SSD meets ND

Endlich Pause. Einige Schüler stehen in kleinen Gruppen zusammen oder spielen Fangen. Wieder andere nutzen die Gelegenheit zur Bewegung und klettern auf das Klettergerüst. Eine Schülerin verliert den Halt, fällt vom Klettergerüst und bleibt regungslos am Boden liegen. 

Anke Bartlau, Michael Zang
Michael Zang
4/2012

Während sich schnell eine ratlose Menschentraube um die Schülerin bildet, nähert sich eine kleine Gruppe mit gelber Weste und Rückenaufschrift „SSD“ (SchulSanitätsDienst). Routiniert untersuchen die Schulsanitäter die Patientin. Sie reagiert auf Ansprache, auf der Stirne klafft eine große Platzwunde. Außerdem sind diverse Abschürfungen zu erkennen. Sofort beginnen die Helfer, Erste Hilfe zu leisten. Nachdem die Wunden versorgt sind, und der Notruf abgesetzt ist, meldet sich eine Stimme aus dem Hintergrund: „Das habt ihr sehr gut gemacht!“ In die Patientin kommt wieder Leben. Sie steht auf und scherzt mit ihren Mitschülern. Woher kommt der plötzliche Wandel? In der geschilderten Situation handelte es sich nicht um einen Notfall, sondern um eine Übungsstunde der Schulsanitäter der Staatlichen Realschule Bessenbach (Kreisverband Aschaffenburg) und die „Patientin“ war nur realistisch geschminkt. Durch das ehrenamtliche Engagement ihrer Lehrerin bei der Wasserwacht
hatten einige Schüler schon früher die Gelegenheit, bei größeren Übungen mit Notfalldarstellung (ND) als Mimen mit Hilfsorganisationen in Berührung zu kommen. 2011 maßen die SSDler der verschiedenen Schulen im Kreisverband Aschaffenburg ihre Kräfte parallel zum Kreiswettbewerb des JRKs. Nach der EH-Praxis löcherten die Schüler ihre Lehrerin, dass sie auch gerne Verletzungen schminken möchten. Noch am gleichen Tag fragte die Lehrerin den zuständigen ND-Leiter, der auch Ausbilder für ND in Unterfranken. ist, ob er es sich vorstellen könnte, an einer Schule einen ND-Lehrgang zu halten. Bereits wenige Wochen später fand der erste „ND-Modul 1“-Lehrgang an einer bayerischen Schule mit 18 Teilnehmern statt. Die Schüler mussten dabei das gleiche Ausbildungsprogramm wie ein „normaler JRKler“ absolvieren: Geschichte der ND, Unfallverhütung, Materialkunde, Schminken leichterer Verletzungen mit den verschiedenen Materialien. Besonderen Spaß machten den Teilnehmern die theaterpädagogischen Spiele zur Einführung in das Mimen. Bereits 2012 konnten die Schüler ihr neu erworbenes Wissen bei Wettbewerben als Schminker und Mimen beweisen. Zudem gab es für 14 weitere Schüler eine Neuauflage des Grundlehrgangs. Das bemerkenswerte Engagement und die Begeisterung der Lehrerin und des ND-Leiters stecken an. Durch den Einsatz der ND bei der praktischen Ausbildung sind die Schüler mit Feuereifer bei der Sache und die Ausbildung der SSDler gestaltet sich effektiver – zur Nachahmung zu empfehlen! Auch das Ehrenamt profitierte. Schon einige Schüler engagieren sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich bei verschiedenen Hilfsorganisationen.