nicht ganz mächtig, aber eines weiß ich, unser Jugendrotkreuz ist eine wirklich „coole" Organisation. Hinter den vielen Angeboten im JRK verbergen sich spannende Abenteuer. Abgesehen davon, dass ihr lernt, Gutes zu tun, Erste Hilfe leisten zu können, werdet ihr wirklich coolen Menschen begegnen. Spiel, Sport und Spaß und Freundschaften sind dort nämlich groß geschrieben. Diese Leute sind nicht verstaubt und reden auch nicht ständig über das Rote Kreuz. Uns ist es wichtig, dass ihr euch in der Gemeinschaft spielerisch soziale Kompetenzen aneignet, die später im Leben besonders wichtig sind. Hier könnt ihr erfahren wie toll es ist, wenn man etwas für seine Mitmenschen leistet, wenn man Lob und Anerkennung bekommt. Das Jugendrotkreuz, das hat schon was!