
Einen Tag im Rettungswagen
Israelische Jugendliche besuchten 1988 KV Fürstenfeldbruck
Unter
anderem besuchten die
israelischen Jugendlichen 1988 das
ehemalige Konzentrationslager
Dachau und fuhren einen
Tag lang im Rettungsdienst
mit.
Pünktlich um 16.05 Uhr traf
die Delegation der Jugend
des Magen David Adom im
Münchner Hauptbahnhof ein.
Empfangen wurde sie von
Werner Cröniger und Rosmarie
Suckfüll aus dem Kreisverband
Fürstenfeldbruck.
Nach der Fahrt zur Unterkunft,
der Zimmerbelegung
und der Vorstellung des Programms
für die nächsten Tage
bekamen die zehn jungen
Israelis eine erste Einführung
in bayerische Lebensart: Man
ging zum Abendessen in den
Biergarten.
Bayerische Kultur stand in
dieser Woche überhaupt
mehrmals auf dem Stundenplan:
Wanderung durch das
Kiental mit Besuch des Klosters
Andechs (und der dazugehörigen
Klosterbrauerei),
Schiffrundfahrt auf dem Ammersee,
Besichtigung des
Schlosses Linderhof, Stadtrundfahrt
durch München,
Besichtigung des Rathauses,
des Olympiageländes und von
Schloß Nymphenburg. Am interessantesten
fanden die
israelischen Gäste jedoch das
BMW-Museum, in dem sie
sich wohl gerne etwas länger
aufgehalten hätten.
Einen Einblick in bayerisches
Brauchtum gewannen die
Israelis bei einem Besuch in
Garmisch. Das dortige Jugendrotkreuz
hatte einen
"Bayerischen Abend" für die
Gäste organisiert. "Bei original
bayerischer Musik lernten
auch unsere israelischen
Freunde bald das Schuhpiatteln",
berichten die Fürstenfeldbrucker
Jugendrotkreuzler.
Erfolg der Bemühungen:
Die Gäste, gekleidet in
Dirndl und Lederhose, führten
einen Volkstanz vor.
Ziemlich bedrückt war die
Stimmung am nächsten Tag,
als die Delegation das ehemalige
Konzentrationslager
Dachau besuchte. Dort wurde
sie vom Oberbürgermeister
und von Vertretern des
Kreisverbandsvorstands begrüßt.
Die Führung durch das
ehemalige KZ und der Dokumentarfilm
über die menschenunwürdige
und grausame
Behandlung der Gefangenen
hinterließ bei allen Teilnehmern
einen tiefen Eindruck.
In der Synagoge legten die
Israelis zum Gedenken an die
Opfer einen Blumenstrauß
nieder und beteten gemeinsam.
Die bayerischen Delegationsmitglieder
legten je
eine rote Rose nieder.
Neben Kultur und tragischer
Vergangenheit lernten die
Gäste auch viel über die Arbeit
des Bayerischen Roten
Kreuzes kennen. Schon am
zweiten Tag ihres Besuchs
hatte sie Werner Cröniger in
den Aufbau des Jugendrotkreuzes
vom Kreisverband bis
zur Landesebene eingeführt,
hatte dabei auch die vielfältigen
Aufgaben und Ziele des
JRK angesprochen.
Mit der Seilbahn ging es an
einem anderen Tag auf die
Zugspitze, wo die israelischen
Gäste durch einen Videofilm
über die Aufgaben
der Bergwacht informiert
wurden. Anschließend konnten
sie die umfangreichen
Bergrettungsgeräte besichtigen.
Gerätevorstellungen und
Tauch-Demonstrationen gab
es auch bei der Wasserwacht
in Grafrath. Bei der an-
schließenden Grillparty kam
man dann mit den Rettungsschwimmern
ins Gespräch,
und so entwickelten sich viele
freundschaftliche Kontakte
zwischen Israelis und
Deutschen.
Unbestrittener Höhepunkt
war aber für die Gäste die
Gelegenheit, in BRK-Einsatzfahrzeugen
einen Tag lang
als "dritter Mann" mitzufahren.
Acht Stunden lang fuhren
sie in Rettungswägen in
München oder Fürstenfeldbruck
mit. Eine Teilnehmerin
rückte während dieser
Zeit siebzehnmal zu einem
Notfall aus. Der Anstrengung
entsprechend waren alle beim
abendlichen Schwabing-Bummel
sehr müde.
Auch der letzte Tag des Aufenthalts
war sehr ereignisreich:
Besuch bei der Berufsfeuerwehr
mit Besichtigung
des Rettungshubschraubers
"Christoph I", gemeinsame
Gruppenstunde mit Realistischer
Unfalldarstellung, Abschiedsparty
am Abend. Thilo
Fleischmann, Referent für
das JRK in Bayern, überreichte
dem Delegationsleiter
des Magen David Adom,
Dr. Chen Kugel, eine Materialspende
im Wert von rund
80 000 Mark für den israelischen
Blutspendedienst. Die
Delegationsmitglieder erhielten
je eine JRK-Freizeittasche
und weitere kleine Präsente.
Die Israelis revanchierten
sich mit Sanitätsumhängetaschen,
Israel-Bildbänden,
T-Shirts und Basketballmützen
mit dem Emblem des
Magen David Adom. Der
Abend - und mit ihm die Internationale
Begegnung, am
kommenden Tag war Abreise
- klang in fröhlicher Stimmung
aus. Für Unterhaltung
sorgte Delegationsleiter Dr.
Kugel, der feste in die Tasten
des Klaviers griff.