Sexuelle Vielfalt

Wer sich in letzter Zeit beim mitgliedsstärksten Social-Media-Kanal angemeldet hat, hat vielleicht gesehen, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, das Geschlecht festzulegen.

Fabian Pasewaldt
2/2015

Man kann statt männlich und weiblich auch ein anderes Geschlecht angeben. Diese neuen Möglichkeiten basieren auf dem Versuch, Toleranz für „andere Geschlechter“ zu schaffen. Trotzdem sieht die Mehrheit vermutlich nur Bio-Männer und Bio-Frauen, also solche Männer und Frauen, die  sich mit ihrem Geburtsgeschlecht identifizieren.

Wechsel des Geschlechts

Im 21. Jahrhundert können immer mehr Leute sie selbst sein. Auch wenn dies bedeutet, dass sie das gesellschaftlich anerkannte biologische Geschlecht „wechseln“ müssen. Es gibt Menschen, die werden im „falschen Körper“ geboren. Geboren sind sie z.B. männlich, doch sie fühlen sich weiblich. Die einen wissen, seit sie denken können, dass etwas nicht stimmt, die anderen merken es später. Doch eines vereint sie doch alle: Sie müssen etwas ändern. Nun kann man aber nicht einfach so sein biologisches Geschlecht wechseln. Das braucht lange Vorbereitungszeit und  Geduld. Denn der Prozess ist mit vielen bürokratischen Hürden verbunden beispielsweise der Antrag auf Namensänderung beim Amtsgericht oder die psychologischen Gutachten für die geschlechtsangleichende Operation. Das Wichtigste ist aber, eine tolerante Umgebung. Jeder Mensch  wünscht sich so wahrgenommen zu werden, wie er ist, denn das gibt Kraft, um die Hürden zu meistern, die von der Gesellschaft und dem Gesetzgeber geschaffen werden. Dies klappt leider nicht bei allen. Die einen schaffen es die ignorante Haltung der Gesellschaft zu ignorieren, die  anderen nehmen es sehr persönlich und leiden Schluss endlich unter einem enormen Druck.

Gleichgeschlechtliche Liebe

Der Mangel an Toleranz beschäftigt nicht nur Trans*-Leute, sondern jeden Menschen. Die einen werden nicht toleriert, weil sie die „falsche“ Hautfarbe haben, die anderen, weil sie der „falschen“ Religion angehören und wieder andere weil sie z.B. lesbisch oder schwul sind. In mehr als 70 Ländern steht gleichgeschlechtliche Liebe unter Strafe. In 7 dieser Länder wird diese Liebe mit dem Tod bestraft. Auch in Deutschland stand Homosexualität Jahrzehnte lang unter Strafe. Im § 175 des Strafgesetzbuches war festgelegt, dass „Unzucht unter Männern“ mit bis zu 10 Jahren  Haft bestraft wird. Zu Zeiten des 3. Reiches wurden auch Homosexuelle in Konzentrationslager verschleppt. Sie wurden ebenso wie andere Insassen, zu Arbeiten gezwungen oder vergast. Im Jahr 1994 wurde § 175 ersatzlos gestrichen. Doch auch wenn Homosexualität nicht mehr  strafbar ist, werden gleichgeschlechtlich liebende Menschen immer noch diskriminiert. Die Diskriminierung ist in vielen Lebensbereichen zu finden. Schülerinnen und Schüler nutzen „Schwuchtel“ als Schimpfwort. Auch daher fällt es Schwule und Lesben schwer, sich zusammen mit der  Partnerin oder dem Partner in der Öffentlichkeit zu zeigen. Doch auch per Gesetz herrscht immer noch eine diskriminierende Stimmung: So dürfen z.B. Menschen, die in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft leben, keine Kinder adoptieren.

Queer

Das Spektrum der verschiedenen Menschen ist schwer zu üerblicken. Die einen, bezeichnen sich als schwul, lesbisch, bisexuell, die anderen als Queer. Grob zusammengefasst versteht man unter queer von Leute, die sich nicht in ein klassisches Rollenmodell einordnen lassen wollen. Es  bezeichnet Leute, die sich vom weitverbreiteten Schachteldenken lösen und einfach sie selbst sein wollen, ohne sich der Umwelt gegenüber definieren zu müssen. Der Begriff der sexuellen Vielfalt fällt auch darunter. Nun stellt sich noch die Frage, was queere Personen überhaupt mit der baff und dem JRK zu tun haben. Kinder und Jugendliche, die sich als queer identifizieren, haben oft ein sehr schweres Leben. Dies geht von einzelnen Beleidigungen bis hin zu Mobbing, was sogar dazu führen kann, dass manche betroffene Personen keinen Sinn mehr sehen und sich das  Leben nehmen. Das muss geändert werden! Auch im JRK müssen wir an einem toleranten Klima anderen Menschen gegenüber arbeiten. Mobbing ist ein ernst zu nehmendes Thema. Nur wenn alle zusammenarbeiten, können wir wirklich etwas bewegen. Deshalb gilt bei Fällen von  Diskriminierung: Schau nicht weg! Öffne deinen Mund!

Definitionen Abkürzungen
Die Definitionen sind vielfältig. Wir haben ein paar der bekannten zusammengestellt. Sie beziehen sich auf die bewusste Abkehr von Heteronormen:

LGBT: Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender, also Lesben,
Schwule, Bisexuelle und Transgender
LSBTTIQ: lesbische, schwule, bisexuelle, transgender,
transsexuelle, intersexuelle und queere Menschen
Trans: Die gefühlte Identität stimmt nicht mit dem biologischen
Geschlecht überein
Inter: Menschen, die weder hormonell noch genetisch
(Chromosome) noch anatomisch (Geschlechtsorgane) einem
Geschlecht zuzuordnen sind