Schulsanitäter sind Lebensretter

Ein Interview mit dem Schulsanitäter David Finken (16 Jahre, aus Forstern im KV Erding): Er wurde über das Programm des Bayerischen Jugendrotkreuzes ausgebildet, gehört zu den Schulsanitätern der 10. Klasse am Anne-Frank-Gymnasium in Erding und hat diesen Sommer seinem Fußballtrainer das Leben gerettet.

Wolfgang J. Schreiter
Wolfgang J. Schreiter
3/2009

Wie kam es eigentlich zu dem „Zwischenfall“ im Juni?

Am 25. Juni 2009 haben wir uns erwärmt und mit dem Training begonnen. Es war ein schwüler Tag und unser Trainer der B-Jugend, hat mitgespielt. Auf einmal ist er während des Spiels auf dem Platz umgefallen.

Was waren Deine ersten Gedanken, als Du Deinen Trainer auf den Boden liegen gesehen hast?

Zum Anfang habe ich gedacht, dass er sich den Fuß verknackst hat. Nachdem ich hingelaufen bin, merkte ich, dass er nicht mehr richtig schnaufte und seine Augen verdreht waren. Jemand setzte den Notruf ab und zusammen mit einem Freund von der Feuerwehr, führten wir die Herz-Lungen-Wiederbelebung ca. 20 Minuten durch. Dann traf das First-Responder- Team ein, bahnte sich den Weg über die verschiedenen Fußballplätze und „übernahm“ unseren Trainer. Später kam noch ein Rettungshubschrauber hinzu.

Woher wusstest Du, wie man in so einer Situation reagieren soll?

Die Reanimation haben wir am Gymi von unseren Chemielehrer Harald Steinhofer in den Trainingseinheiten zum Schulsanitäter gelernt.

Warum und wie bist Du Schulsanitäter geworden?

Mich hat es einfach interessiert, wie Erste Hilfe funktioniert. In der 5. Klasse habe ich mit ca. neun Leuten aus meiner Klasse den Juniorhelfer-Kurs belegt und später, in der 6. Klasse, die Ausbildung zum Schulsanitäter. Das Training umfasste acht Stunden und war zum Teil im und nach dem Unterricht. Ein paar Mal im Jahr haben wir auch „Auffrischungsstunden“ in denen wir die Herz-Lungen-Wiederbelebung wiederholen, lernen, wie man Verbände macht und wie Verbrennungswunden versorgt werden.

Was erlebt man im Alltag eines Schulsanitäters am Anne-Frank-Gymnasium in Erding?

Normalerweise haben wir einen Wochenplan, wo die ca. 30 Schulsanitäter des Gymis in Gruppen eingeteilt sind. Einmal kam es vor, dass ein Kind in der Schule in Ohnmacht fiel und da wurde ich zusammen mit einem Freund gerufen oder beim Sportfest hatte jemand einen Hitzeschlag erlitten und da haben wir uns auch drum gekümmert.

Kannst Du auf Deinem zukünftigen Lebensweg von der Ausbildung als Schulsanitäter profitieren?

Auf jedem Fall werde ich davon profi tieren, denn so etwas kann man immer gebrauchen. Ob bei uns in der Familie oder bei Freunden. Da bin ich klar im Vorteil.

Was für Reaktionen hast Du seit dem „Zwischenfall“ auf dem Fußballplatz erlebt und was ist seitdem passiert?

Viele Leute vom FC Forstern, Freunde vom Gymi und Lehrer haben mich angesprochen und waren begeistert von meinem Einsatz als Lebensretter. In der Schule wurde der Artikel aus der Zeitung im Lehrerzimmer ausgehangen und der Bayerische Fußballpräsident Dr. Rainer Koch gratulierte mir. Für mich war der Trubel ein bisschen übertrieben, denn es ist ja ganz normal, jemandem in Not zu helfen. Unser Sportverein bietet seitdem auch – zusammen mit dem BRK – Erste-Hilfe-Kurse an und ein Defi brillator wird demnächst angeschafft. Und um den Tag nicht zu vergessen, gehen mein Trainer und ich jedes Jahr zusammen essen.