Zauberakademie, Adel und Tiefschläge

Cornelia Ast ist 2017 37 Jahre, wohnt im Allgäu und ist seit fast 20 Jahren beim Roten Kreuz. Seit 2013 engagiert sie sich ehrenamtlich in der JRK-Landesleitung. Im Interview erzählt sie von den Hoch- und Tiefpunkten als Landesleitung und wem sie dieses Amt ans Herzen legt.

Christopher End
1/2017

Cornelia, was machst Du beruflich?

Ich arbeite zum einen als Projektleiterin bei einer Stiftung. Da geht es um gesunde Ernährung für Kinder und verschiedene Bildungsprojekte. Die Arbeit mit jungen Menschen zieht sich also wie ein roter Faden durch mein Leben. Zum anderen arbeite ich als Dozentin für Kommunikation und Personalmanagement.

Verrätst Du uns Dein zauberhaftes Hobby?

Ja, gerne: Ich bin eine der wenigen zaubernden Frauen, arbeite freiberuflich als Zauberin und als Dozentin für Zauberei.

Wie war die erste Zeit in der Landesleitung?

Spannend, ehrlich gesagt. Wir hatten unglaublich viel Idealismus und tolle Ideen. Aber plötzlich hatte ich mit vielen Menschen in verschiedenen Gremien zu tun. Mir war nicht klar, welche Aufgaben sie und ich haben. Wie weit geht mein Einfluss? Was wird von mir erwartet?

Hört sich auch ein Stück weit anstrengend an?

Ja. Unterschiedlichste Menschen, die teilweise erwarten, besonders angesprochen zu werden: Politiker, Wirtschafsvertreter oder Adelige. Auch die Arbeitsweise in den Sitzungen war anfangs anstrengend. Da wurde munter während der Sitzung telefoniert. In meinem bisherigen Business-Umfeld wäre so etwas nie geduldet worden.

Wie war der Alltag als ehrenamtliche Leitung?

Ganz klar, dieser anfängliche Idealismus ist gewichen. Dazu kam die Erkenntnis, dass ich auch als Vorsitzende nicht einfach so etwas ändern kann. Dazwischen stehen Menschen und Ebenen, die beteiligt werden wollen.

Was waren denn die Tiefschläge?

Persönlich getroffen hat mich eine Entscheidung der letzten JRK-Landesversammlung. Wir wollten, dass die Landesleitung per Ordnung gleichberechtigt wird. Zum einen arbeiten wir als Landesleitung gleichberechtigt. Zum anderen haben wir immer wieder erfahren: Wenn der Vorsitzende zu einem Termin nicht kommt, werden wir als sogenannte Stellvertreterinnen von vielen Gesprächspartnern nicht ernst genommen. Und dann beschließt die Landesversammlung: Das geht nicht. Das war ein bitterer Moment.

Und die Höhepunkte?

Da gab es zum Glück eine ganze Menge. Prinzipiell war es immer ein Höhepunkt, wenn wir ein Thema abgeschlossen hatten. Am Anfang haben wir einen Plan aufgestellt, welche Themen wir angehen müssen. Die Liste war ganz schön umfangreich. Und vier Jahre sind dann gar nicht so lang, wenn man bedenkt, wen man alles beteiligen muss. Etwas ganz Besonderes war der Länderrat 2015, den wir ausgerichtet hatten. Wir haben uns viel Mühe gegeben mit dem Rahmenprogramm und den Inhalten – und dann die Rückmeldungen: „So einen coolen Länderrat gab es noch nie!“ Da waren wir stolz: Wir hatten aus einer verstaubten Veranstaltung etwas gemacht, auf das sich die Teilnehmenden freuen.

Was war anders als erwartet?

Defi nitiv der Zeiteinsatz. Nach den Gesprächen ging ich nur von ein paar Sitzungen und internen Abstimmungen aus. Wir haben die Themenpalette der Landesleitung allerdings etwas erweitert. Außerdem waren wir bei Bezirksversammlungen, Wettbewerben und weiteren Veranstaltungen vor Ort. Bayern ist ein riesiger Flächenstaat. Da geht schon ein bisschen Zeit drauf.

Wem würdest Du dieses Amt empfehlen?

Prinzipiell allen Menschen, die Lust haben, etwas Neues auszuprobieren. Die auch mal damit klar kommen, wenn es nicht so läuft wie geplant. Die Zeit und Motivation haben das durchzuhalten. Und es lohnt sich, durchzuhalten und sich durchzubeißen. Aufhören kann jeder. Dabeibleiben und weitermachen, das ist es, was den Unterschied macht und auch den Verband weiterbringt.

Was kann man als Mitglied der Landesleitung lernen?

Eine ganze Menge: auf den Tisch zu hauen und sich durchzusetzen zum Beispiel. Gleichzeitig lernt man auch, viel geduldiger zu werden. Du brauchst und lernst eine Kombination aus Eigeninitiative, Organisationstalent und Spaß am Tun.

Was hat Dich am meisten bereichert in Deiner Zeit?

Die Menschen, die ich kennenlernen durfte. Das macht mir immer wahnsinnig viel Spaß. Es sind sogar ein paar Freundschaften entstanden, die weiter bestehen bleiben werden.

Wofür oder wem bist Du am dankbarsten?

Es sind vier sehr intensive Jahre, mit viel Arbeit und vielen Erfahrungen. Ich habe viel lernen dürfen und darüber bin ich sehr froh.

Mit JRK und du und der dazugehören Website www.jrk-und-du.bayern haben wir 2016 und 2017 versucht, Menschen zu motivieren, über eine Kandidatur für die über 2.500 Ämter im Bayerischen Jugendrotkreuz nachzudenken, die 2017 ausgeschrieben und zur Wahl standen. Online wie offline in Print und mit Aktionen z.B. beim Landeswettbewerb sind Mitglieder der Landesleitung und des hauptberuflichen Teams wurden vielfältige Menschen erreicht.

die Kampagnenseite JRK und Du