Notfalldarstellung

Bei der Bundeswehr

Michael Zang
Michael Zang
3/2014

Vorsichtig schleichen sich drei Soldaten über eine Wiese an ein Haus heran. Plötzlich sind zwei ohrenbetäubende Explosionen gefolgt von mehreren Gewehrschüssen zu hören. Die Soldaten beginnen sich gegenseitig zu sichern und nähern sich schnell und wachsam dem Haus. Dort  ngekommen erkennen sie zwei verletzte Soldaten im Eingangsbereich. Ein Soldat  hat  eine stark spritzende Wunde am rechten  Arm; der andere eine stark blutende Wunde am Hinterkopf und ist kaum ansprechbar. Im Haus läuft aufgeregt ein weiterer Soldat umher. In einer Ecke  des Raumes liegt ein Zivilist auf dem Bauch. im Rücken sind zwei kleine Einschusslöcher zu sehen. Als der Truppführer den Mann umdreht ist eine große Austrittswunde im rechten oberen Brustkorbbereich erkennbar. Der Mann atmet schwer und sehr langsam. Er hat starke Schmerzen. Die verletzten Soldaten konnten im letzten Moment Schlimmeres verhindern! Die Soldaten durchsuchen die „Fremden“ nach Waffen und beginnen routiniert die Verletzungen zu versorgen.

So oder ähnliche...

...Szenen können deutsche Soldaten jeden Tag bei ihrem Einsatz in ausländischen Einsatzgebieten im Auftrag der UNO erleben. Diese Szene ereignete sich allerdings  auf  dem  ruppenübungsplatz in Hammelburg in Unterfranken. Dort haben sich Soldaten zum internationalen 3C-Competition-Wettkampf  (militärischer  Fünfkampf)  versammelt. Eine der fünf Disziplinen, der sich die Teilnehmenden unter anderem aus Deutschland, Dänemark, Finnland, Schweden, Niederlande, Frankreich, Jamaika, USA und Kanada  stellen, ist die  Versorgung von Verwundeten.  Dargestellt wurden diese von Rotkreuzlern aus den BRK-Kreisverband Bad Kissingen, Würzburg und Schweinfurt. Geschminkt wurden sie von Mitgliedern des Lehrteams Notfalldarstellung (ND) aus dem BRK-Bezirksverband Unterfranken. Die Herausforderung bestand darin, zeitgleich vier identische Stationen zu bedienen. So mussten insgesamt 16 Verletzte mit vier Verletzungsmustern geschminkt werden. Bei allen Stationen sollten die letzten Teilnehmenden (TN) die gleiche Situation vorfinden wie die erste Gruppe. Daher wurden die Wunden mittels selbstgebauten  Moulagen „geschminkt“. Die TN waren von der Qualität der geschminkten Verletzungen durchweg begeistert. Die meisten wussten nicht einmal, dass es Notfalldarstellerinnen  und  -Darsteller gibt, die Wunden  so täuschend echt darstellen können. Aber auch das schauspielerische talent der Darstellenden wurde von den tn immer wieder gelobt. Die internationalen Schiedsrichtenden und die tn fragten sogar, ob wir die ND hauptberuflich ausüben. Diese Begeisterung schlug sich auch in den Dankesworten der Verantwortlichen nieder. Für  uns  ND-lerinnen und NDler  war  es  aber  auch  ein  lehrreicher  und  besonderer  Tag.  der  militärische  Umgang und Befehlston war  für uns größtenteils eine neue Erfahrung. Besonders spannend war aber, dass die Bundeswehr ihr eigenes Schminkmaterial besitzt. Am  Meisten waren wir über das Blutpumpsystem überrascht. Ein beutel, ähnlich einer Infusion, mit fest angeschweißtem Schlauch, Pumpballon und einer großen Einfüllöffnung. nach einigen Anfangsschwierigeiten waren wir in der Lage, das Blut richtig aus der Wunde am Oberarm herausspritzen zu lassen. Eine weitere Herausforderung für die Mimen war die Sprache, fand doch der Wettkampf in der Kongresssprache Englisch statt. Alle Verletztendarstellenden und Schminkenden waren sich einig, dass der Tag bei der Bundeswehr eine große Erfahrung in ihrem ND-Leben ist. Sicherlich war es nicht die letzte Zusammenarbeit. Einen besonderen Dank möchte ich an Hauptmann Stiegler richten, der uns ermöglichte an diesem Event teilzunehmen. Es war für uns sicherlich ein unvergesslicher Tag.