Auf Henrys Spuren

Das Jugendrotkreuz München in Solferino

Paul A. Polyfka
2/2004

Es ist Sonntag, der 02. Mai 2004. In den Vormittagsstunden des sonnenreichen Frühlingstages erklimmen 25 junge und engagierte Jugendrotkreuzler den Hügel in Solferino, um zur Gedenkstätte des Internationalen Roten Kreuzes zu gelangen. Seit der Abfahrt vor zwei Tagen herrschte einen heitere Stimmung unter den Teilnehmern, doch jetzt, kurz vor dem ehrfürchtigen Ort, wird es still um die Gruppe. Eine lange, grün blühende Allee lässt am Eingang sofort einen groben Blick auf das gewichtige und aussagekräftige Denkmal, welches aus dieser Perspektive von den Blättern der alten Nutzhölzer ein wenig verdeckt wild, zu.
Am Ende des baumbepflanzten Weges angekommen, erstreckt sich vor den Augen der Mädchen und Jungen aus München ein faszinierender und umschließender Anblick rechts des Denkmals. Em Meer an mannigfaltigen Steintafeln, eine anders als die andere, 180 an der Zahl, schmückt die Westmauer, die an das Denkmal schlicht und unauffällig anschließt. Auf jeder dieser Tafeln ist in Blutrot ein Staatsname ziervoll eingemeiselt. Diese ergreifende Erscheinung bringt auch den Jüngsten den Grundsatz der Universalität zum Greifen nahe. Mirjam, eine der zwei Organisatoren, liest den mittlerweile am Denkmal Niedergelassenen, mit beinahe poetisch klingender Stimme, die Geschichte des Henry Dunant und über sein Wirken im Jahre 1859 vor. In dieser andächtigen Stimmung scheinen sich alle so nah zu sein, wie selten zuvor.
Anschließend teilt sich die Gruppe altersbezogen. Während die Kleinen, die blühenden mit Mohnblumen versetzten Langgraswiesen im Tal von Solferino vor den Augen habend, sich weiter mit der Entstehungsgeschichte des Roten Kreuzes beschäftigen - kaum einer der Neumitglieder hält es für möglich, dass in dieser Idylle einmal Zehntausende von Kriegsverwundeten den Grundstein für die Entstehung der weltweiten Hilfsorganisation gelegt hatten - widmen sich die Älteren den Genfer Konventionen und ihren Zusatzabkommen. Zum Abschluss, die Sonne hat den Zenit bereits überschritten, erstellen die Teilnehmer auf dem steinernen Boden, aus einer spontanen Laune heraus, ein Natur-Abbild des Mannes, der die Lehre der Menschlichkeit neu definiert hatte:

Henri Dunant