JRK von heute - RK von morgen

Die beispielhafte Arbeit aller nationalen Rotkreuzverbände, aber auch Nach kriegserscheinungen und die Gefährlichkeit der Umwelteinflüsse haben im Oktober 1947 den Landesvorstand des Bayerischen Roten Kreuzes veranlaßt, das Jugendrotkreuz wieder ins Leben zu rufen.

Bodo Meyner
2/1977

Unter dem Leitwort: "Ich diene" sollte in allen Kreisen der Jugend der Rotkreuzgedanke geweckt und geför­ dert werden. Als die vordringlichsten Aufgaben des Jugendrotkreuzes wurden damals herausgestellt: 1. Die Erziehung zur Achtung und Ehrfurcht vor jedem Menschen ohne Rück­sicht auf Rasse, Konfession, Stand oder politische Einstellung. 2. Selbstlose und tatbereite Hilfe für alle kranken, schwachen, gefangenen und gefährdeten Menschen. 3. Dienst an der Verständigung der Völker und damit am Frieden durch inter­ nationale Zusammenarbeit mit der Jugend in aller Welt. Vor 1914 waren im Roten Kreuz nur Männer und Frauen zusammengeschlossen. Erst während des ersten Weltkrieges - im Jahre 1917 - entstand die Jugend- Rotkreuz-Bewegung; sie entwickelte sich aus LiebesgabenSendungen der Kinder an die kämpfenden und verwundeten Soldaten und aus der Betreuung von Kindern in den vom Krieg verwüsteten Gebieten. Hiermit hat die Jugend von gestern selbst bewiesen, daß sie nicht allein in Spiel und Sport ihre Befriedigung findet und Freizeitgestaltung sucht, sondern sich durchaus aufnahmefähig für die anspruchsvollen Ziele des Roten Kreuzes zeigt. Auch die Jugend von heute will beweisen, daß nicht nur Sport-Spiel-Freizeit ihr ganzes Benken und Handeln beherrschen. Beshalb hat sie sich im Jugendrotkreuz zusammengeschlossen, um produktiv in einem weltumspannenden Verband mitarbeiten zu können. Um den JRK-lern auch Einblick in die praktischen Einsatzbereiche der anderen RK-Gemeinschaften zu verschaffen, sollte den Jugendlichen die Möglichkeit ge­ geben werden, bei Übungen und Wacheinsätzen unter Anleitung erfahrener Helferin­ nen und Helfer mitzuwirken. I Benn das Jugendrotkreuz arbeitet nicht neben dem Roten Kreuz, sondern mit ihm und mit den übrigen RK-Gemeinschaften. Bies setzt allerdings auch einen Umden- kungsprozeß bei den anderen vier Gemeinschaften vorauss das Jugendrotkreuz ver­ steht sich nicht als das ausschließlich nachwuchsliefernde Element für die Ge­ meinschaften, aus dem diese nach Belieben ihre Reserven schöpfen können. Für die JRK-ler ist es kein Muß, in diese Gemeinschaften überzutreten. Das Ju­gendrotkreuz legt aber auch kein Veto ein - sondern sieht es gerne - , wenn ein JRK-Mitglied sich zu einem Übertritt entschließt. Denn was ein JRK-Mitglied an Ausbildung mitbringt, ist der solide Grundstock für eine qualifizierende Weiter bildung in den übrigen vier Gemeinschaften. Auch ein JRK-Mitglied, das aus irgendeinem Grund nicht "übertreten" will, ist für das Rote Kreuz nicht verloren; es ist infiziert vom RK-Bazillus und trägt so - vielleicht als förderndes Mitglied - mehr und besser zur Verbreitung der Ideen des Roten Kreuzes bei. Durch eine lebendigere und aktivere Verbindung der einzelnen RK-Gemeinschaften untereinander lassen sich viele Vorurteile abbauen (auch beim JRK gibt es sol­che!), lassen sich Wege der positiven Zusammenarbeit finden (Ansätze sind be­reits vorhanden) und anstehende Fragen gemeinsam lösen. Dazu gehört aber, daß das Jugendrotkreuz als gleichwertiger Partner anerkannt wird. Dann und nur dann kann das Jugendrotkreuz von heute in die Rolle des Roten Kreuzes von morgen hineinwachsen.