1.947 Zeichen: Frieden

Pünktlich zum rheinischen Karneval ist nun also Redaktionsschluss für diese Kolumne. In der neuen Rubrik werden Mitglieder der Landesleitung berichten, herzerwärmend formulieren, pathetisch schreiben und vielleicht mal augenzwinkernd die Welt des JRK beleuchten.

Karneval ist übrigens ein gutes Stichwort. Als Aachener kann ich mich noch gut erinnern. 1991 wurde der komplette Rosenmontagszug abgesagt. Ob in Düsseldorf, Köln oder Aachen - die Karneval- und Faschingshochburgen zeigten sich solidarisch. Man wollte nicht in Zeiten des Golfkrieges feiern, während woanders Menschen sterben. Habe ich etwas nicht mitbekommen? Wie ist es denn im Jahr 2015? Was ist in der Ukraine? Was macht der IS? Wie viele Menschen sterben im Sudan? Was sind das: Kriege oder Konflikte? Ist das nicht eigentlich egal? Egal, ob es innerstaatliche Auseinandersetzungen oder Auseinandersetzungen zwischen Staaten sind? Da wo Menschen sterben oder digitale Kriege stattfinden, geht es immer auch um Verlust, um Ängste, um Heimatlosigkeit. Und da kommen wir dann ins Spiel – welch absurde Formulierung in dem Fall.

Als Kinder- und Jugendverband ist es unser Ziel, junge Menschen zu gewinnen, sich für Frieden und Völkerverständigung einzusetzen. Klingt gut, was da in der Verbandsordnung formuliert ist. Aber, bitteschön, wie soll das angestellt werden? Auch hier Fragen: Wo fängt Frieden an? Ist es die Abwesenheit von Gewalt? Wie erkenne ich den Frieden? Kommt er als netter Mann mit Hut um die Ecke? Viele Fragen ohne Antworten. Eine haben die damals Verantwortlichen der Umzüge aber gegeben. Man muss sie nicht gut finden. Und in der heutigen Betrachtung wären vielleicht alle Umzüge dauerhaft abzusagen. Aber was sie gemacht haben verdient Respekt. Sie haben sich nicht dem enormen Druck der Interessensgruppen gebeugt, sondern ein Zeichen gesetzt. Das ist gut. Sich auseinandersetzen, diskutieren, Entscheidungen treffen und mittragen. Das sind gute Tugenden. Auch in unserem Verband.