JOVO JOVO!

Zehn Tage Westafrika: Christian und Julia haben bei einem Internationalen Camp in Togo so einiges Neues erlebt! Hier ihre Ansichten über togolesische Busse, Straßen, Essen, Märkte und die „Bundesliga“:

Christian Spinnler, Julia Tabares San Jose
Christian Spinnler
3/2009

Freitag, 10. Juli 2009:

Der große Tag ist da – heute beginnt die Reise von Julia Tabares San Jose und Christian Spinnler als Delegierte des Deutschen Jugendrotkreuzes nach Togo. Seit zwei Monaten bereiten wir uns nun schon genau auf diesen Tag vor. Impfungen, Tropentauglichkeits-Attest, Malariaprophylaxe, Visum, Flug – alles ist organisiert. Einen Flug nach Lomé – der Hauptstadt Togos – zu bekommen ist nicht einfach und so reisen wir mit unterschiedlichen Flügen an.

 

Samstag, 11. Juli 2009:

Wenn auch mit viel Verspätung und ohne Christians Gepäck treffen wir wohlbehalten in Togo ein. Nach einem herzlichem Empfang durch das Croix Rouge Togolaise (CRT) und Joachim Oelßner (DRK-Delegierter in Togo für ein Katastrophenschutzprojekt) werden wir zu unseren Gastfamilien gebracht. Der Unterschied zu Deutschland ist schon extrem: Müllhalden in direkter Nachbarschaft, wobei der meiste Müll einfach auf den Straßen landet. Der Begriff „Straße“ ist auch ganz neu zu defi nieren: festgefahrene Erde mit riesigen Pfützen, Löchern und Gräben, so dass es teilweise nicht einmal möglich war, Christians Gastfamilie mit einem Auto zu erreichen.

 

Sonntag, 12. Juli 2009:

Unsere Gastgeber vom CRT (Nini und Marcel) erkunden mit uns die Umgebung. Überall hört man lautstark afrikanische Gesänge aus den zahlreichen Kirchen. Am Nachmittag geht es zum Fußballspiel der togolesischen „Bundesliga“ – cool, Sanitätsdienst in Togo – wer kann von sich behaupten so etwas schon einmal gemacht zu haben. Ein total gelungener Nachmittag, auch wenn wir bis heute noch nicht wissen, wer die Heimmannschaft war. Dann steht Lomé bei Nacht auf dem Programm. Stellt euch darunter einfach eine riesige, laute, bunte Partymeile vor. Die Warnung des Auswärtigen Amtes vor den Nachtstunden ist sicherlich berechtigt, mit zahlreichen Rotkreuzlern als Bodyguards fühlen wir uns aber gut beschützt.

02 Ein Fahrzeug des IKRK

Montag, 13. Juli 2009:

Heute geht es ins Camp! Um 8 Uhr sollen wir bei unseren Gastfamilien abgeholt werden. Dank afrikanischer Gelassenheit macht es uns schon nichts mehr aus, dass sich der „Schrottbus“ erst um 15 Uhr in Bewegung setzt. Naja, immerhin 30 km hat Bus durchgehalten. Aber schon nach 1,5 Stunden war ein viel zu kleiner Ersatzbus da. Es folgen acht Stunden Dauerbeschallung von 40 Togolesen mit der Lautstärke mehrerer Presslufthämmer. Auch das „entspannte“ Reisen ähnelt mehr einer Dauerschleife: Bequeme Sitzposition fi nden – festhalten – Schlagloch – AUA – bequeme Sitzposition fi nden… Um 23 Uhr sind wir dann endlich im Camp in Sotouboua, das eigentlich nur 300 km von Lomé entfernt ist. Während alle anderen Teilnehmer im Camp auf dünnen Matten schlafen, werden wir in einer Herberge im Ort gebracht.

Dienstag, 14. Juli 2009:

Die offizielle Begrüßungszeremonie beginnt. Die Teilnehmer jedes Landes (Togo, Ghana, Niger und Deutschland) singen ihre Nationalhymne. Unsere Wangenmuskulatur schmerzt schon vom ständigen „in die Kamera lächeln“ und unsere Hände sind schon völlig durchgeschüttelt – zwei Weiße unter so vielen Schwarzen, das fällt halt auf. Die Besichtigung der sanitären Anlagen lässt uns den Luxus spüren, den wir im Hotel (das sicherlich keinen Stern besitzt) genießen. Apropos genießen: sicherlich sollten wir auch das eine oder andere Wort zur togolesischen Küche verlieren. Gegessen wurde meist eine Pâte aus Yams, Maniok oder Mais (Geschmack und Konsistenz ähnlich Kartoffelbrei). Dazu gab es eine Soße mit Fisch oder Fleisch und Gemüse. Gegessen wurde natürlich mit der rechten Hand ohne Besteck.

 

Mittwoch, 15. Juli 2009:

Wir nutzen die Unpünktlichkeit des Camp-Shuttles für einen Spaziergang durch das Dorf. Wer sich bisher gefragt hat, was die Überschrift bedeutet, hier die Erklärung: „Jovo, Jovo bonsoir. Ca va? Ca va merci.“ Ein Spruch, den die Kinder rufen, wenn ein Hellhäutiger sich einmal in ihr Dorf verirrt. Jovo ist aus der Sprache Ewé und bedeutet Weißer.

03 Klassenzimmer einer Schule. Auf einer Bank fi nden vier bis fünf Schüler Platz - 04 Das Stofftier Pfinzi hat einen neuen Freund gefunden

Donnerstag, 16. Juli 2009:

Heute besichtigen wir die Umgebung von Sotouboua. Das Krankenhaus, welches mit deutscher Unterstützung gebaut wurde, zeigt deutlich den Unterschied zum deutschen Gesundheitssystem. Aber immerhin gibt es eines, was für das Umland von Sotouboua sicherlich eine Bereicherung ist. Faszinierend war die Besichtigung des lokalen Radiosenders. Man glaubt nicht, mit wie wenig Technik man gutes Radio machen kann. Es stört auch niemanden, dass wir mitten in der Sendung im Studio stehen. Am Abend war es für die deutsche Delegation soweit. Wir durften unser Land präsentieren. Die vielen aus Deutschland mitgebrachten Speisen zum Probieren fanden bei allen hohen Anklang.

 

Freitag, 17. Juli 2009:

Wir verlassen das Camp heute, da Julias Flug schon am 19. Juli zurückgeht. Außerdem geht es ihr gesundheitlich nicht besonders gut, so dass eine Rückreise mit einem Geländefahrzeug angenehmer ist als mit dem Bus. Am Abend kommen wir in Lomé an und sehen uns gezwungen einen Arzt aufzusuchen, da sich Julias Gesundheitszustand verschlechtert hat. Auch wenn diese Klinik sicherlich nicht repräsentativ für das togolesische Gesundheitssystem ist, sei gesagt, dass die Behandlung absolut deutschen Standards gerecht wurde. Vielen Dank noch mal an Joachim Oelßner, der uns nicht nur zu dem Arzt gebracht, sondern uns auch die restlichen Tage bei sich aufgenommen hat.

 

Samstag, 18. Juli 2009:

Julia geht es besser, sie ist aber noch nicht fl ugfähig, weshalb wir Nägel mit Köpfen machen müssen und kurzerhand einen späteren Flug buchen. Dabei stellt sich auch heraus, dass Christians Flug gecancelt wurde – wenn schon mal was schief geht, dann bitte richtig. Manchmal fällt es uns doch schwer, die afrikanische Gelassenheit zu verinnerlichen.

 

Sonntag, 19. Juli 2009:

Wir wollen die Zeit nutzen und schauen uns Lomé an. Zusammen mit Joachim und dessen Frau Faida besuchen wir einen Fetischmarkt und lernen eine weitere kulturelle Seite kennen. Anschließend geht es zum Touri-Markt. Da es Sonntag ist, sind die meisten Stände geschlossen und wir haben nur eine kleine Auswahl an afrikanischem Kunsthandwerk.

07 Meine Gastschwester Shisel

Montag, 20. Juli 2009:

Heute gönnen wir uns ein Mittagessen in einem richtig guten Restaurant. Nachdem wir einen Kampf mit unserer Fluggesellschaft hinter uns haben, geht es nochmals zum Markt und wir handeln und feilschen was das Zeug hält und gehen zufrieden und mit voll gefüllten Taschen nach Hause, wo uns ein gutes Essen erwartet.

 

Dienstag, 21. Juli 2009:

Wir besuchen Christians Gastfamilie, um uns herzlich für die liebevolle Aufnahmen zu bedanken und um auf Wiedersehen zu sagen. Gemeinsam geht es zu Julias Gastfamilie, wo wir noch ein letztes togolesisches Mittagessen zusammen einnehmen. Bei einem Abschiedsspaziergang landen wir auf dem lokalen Markt und geben unsere letzten Francs aus. Am Abend bringen uns Joachim und Faida an den Flughafen, wo auch Nini und Marcel auf uns warten, um uns zu verabschieden. Planmäßig und ohne größere Schwierigkeiten geht’s zurück nach Hause.