Öffentlichkeitsarbeit in der Notfalldarstellung

Die Notfalldarstellung ist längst ein etablierter Fachbereich des Roten Kreuzes.

Johanna Gaebel
Notfalldarstellung Augsburg-Stadt
1/2014

Doch während in anderen Bereichen bereits seit Jahren an einem möglichst professionellen Auftreten in der Presse gefeilt wird, wurde dieser Aspekt in der Notfalldarstellung bisher eher stiefmütterlich behandelt.

Man könnte sich fragen, wozu ein kleiner Teilbereich des Jugendrotkreuzes eine eigene und umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit benötigt, wenn doch nur gelegentlich ein paar Leute geschminkt oder Helfer bei Übungen unterstützt werden. Doch genau hierin steckt schon die Antwort: Die Notfalldarstellung schafft Aufmerksamkeit, macht Szenarien wesentlich realistischer und ist deshalb meistens ein Zuschauermagnet in der Öffentlichkeit.

Die Zeiten abgeschotteter Übungen ohne Zuschauer oder Presse sind längst vorbei. Die Bemühung um Transparenz, Interesse in der Bevölkerung und Berichte der Medien rücken auch uns Notfalldarsteller unweigerlich in den Fokus der Medien. Deshalb zählen nicht nur unsere Grundaufgaben wie Schminken und Mimen sondern auch unser Auftreten nach außen hin – denn immerhin tragen wir das Rote Kreuz auf der Brust, dem wir gerecht werden wollen.

Einen Grundstock der Öffentlichkeitsarbeit bilden Flyer, die die Notfalldarstellung kurz vorstellen und erklären, was wir uns als Aufgaben gesetzt haben. Auch ein Internetauftritt ist heutzutage wichtig. Dort können hervorragend Neuigkeiten, Fotos und kurze Berichte über aktuelle Geschehnisse mit den Interessierten geteilt werden. Ein weiteres Medium ist Facebook. Hier haben die Leser durch aktuelle Meldungen das Gefühl, hautnah dabei zu sein.

Doch nicht nur die Informationen, die wir selbst teilen, zeichnen unser Bild in der Öffentlichkeit, sondern auch unser Auftreten. Dabei ist es wichtig, mit den richtigen Logos, einheitlicher Dienstkleidung und Kennzeichnung aufzutreten. Dies zeugt von Professionalität und macht auf jeden Fall einen guten Eindruck. Außerdem ist man so immer gleich erkennbar. Gerade in Übungen, die auf mehr oder weniger öffentlichen Geländen stattfinden, ist es wichtig – auch mit Hinweisschildern z.B. „Übung Notfalldarstellung“ – umherstehende Passanten auf den Übungscharakter hinzuweisen. Denn die Bevölkerung wird oft von Übungen überrascht. Es ist wichtig, klarzustellen, dass „alles nur Show“ ist und wir die Lage im Griff haben. Außerdem fühlen sich Leute oft weniger gestört durch den Übungsablauf, der ja durchaus Lärm, Chaos und Verkehrsprobleme verursacht. Ausgiebige Vorbesprechungen, Codewörter und Debriefings sorgen für Sicherheit und einen geregelten Ablauf. Dies merken auch die Beobachter. In Shows hingegen gehen die Zuschauer zwar vorbereitet in ein Szenario, dennoch sollte ein Moderator Sachverhalte erklären und die Arbeitsweise darlegen.

Denn „unsere“ Welt ist nicht „deren“ Welt

Diese Tatsache wird leider oft vergessen. Notfalldarsteller haben einen gewissen Rotkreuz-Hintergrund und sind Verletzungen, Blut und Katastrophen „gewöhnt“. Unbeteiligte Menschen hingegen werden nicht oft mit derartigen Extremsituationen konfrontiert und benötigen daher Hintergrundinformationen und Versicherungen, dass wirklich alles gespielt ist. Deshalb können sie auch den aufgedrehten „Rauschzustand“ vieler Notfalldarsteller nicht verstehen, die völlig im Szenario aufgehen.

Deshalb liegt es an den Notfalldarstellern, möglichst viele Informationen zu geben und sich zurückzuhalten, sobald unbeteiligte Personen ins Spiel kommen. Gerade Szenarien mit Gewalt, Minderjährigen oder Ähnlichem sind eine enorme Belastung für Zuschauer, die Derartiges nicht gewohnt sind. Das Gleiche gilt natürlich auch für Fotos. Szenarien oder Bilder, die für Notfalldarsteller völlig in Ordnung sind, können auf den nicht involvierten Betrachter extrem belastend, wenn nicht sogar anstößig wirken.

Da solch ein Ergebnis wohl nicht beabsichtigt wird, sollte man versuchen, sich in die Zuschauer und Leser hineinzuversetzen und zu überlegen, wie alles auf sie wirkt. Bei Veröffentlichungen – auch in sozialen Netzwerken – muss man daher besonders darauf achten, dass Fotos nicht zu blutrünstig oder brutal (z.B. Pfählung) sind, nicht zu viel nackte Haut gezeigt wird und kulturell bedingte Befindlichkeiten berücksichtigt werden.

Ein notwendiger Aspekt ist definitiv die rechtliche Grundlage der Öffentlichkeitsarbeit. Die Notfalldarstellung muss dafür Sorge tragen, dass gesetzliche Vorschriften umgesetzt werden. Wenn das heißt, dass minderjährige Mimen nicht „mitspielen“ dürfen (z.B. weil es zu spät ist oder keine Aufsichtsperson verfügbar ist), dann lässt sich das leider nicht ändern. Und wer möchte sich verantwortlich fühlen, wenn einem Kind etwas zustößt? Durch Einhalten der Regeln, ausführliche Registrierung und Erlaubnis der Erziehungsberechtigten ist es möglich, sich abzusichern.

Auch Fotorechte sind inzwischen ein wichtiges Thema. Wer hierzu wenig Wissen hat, sollte sich unbedingt informieren! Nur wer alle Rechte am Bild hat, darf diese auch veröffentlichen. Das gilt auch für vermeintliche Schnappschüsse auf sozialen Netzwerken. Durch Formulare und Unterschriften lassen sich Fotos sehr leicht legal verbreiten. Gemeinsam geht’s leichter!

Es gibt sehr viel zu bedenken beim Thema Öffentlichkeitsarbeit und hier gilt im Besonderen: Was einmal veröffentlicht wurde, kann nur schwer oder gar nicht wieder rückgängig gemacht werden. Doch wir stehen zum Glück nicht alleine da.

Material (z.B. Flyer) kann vom Leiter der Jugendarbeit oder von Verantwortlichen im BRK-Kreisverband freigegeben werden. Dort (oder unter www.eis.brk.de > JRK > Corporate Design) kann man sich z.B. auch zum JRK-Corporate-Design informieren. Wer sich intensiver mit diesem Thema beschäftigen möchte, hat natürlich auch die Möglichkeit, Lehrgänge zu besuchen.

Außerdem gibt es noch die einfache Möglichkeit, andere ND-Gruppen anzusprechen. Vielleicht existieren ja bereits Formulare und Flyer, die man weitergeben oder abändern kann. Und wenn alle an einem Strang ziehen, können wir der Öffentlichkeit immer öfter unsere Schokoladenseite zeigen!