Zu Besuch beim Youth Camp in Osttimor – Teil 6
Tage 6 und 7 beim Youth Camp. Patrick Krämer (BRK-KV Kitzingen), der als Delegierter des Deutschen Jugendrotkreuzes teilnimmt, berichtet:
[Eraulu/Dili, 12. Juni 2016] „Auch heute beginnt unser Tag sehr früh, denn es gilt, alle Sachen zu packen und das Camp zu verlassen.
Nachdem wir uns verabschiedet haben, geht es mit dem Rotkreuz-Geländewagen auf die 2-stündige Reise nach Dili. An allen Straßenseiten stehen die Menschen der nahe gelegenen Dörfern und winken uns freundlich zu. Man sieht in den entlegenen Distrikten nicht alle Tage Fremde wie uns.
Auf der Fahrt reflektiere ich die vergangenen Tage im Camp. Mit Sicherheit war das ein Erlebnis, das ich niemals vergessen werde. Ich merke auf der einen Seite, dass ich definitiv an meine psychischen und vor allem auch physischen Grenzen gestoßen bin. Wenn man auf das Nötigste angewiesen ist, merkt man sehr schnell, wie gut es einem zu Hause doch geht und in welchem Luxus wir doch leben.
Vor allem aber wird mir die wundervolle Erfahrung in Erinnerung bleiben, die ich in den vergangenen Tagen machen durfte. Die Herzlichkeit der Timoresen ist beeindruckend! Wir wurden ohne Zögern sofort wärmstens Willkommen geheißen und ohne Berührungsängste in die Gruppe integriert.
Mittlerweile sind wir in Dili angekommen und Lola und Marcel haben ein kleines Sightseeingprogramm für uns vorbereitet. So besuchen wir zunächst den Tais Market, wo es wunderschöne handgemachte Stoffe und Souvenirs zu kaufen gibt.
Nächster Stop ist die Statue zu Ehren des Besuchs von Papst Johannes Paul II., welcher 1989 zu Besuch in Timor war.
Das Highlight des heutigen Tages ist jedoch sicherlich die 27 Meter hohe Christusstatue „Cristo Rei“ welche ihre schützenden Hände über die Hauptstadt Dili erstreckt. Während des Aufstieges wird uns das andere Klima an der Küste bewusst. In Dili ist es tagsüber sehr heiß (33 Grad) und kühlt auch nachts im Vergleich zum Campgelände kaum ab.
Kurz darauf werden wir in unser Hotel gefahren, um uns kurz auszuruhen.
Zum Abendessen holt uns schließlich Harri Hiekkanen vom Finnischen Roten Kreuz ab. Er ist der Leiter der IFRC (Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften) in Timor-Leste und half uns schon im Vorfeld der Reise mit vielen Tipps. Zusammen mit Jessie Huard vom australischen Roten Kreuz nehmen wir ein sehr leckeres Abendessen direkt am Strand ein.
Danschow geht's wieder ins Hotel, um ein paar Stunden zu schlafen, bevor am nächsten Tag der Aufenthalt in Dili für mich zu Ende ist.“
[Dili, 13. Juni 2016 - letzter Tag] „Nun heißt es Abschied nehmen. Bevor ich jedoch aufbreche, besichtigen wir alle noch kurz das Rettungszentrum in Dili. Der Rettungsdienst vor Ort wird vom Staat durchgeführt, es gibt jedoch auch fünf Freiwillige des Roten Kreuzes, die im Rettungsdienst aktiv sind. Zum Einsatz kommen hier ausrangierte Rettungswägen vornehmlich aus Australien. Jedoch ist auch ein alter chinesischer RTW im Dienst.
Zu guter Letzt besuchen wir noch das nationale Museum der „Resistence“. Eigentlich hat dieses montags geschlossen, doch auch hier machen die freundlichen Mitarbeiter eine Ausnahme und führen uns stolz durch das neu gebaute Museum. Timor-Leste hatte in der Vergangenheit viele Kriege und unter portugiesischer und zuletzt indonesischer Besatzung zu leiden, bevor es vor ca. 15 Jahren endgültig unabhängig wurde. Bilder und Videos zeigen die teilweisen schrecklichen Szenen, die sich noch Mitte der 90er Jahre dort abgespielt haben. Frauen und sogar Kinder nahmen mit teilweise selbst gebauten Waffen an der „Resistence“ teil.
Nach dem sehr interessanten Besuch heißt es jetzt im Büro endgültig: Bye Bye Timor-Leste. Während Julia noch einen weiteren Tag bleibt, fährt mich Lola zum Flughafen. Auf dem Weg dorthin steigt noch ihre Tochter hinzu und übergibt mir ein Abschiedsgeschenk.
Für mich geht nun der Flieger weiter nach Bali, wo ich noch drei Tage Urlaub mache, bevor es dann endgültig in die Heimat geht.
„Obrigado" für die tolle Zeit in Osttimor! Ich kann nur jedem raten, an einer internationalen Begegnung teilzunehmen! Das Erlebte werde ich sicherlich nie vergessen. Ich habe dort sehr viel gelernt und viele neue Kontakte geknüpft, die mir für mein weiteres Leben und das Engagement im Roten Kreuz ganz sicher behilflich sein werden!“