Internationales Freundschafts-Camp

48 Teilnehmende, 9 Teamer/-innen, 22 Nationen und ich mitten drin in Langenlois (Österreich)

Kathrin Bruss
Kathrin Bruss
3/2015

Zwei Wochen Internationales Freundschaftscamp. Was man
sich darunter alles vorzustellen hat, wusste ich anfangs auch
nicht so genau. So setzte ich mich am 13. Juli in Nürnberg in
den Flieger und landete eine Stunde später in Wien.
Die ersten zwei Tage verbrachten wir damit, uns näher kennen
zu lernen. Wir waren beim Bürgermeister zur offiziellen
Eröffnung des Camps eingeladen und die einzelnen Delegationen
stellten ihr Land und ihre Arbeit im Roten Kreuz bzw.
im Halbmond vor.
„Be extraordinary. Take the adventure of crossing borders by
leaving prejudices behind.” So lautete das diesjährige Campmotto.
Um unsere Vorurteile über Bord zu werfen, sollten
wir diese zu jedem der teilnehmenden Länder aufschreiben.
Später mussten wir feststellen, dass diese meistens falsch
sind und viel Unrecht verursachen können.
Mitte der ersten Woche besuchte Herr Feingold das Camp.
Er ist 102 Jahre alt und hat vier Konzentrationslager überlebt.
Er erzählte uns viel über sein Leben und beantwortete viele
Fragen. So bereiteten wir uns gedanklich auf unseren Ausflug
ins KZ Mauthausen am nächsten Morgen vor. Dieser Besuch
ging nicht an jedem spurlos vorüber, denn manch eine
Teilnehmerin bzw. ein Teilnehmer aus Saint Lucia oder Japan
hatte sich zuvor noch nie mit diesem Thema auseinander
gesetzt. Damit wir jedoch nicht in dieser trüben Stimmung
verweilten, ging es gleich im Anschluss nach Melk und wir
machten uns dort einen gemütlichen Nachmittag. Abends
ging es zu einem ‒ für die Region sehr typischen Heuriger ‒
wo wir auch Wein probieren konnten.
Am 5. Tag hielt Günter Stummer, welcher für die internationale
Zusammenarbeit im Österreichischen Jugendrotkreuz
zuständig ist, einen interessanten Vortrag über Internationale
Menschenrechte. Des Weiteren bekamen wir an diesem Tag
eine virtuelle Einführung für unseren Trip nach Wien. Abends
fand nun in den folgenden Tagen immer ein sogenannter
„National Pub“ statt, in dem sich die verschiedenen Länder mit
Workshops präsentierten. Beispielsweise lernte ich ein paar
Worte Finnisch, kroatische, rumänische und tschechische
Tänze, sowie das Kochen von japanischen, vietnamesischen
und thailändischen Gerichten.
Samstag stand Wien auf dem Programm. Hier waren wir auf
eigene Faust unterwegs. Vor der Rückfahrt versammelten wir
uns auf dem Platz vor dem Stephansdom. Dort kreierten wir
einen Flashmob zum Thema Vorurteile. Wir machten die Vorbeigehenden
darauf aufmerksam, sich von ihren Vorurteilen
zu befreien. Zurück in Langenlois liefen wir im Zeichen des
Friedens mit Fackeln durch den Ort und ließen den Tag gemütlich
ausklingen.

Auch die zweite Woche verging wie im Flug. Wir hatten weitere
Vorträge von Gastrednern über „Human Trafficking“ oder
„Restoring Family Links“. Um uns Teilnehmenden näher zu
bringen, wie es sein muss unter Gefangenschaft ohne seine
Familie leben zu müssen, gab es ein Rollenspiel, welches
uns sehr nachdenklich stimmte.
Am 22. Juli stand ein weiterer Ausflug ins Burgenland an
und eine Kostümparty. Donnerstag und Freitag verbrachten
wir hauptsächlich damit, das 60. Festival der Nationen
vorzubereiten auf das wir zwei Wochen lang in Special
Interest Groups hingearbeitet hatten. Unter anderem drehte
das ÖJRK einen neuen Imagefilm, in dem natürlich das
Camp nicht fehlen durfte. Viele ehemalige Teilnehmende
und Teamerinnen bzw. Teamer, sowie Ehrengäste, waren
zum Festival der Nationen, angereist. Doch auch dieser
besondere Abend verging viel zu schnell und so standen
die letzen zwei Tage vor der Tür. Wir besuchten das örtliche
Weinmuseum und versuchten die verbleibende Zeit so gut
wie möglich gemeinsam zu nutzen. Der Abschied hätte
definitiv nicht Teil des Camps sein müssen. Ich habe so viele
unglaublich tolle Menschen kennengelernt, wir sind nicht nur
enge Freunde geworden, sondern eine kleine, große Familie.