Nachruf: Patricia Hacker

Unsere Tici ist tot.

Walter Felme
1/2005

Dieser Anruf erreichte mich völlig unvorbereitet und schockte  uns alle sehr.  Kurz vor ihrem 23. Geburtstag ist sie nicht mehr aus dem Koma erwacht. Nein, kein Unfall hat dich aus unserer Mitte gerissen. Magersucht war die Ursache, du hast dich zu Tode gehungert. Für uns alle unverständlich, denn für uns warst du der Motor der ganzen Gruppe, mit übersprudelnden Ideen und viel Aktion. Jemand, der immer alle mitriss, anspornte mitzumachen. Jemand, der Kinder über alles liebte und immer ein gutes Händchen für die Bedürfnisse der anderen hatte. Und immer Hilfe und ein offenes Ohr für jemanden fand. Unsere Tici einfach. Selten hast du mit Jemandem über deine Probleme gesprochen, kaum Jemandem hast du deine Sorgen und Nöte anvertraut, die andere Seite von dir. Deine privaten Probleme konntest du nicht so einfach lösen und verdrängt hast du sie schon so lange Zeit. Nach deiner Kur dachten wir alle, ja, das ist wieder unsere alte Tici. Nicht mehr 33 kg schwer, sondern so, wie wir dich alle kannten. Wieder mit vielen Plänen, heiraten wolltest du. Doch deine Probleme holten dich wieder ein, und es begann alles wieder von vorn. Schon damals hast du mir in einem Gespräch erzählt, dass dir die Ärzte gesagt hatten, dass dein Körper das ein zweites Mal nicht mehr aushalten wird. Aber du sollst nicht einfach so aus unserem Leben verschwinden, dein Tod wird für mich und hoffentlich auch für andere eine Mahnung sein, diese Krankheit, diese Sucht viel ernster zu nehmen und schon in den Anfängen zu reagieren, damit es nicht zu einem solchen Ende kommt. In einem intensiven Gespräch hast du mir einmal erzählt, dass du dich,  wenn dir alles zuviel wird, nachts auf dein Fensterbrett setzt, dir eine Zigarette gönnst und die Sterne beobachtest, die du so liebst.  Weil du dabei alles um dich herum vergessen und neue Kraft schöpfen kannst. Wir hoffen für dich, dass du jetzt, wenn du bei deinen geliebten Sternen bist, endlich deine Ruhe und deinen Frieden finden wirst. Und für mich wird der Blick in den Sternenhimmel in Zukunft eine neue Bedeutung haben. Ciao, wir vermissen dich.

Walter Felme, Leiter der Jugendarbeit KV Nürnberger Land und besonders die Ortsgruppe Burgthann