Lost in translation

Seit 1999 bietet das Japanisch-Deutsche Zentrum in Berlin (www.jdzb. de) jährlich einen zweiwöchigen Austausch für Jugendleiter nach Japan an. Nachdem ich mich im Herbst letzten Jahres dafür beworben hatte, wurde ich mit weiteren 19 ehrenamtlichen Jugendleitern ausgewählt, mit nach Japan zu kommen.

Martin Glaser
Martin Glaser
2/2004

Nach einem Vorbereitungsseminar in Berlin startete am 7. März 2004 das Flugzeug von Frankfurt nach Tokio. Da Japanischkenntnisse keine Voraussetzung für eine Bewerbung waren, wurden wir am Flughafen von unseren zwei Dolmetscherinnen begrüßt, die uns ab da die kompletten zwei Wochen begleite
ten, alles übersetzten und auch organisierten. Dies ist besonders wichtig, da man sich wegen den japanischen Schriftzeichen nicht ganz so einfach orientieren kann. Vor allem im wirklich unübersichtlichen Tokioter U- und S-Bahnnetz ... (Wirklich verloren gegangen ist nie jemand, wobei ich mich immer noch frage, wie wir manchmal den Weg zurückgefunden haben!)
Auf unserer Rundreise durch Japan konnten wir, die Städte Tokio, Kyoto, Gifu und Fiiroshima besichtigen. Normalerweise waren wir dabei in Hotels unter gebracht, in Gifu jedoch hatten wir am Wochenende Aufenthalt in einer japanischen Gastfamilie, was auch der eigentliche Höhepunkt der Fahrt war. Die Verständigung in meiner Familie verlief dabei problemlos, da eine Tochter meiner Gastfamilie Englisch studiert. Andere mussten bei der Kommunikation dann doch Hände einsetzen.
In Hiroshima wurden wir von einem Überlebenden des Atombombenangriffs von 1945 empfangen. Er berichtete uns von den Folgen der Detonation und gesundheitlichen Schäden der Bevölkerung. Von besonderem Interesse war für uns auch em Besuch in einem buddhistischen Tempel. Dort wurden wir von einem Mönch zum Meditieren angeleitet.
Da das Ganze ja ein Jugendleiteraustausch war, besucht jedes Jahr eme japanische Delegation Deutschland, und zum anderen bekommt man in Japan in jeder Stadt Kontakt zu japanischen Jugendlichen, die auch in der Jugendarbeit tätig sind. Am letzten Wochenende gab es dann noch ein Diskussionsseminar am Fuji, dem größten Berg Japans, mit 20 japanischen Jugendlichen. In drei Gruppen wurde über selbst gewählte Themen debattiert, wobei eine Diskussion, die von Dolmetschern übersetzt wird, besser funktioniert, als ich zuvor glauben wollte. Unsere japanischen „Kollegen" klärten uns aber nicht nur über ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten auf, sondern auch über den Gebrauch von Stäbchen beim Essen von Miso-Suppe in einem Sushi-Lokal. Und naturlich wurde die deutsche Delegation mit dem Gebrauch eines Mikrophons in einer Karaoke-Bar vertraut gemacht.
Wer also Sushi, Karaoke und Bonsais mag, zwischen 18 und 26 Jahre alt und ehrenamtlich in der Jugendarbeit tätig ist, mal auf www.jdzb.de vorbei schauen und sich für nächstes Jahr bewerben! Es lohnt sich.