ZDL

Am 01. August 1977 trat eine neue Regelung in Kraft. Jeder männliche Jugendliche kann frei entscheiden, ob er zur Bundeswehr möchte oder zum Zivildienst.

Hans Geislberger
3/1977

Eine Postkarte an das Kreiswehrersatzamt genügt. Noch vielfach werden Kriesdienstverweigerer als "Drückeberger" bezeichnet. Aber ohne ihren Einsatz müssten viele Wohlfahrtseinrichtungen ihren Betrieb stark einschränken. Auf die manchmal komödienhafte Praxis der sogenannten "Prüfungskommission" wird nun also verzichtet. Man schreibt eine Postkarte und ist ZDLer. Wenn nun einer meint, er könnte sich drücken, so wird er enttäuscht. Denn schneller als bisher wird die Einberufung zum Zivildienst erfolgen. Das verspricht der Bundesbeauftragte für den Zivildienst in Bonn, Hans Iven. Man hat ein neues Haus bezogen und modernste Computer warten darauf, ihre Arbeit aufzunehmen. 1977 waren etwa 16.000 ZDL einberufen. Davon arbeiteten alleine 7.194 im Pflege- und Betreuungsdienst sowie weitere 2.154 im Krankentransport und Unfallrettungsdienst. Viele Krankenhäuser können sich einen ordentlichen Betrieb ohne die ZDLer gar nicht mehr vorstellen. Auch die Finanzabteilungen sind aus geldlichen Gründen froh, dass es ZDLer gibt, sind diese doch billige Arbeitskräfte. Dies trifft auch auf den Rettungsdienst zu. Und so sind die bayerischen Kreisverbände glücklich über jeden ZDLer, den sie zugewiesen bekommen, senkt er doch die Kilometerkosten auf ein erträgliches Maß herab.

Was aber veranlasst "baff", hier über den oder die ZDLer zu schreiben?

Nun, ganz einfach: Wir haben uns umgesehen und festgestellt, dass das Jugendrotkreuz in den verschiedensten Kreisverbänden gut mit den ZDLern zusammenarbeitet und daß viele von ihnen aktive JRK-ler geworden
sind. Ganz einfach, weil es ihnen beim JRK gefällt. Bei Ableistung ihrer Dienstpflicht im KTP und URD lernten sie auch das JRK kennen und schlössen sich freiwillig an. Sie werden also dem Jugendrotkreuz und damit dem Roten Kreuz auch nach ihrer Dienstzeit erhalten bleiben. Ein Verdienst des Jugendrotkreuzes. Einige haben sich der Ausbildung verschrieben und sind aus den Ausbildungsteams der Bezirksverbände nicht
mehr wegzudenken. Wenn es auch bei den Erwachsenen noch hie und da Abneigung und Vorurteile gibt, bei der Jugend bestimmt nicht. Viele Freundschaften und gute Kameradschaft zeugen davon und das ist wohl voll und ganz im Sinne des Jugendrotkreuzes. Aber lassen wir nun einige ZDLer selber sprechen:

Da der Zivildienst eine Folge der Kriegsdienstverweigerung darstellt,möchte ich einmal darauf hinweisen, was der Zivildienst sein sollte und auch teilweise schon ist.

Die Kriegsdienstverweigerung soll ausdrücken, das man nicht gewillt ist, Auseinandersetzungen zwischen Staaten mit militärischen Mitteln zu dulden und daran teilzunehmen. Kriegsdienstverweigerer wollen als Alternative zum Kriegsdienst bei der Bundeswehr, die sie für sinnlos halten, einen Dienst leisten,der sich zum einen als Friedensdienst zum anderen für den Menschen als sinnvolle Arbeit im sozialen Bereich darstellt. Leider sehen die gesetzlichen Bestimmungen auch Einsatzbereiche vor, die nichts mit einem sozialen Dienst zu tun haben. Hierunter fällt z.B. der Einsatz als Gärtner, Koch, Hausmeister oder Bürokraft. Dagegen sehen die ZDL ihre Tätigkeit in Bereichen wie der Behindertenarbeit, in derSozialarbeit, im Rettungsdienst und auch in der Jugendarbeit (etwa im JRK ) aber auch in der Altenpflege für sehr sinnvoll an. Allmählich wird die Arbeit,die die ZDL dort leisten, auch von der Öffentlichkeit positiv bewertet und anerkannt. M. Sebold, ZDL im BRK-Präsidium

 

Heinz Geislberger, Leiter ZD im BRK

Hier noch eine Stellungnahme des Beauftragten für die Durchführung des Zivildienstes im BRK. Es ist erfreulich, dass in "baff" das Thema Zivildienst behandelt wird. Im BRK sind z.Zt. etwa 800 ZDL in den Bereichen Rettungsdienst, Sozialarbeit und in der Verwaltung tatig. Diese ZD-Plätze werden derzeit laufend erhöht, so daß 1977/78 etwa 1.000 ZDL im BRK ständig eingesetzt sind. Etwa 15% aller ZDL bleiben dem BRK nach Dienstende als freiwillige Helfer erhalten. Für junge Menschen, die dem "Dienst am Nächsten " in ihrem Leben einen festen Platz einräumen wollen sicher ein lohnendes Ziel.

Hermann Köppl, München, meint:

Als solcher lernte ich auch das JRK kennen und stellte fest, das beides hervorragend zusammen paßt. Diese Feststellung führte auch dazu.dass ich noch nach meinem Zivildienst beim JRK blieb und im Ausbildungsteam des BV Obb. tätig bin. Die Arbeit im JRK gibt mir die Möglichkeit, einen aktiven Beitrag zu den Aufgaben des JRK z.B. sind Altenbetreuung und Behindertenarbeit zu leisten.