Mongolei-Besuch

Auf den Spuren Chinggis Khans und des Rot-Kreuz-Gedankens

Nathalie Crößmann/Björn Steinke
NC/BS
3/2006

Die Mongolei ist ein eher unbekanntes Land und kaum einer hat überhaupt schon einmal etwas vom Mongolischen Jugendrotkreuz (MRCY) gehört. Doch im August 2006 gab es vom Mongolischen Roten Kreuz eine Internationele Begegnung, an der wir, zwei JRKler aus Oberbayern, die Gelegenheit nutzten, an einer Internationalen Begegnung in der Mongolei teilzunehmen. In Ulan Bator am Flughafen wurden wir direkt von einer kleinen Delegation sehr freundlich begrüßt. Da wir einen Tag zu früh ankamen, wurden wir bei der ehrenamtlichen Leiterin des Mongolischen Jugendrotkreuzes, Enkhmend Magsarjav, aufgenommen und verbrachten den ersten Tag mit ihr und ihren Freunden, mit denen wir uns einige Sehenswürdigkeiten der Stadt anschauten und abends zum 800- jährigen Staatsjubiläum der Mongolei das Konzert der „Scorpions“ ansahen. Nach diesem äußerst gelungenen Start, ging es am nächsten Tag unter Polizei-Eskorte und über holprige Straßen und Schlaglochpisten zum eigentlichen Camp in Nairmdal auf dem Land, nicht weit weg von Ulan Bator. Dort angekommen wurden wir mit weiteren 46 Teilnehmern aus der Mongolei, Japan, China, Süd-Korea und Australien in einer Bungalowsiedlung untergebracht. Die Rotkreuzbanner, die schon von weitem zu sehen waren, gaben das Motto des Camps, „Freundschaft und Frieden“, preis. Das Camp wurde nicht von mongolischen Roten Kreuz, sondern von einer staatlichen Institution geleitet. Außer uns waren noch etwa 450 andere Kinder und Jugendliche aus unterschiedlichen Nationen, wie der Mongolei, Indien, Südkorea und Russland da. Aufgestanden wurde jeden Morgen um 7:30 Uhr, damit es pünktlich zum Frühsport mit anschließendem Frühstück gehen konnte. Zum Frühstück gab es dann Reis mit Ziegen- oder Schafsfleisch, dazu gesalzenen Tee und etwas Gemüse und ab und zu einen süßen Keks. Auch zu den anderen Mahlzeiten gab es jeweils Reis mit Schafs- oder Ziegenfleisch, Gemüse, Ei, Kim-Chi (extra scharf) und - wenn man Glück hatte - ergatterte man ein paar Nudeln und Salat. Und immer wieder Reis, Reis und nochmals Reis. Zu Beginn des Camps gab es eine große Eröffnungszeremonie, an der alle 500 Teilnehmer des Camps teilnahmen, wobei jeweils die Landesflaggen gehisst wurden. An nächsten Tag machten wir eine Ulan Bator City-Tour, bei der wir historische Orte, wie ein beeindruckendes buddhistisches Kloster und ein gigantisches Spielzeugmuseum gezeigt bekamen und beim Besuch des Rot-Kreuz-Generalsekretariates den Präsidenten des Mongolischen Roten Kreuzes trafen, und die Gelegenheit hatten, uns mit ihm auszutauschen. Ein Theaterbesuch am Abend, bei dem wir traditionelle mongolische Tänze, Musikstücke und die berühmten Kehlgesänge zu sehen und hören bekamen, rundete den Tag perfekt ab. An den folgenden Tagen fanden immer wieder gemeinsame Spiele statt, bei denen auch wir ein paar Spiele, „die man so in Europa spielt“ vorstellten. Zudem fand eine Mini-Olympia-de statt, bei der in verschiedenen Sportarten die einzelnen Gruppen im Camp gegen-einander antraten. In der Kategorie „Fußball“ gewannen wir sogar die Silbermedallie. Unter dem Motto „Auf den Spuren der Nomaden“ bekamen wir die Gelegenheit traditionelle Süßigkeiten aus Ziegenmilch herzustellen und den berühmten „Airag“ zu trinken. Das ist vergorene Stutenmilch, die zu abendlicher Stunde in der Mongolei getrunken wird. Einen ganzen Tag lang fuhren wir hinaus in den Terelj-Nationalpark, wo wir uns ein Freilichtmuseum zu Ehren Chinggis Khans ansahen, und es uns in der unberührten Landschaft gut gehen ließen. Am vorletzten Abend hatten alle ausländischen Gäste die Chance in einem echten „Ger“ (das sind die typischen mongolischen Zelte) zu übernachten. Rings um den Ofen saßen wir alle dicht beinander, lernten zwei mongolische Lieder, aßen und tranken die Speisen, die ein jedes Land mitbrachte und tauschten uns privat aus, indem wir Bilder von daheim zeigten oder uns einfach nur angeregt unterhielten. Auch das Rote Kreuz kam bei dem Programm nicht zu kurz: Jede teilnehmende Nation stellte ihre Rotkreuz-Arbeit vor und gab einen interessanten Einblick in die Strukturen. Anschließend wurde uns eine große Ehre zuteil, als wir alle mit einem feierlichen Eid auf das menschliche Handeln in das MRCY aufgenommen wurden. Insgesamt war das Camp eine einmalig tolle Erfahrung. Wir erlebten das moderne Stadtleben in Ulan Bator und bekamen zugleich einen Eindruck von der traditionellen Lebensweise auf dem Land. Freundschaften entstanden und Kontakte mit den Teilnehmern aus aller Welt wurden geknüpft. Wir hatten die Chance, als die ersten deutschen Delegierten des JRKs in die Mongolei eingeladen zu sein, und hoffen, dass der Kontakt sich nicht verläuft, denn diese Gelegenheit zu einem so ungewöhnlichen Camp in ein so unbekanntes Land zu reisen, sollte noch vielen weiteren jungen Leuten ermöglicht werden. Nicht nur für einen persönlich, sondern vor allem für die Beziehungen zwischen dem DJRK und dem MRCY!