Das Rote Kreuz in Chile

Neugierde war es, die mich vor ein paar Monaten, 2017, während meines Auslandssemesters, zum Chilenischen Roten Kreuz verschlagen hat. Vor allem Neugierde darauf, wie ein und derselbe Gedanke und die gleichen Grundsätze am (fast) anderen Ende der Welt gelebt werden.

Luisa Bätz
Luisa Bätz
4/2017

Nur ein kurzer Besuch

Eigentlich nur als kurzer Besuch geplant, wurde ich gleich als Freiwillige aufgenommen. Das ermöglichte es mir natürlich, nochmal mehr der Arbeit kennenzulernen. Als erstes habe ich zwei grundlegende Dinge über Chile gelernt: 1. Chile ist so groß, dass sich auch innerhalb des Landes die Arbeit grundlegend unterscheidet. Ich kann Euch also nur einen ganz kleinen Auszug präsentieren. 2. Es gibt keine kostenlose Gesundheitsversorgung im Land. Und genau darin liegt eine der Hauptaufgaben des Roten Kreuzes vor Ort, nämlich eine zumindest kostengünstige Gesundheitsversorgung bereitzustellen. Denn es gibt etliche Menschen, die von einem extrem geringen Einkommen, ohne Arbeitsstelle oder sogar auf der Straße leben müssen. Und genau diese Menschen können sich reguläre Ärzte und vor allem Medikamente häufig nicht leisten. Natürlich können nicht alle Spezialgebiete angeboten werden. In der Filiale in La Serena, in der ich war, gibt es einen Physiotherapeuten, eine Hebamme, eine Podologin, einmal die Woche einen Augenarzt und mehrere Krankenpflegerinnen, die unter anderem für Wundversorgungen, Blutdruckmessen und Spritzengeben zuständig sind. Darüber hinaus gibt es eine improvisierte Second-Hand-Apotheke. Dort können Menschen ungeöffnete Medikamente spenden, die sie nicht mehr brauchen, weil beispielsweise ein Angehöriger gestorben ist. Spenden kommen auch von Krankenhäusern, die einzelne Restbestände haben und diese in der Second-Hand-Apotheke vorbeibringen. Die gespendeten Medikamente werden durchsortiert, damit keine abgelaufenen oder angebrochenen Tablettenblister darunter sind. Dann werden sie gegen Rezept kostenfrei an Bedürftige ausgegeben.

Und darüber hinaus?

Genau wie in Deutschland gibt es auch Kleiderkammern mit gespendeten Klamotten, die bei Bedarf verteilt werden. Es werden auch verschiedene Sanitätsdienste durchgeführt, wenn auch wesentlich anders und in kleinerem Stil als in Deutschland: Es gibt Erste-Hilfe-Kurse, allerdings nur für Erwachsene und mit richtiger Prüfung am Ende, und Aufklärung zu Gesundheitsthemen vom Kindergartenalter bis zum Rentenalter. Im Falle von Naturkatastrophen – was in den Wüstengegenden Chiles schon ein für deutsche Verhältnisse leichter Dauerregen sein kann – kümmert man sich besonders um Obdachlose. Das sind zume einen die Menschen, die dauerhaft auf der Straße leben und zum anderen solche, die aufgrund von Überschwemmungen ihr Haus verlassen müssen. Für den „richtigen“ Katastrophenschutz sind staatliche Stellen zuständig. Was es auch nicht im chilenischen Roten Kreuz gibt: Den klassischen Rettungsdienst, der bei uns einen sehr großen Teil ausmacht. Und das Jugendrotkreuz? Ja, auch das gibt es. Allerdings eher in Form von Schulprojekten oder bei einzelnen Schulprojekttagen.