Suchen, finden, zusammenführen, Helfen - der Suchdienst

Suchdienst? Gibt es den noch? Der wurde doch nach dem Zweiten Weltkrieg benötigt.

Ansgar Krause
2/2014

Ja, es gibt ihn noch. und er ist mehr als zuvor aktiv. Grund genug, ihn in unserer Reihe „Vielfalt im BRK“ vorzustellen. So besuchte ich – Ansgar Krause, Praktikant im Jugendrotkreuz – die Mitarbeiterinnen des BRK-Suchdienstes in der BRK-Landesgeschäftsstelle.

Die Geschichte des DRK-Suchdienstes

Millionen entwurzelter und obdachloser Menschen irrten nach dem Zweiten Weltkrieg durch ein weitgehend zerstörtes Land und waren ohne Nachricht über das Schicksal ihrer verwandten. Am Rande der großen Flüchtlingsströme stehen Freiwillige und registrieren Suchende und Gesuchte. Diese spontane Aktion markiert die Geburtsstunde des DRK-Suchdienstes. Im September 1945 nehmen in München und Hamburg sogenannte „Zentrale Suchkarteien“ ihre Arbeit auf.

Die Folgen des Zweiten Weltkriegs

Heute existiert in München ein zentrales Archiv mit 50 Millionen digitalisierten Karteikarten. Informationen aus neuerschlossenen russischen Archiven können in vielen Fällen schicksalsklärende Auskünfte erteilen. Spätaussiedler und ihre Angehörigen erhalten kompetente Beratung im einreise- und Visumverfahren, bei den rechtlichen Voraussetzungen des Familiennachzugs nach Deutschland und bei allen Fragen zum bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetzes.

Krieg, Flucht, Vertreibung, Migration

Der DRK-Suchdienst unterstützt Menschen, die durch bewaffnete Konflikte, Katastrophen, Flucht, Vertreibung und Migration von ihren nächsten getrennt wurden. er hilft Angehörige zu finden, sie wieder miteinander in Kontakt zu bringen und Familien zu vereinen. Dabei berät der DRK-Suchdienst in Fragen des Aufenthaltsgesetzes. Seit September 2013 gibt es die Möglichkeit für Flüchtlinge, die den Kontakt zu ihren Angehörigen verloren haben, europaweit über den Link www.familylinks.icrc.org/europe ihre Familie mit Foto zu suchen.

Einsätze im Inland

Nach Katastrophen und großen Schadensereignissen im Inland aktiviert der DRK-Suchdienst seine Kreisauskunftsbüros. Die dort tätigen ehrenamtlichen Helfer sammeln Informationen über betroffene Personen und deren Aufenthaltsort und erteilen Auskünfte an suchende Angehörige.

 

Meine abschließende Frage lautete: „Warum ist Ihre Arbeit heute noch wichtig?“ „Auch heute möchte jeder Mensch Gewissheit haben, was mit seinen Angehörigen passiert ist und wünscht sich den Kontakt zu ihnen. Das gehört zu den Grundbedürfnissen aller Menschen. Deshalb bieten wir unsere Beratung in allen Bereichen der Familienzusammenführung an.“

Der BRK-suchdienst in Zahlen (2013, Anzahl von Fällen):

Nachforschungen: • II. Weltkrieg: 265 • aktuelle Konflikte/Katastrophen: 402 Familienzusammenführung (Beratungen und Verfahrenshilfen) von Spätaussiedlern (5.279 ), von  Flüchtlingen 640; 12 Kreisauskunftsbüro-Einsätze

 

DRK-Auskunftsstellen in Aktion (Auswahl): • 2004 Tsunami (Hotline für Angehörige in Deutschland) • 2009 Amoklauf in Winnenden • 2010 Loveparade in Duisburg • 2011 Papstbesuch • 2013 Hochwasser in Bayern

Hinter den Kulissen richtet der Suchdienst vorab Auskunftsstellen ein, um für den Ernstfall gerüstet zu sein. (Auswahl): • 2006 Fußballweltmeisterschaft (deutschlandweit) • 2009 Natogipfel in Kehl und Baden-Baden