Leitungskräfte-Impuls: Rituale in Gremiensitzungen

In den letzten beiden Impulsen ging es um Moderation und Leitung. Zwei Punkte, die deutlichen Einfluss auf die Qualität von Gremiensitzungen oder ähnlichen Treffen haben. Doch da geht noch deutlich mehr, um Gremiensitzungen vom notwendigen Übel zu Terminen im Kalender zu machen auf die sich die Teilnehmenden freuen. Und genau darum soll es heute gehen.

Meiner Erfahrung nach sind Gremiensitzungen immer dann gut, wenn sie eine ausgewogene Mischung aus effizientem Arbeiten und Persönlichem miteinander vereinen. Je besser mir dabei der Rahmen und wiederkehrende Elemente (Rituale) bekannt sind, desto besser kann ich mich auch auf den Ablauf einlassen.

Ein Ritual ist meist eine nach vorgegebenen Regeln ablaufende Handlung im menschlichen Miteinander. Rituale sind einheitsstiftend, haben einbindenden Charakter und fördern den Gruppenzusammenhalt. Also alles Punkte die Gold wert sind für ein gutes Miteinander und effektives Arbeiten.

Daher im Folgenden eine Reihe an Ritualen die in Gremiensitzungen Platz finden können:

  • Ein erstes Ritual kann schon die Auswahl des Termins sein, z.B. jeden Mittwoch von 18-20 Uhr, der erste Freitagnachmittag im Monat oder auch das Wochenende vor dem 1. Advent (im JRK Oberbayern der sog. 0. Advent). Immer wiederkehrende Termine werden von den Teilnehmenden schon oft im Kalender vermerkt, bevor eine fixe Einladung da ist.
  • Auch der Tagungsort kann ein Ritual sein. In meiner aktiven ehrenamtlichen Zeit bei den Pfadfinder*innen hat ein wundervolles Haus in einem Antrag gemündet, dass wir immer dort unsere Diözesanversammlung haben wollen. Und was soll ich sagen, der Antrag wurde angenommen und wir haben jahrelang immer dort getagt.
  • Mit der Einladung wird eine Tagesordnung verschickt, ggf. auch schon mit Zeitansätzen, um sich auf die Inhalte einstimmen zu können.
  • Die Tagesordnung wird im Raum visualisiert. Am besten als Plakat/Flipchart, damit sie immer für alle sichtbar ist.
  • Auf der Tagesordnung gibt es feste Themen, die bei jedem Treffen gesetzt sind, z.B. Stand der Dinge, Update aus dem KV, Kollegiale Beratung…
  • Bevor ihr in den eigentlichen Sitzungsteil startet gibt es eine „Befindlichkeitsrunde“ zum Ankommen. Fragen könnten sein: Wie war dein Tag/deine Woche? Was schwirrt dir gerade noch im Kopf herum? Was lässt du vor der Tür?...
  • Zum Ankommen kann auch eine „stille Minute“ dienen. Alle setzen sich bequem hin, Beine auf dem Boden, um sich zu erden, alle schließen die Augen und gehen für eine Minute in die Stille
  • Oder ihr startet mit einem gemeinsamen Essen und währenddessen ist noch Zeit zum Ratschen. Als fester Programmpunkt mit Zeitansatz in die Sitzung eingeplant.
  • Vielleicht ist für euch aber auch diese Variante besser - erst wird konzertiert gearbeitet und danach gibt es etwas zu Essen und es ist Raum für zwanglosen Austausch.
  • Gerade bei Sitzungen am Abend oder aber auch wenn eine längere Anreise notwendig war/ist, sollte es immer was zu Essen/Snacks/Obst/Gemüse… geben. Und natürlich auch Getränke (da ist es egal, wann die Sitzung stattfindet). Würdet ihr vielleicht nicht als Ritual bezeichnen, ist dennoch ungemein hilfreich
  • Ein Abschlussritual kann eine kurze Reflexionsrunde sein, wie die Sitzung empfunden wurde, was gut war und wo optimiert werden kann.
  • Auch eine Sammlung offener Themen und die Festlegung, welche in der nächsten Sitzung bearbeitet werden, kann ein fixer Punkt der Tagesordnung sein.
  • Oder ihr macht eine „Dankbarkeits-Runde“: Wofür bin ich heute dankbar? Welches noch so kleine Ereignis hat mich heute Lächeln lassen?


Na, waren Ideen für euch dabei? Oder habt ihr ganz andere?

Wichtig ist, wenn ihr neue Rituale etablieren möchtet, stimmt euch mit den anderen Teilnehmenden ab bzw. macht es zunächst als Angebot und holt euch dann Rückmeldung, wie es empfunden wurde und entscheidet dann, ob es weiterverfolgt wird.

Und denkt auch daran, wenn neue Mitglieder in die Gruppe kommen oder die Gruppe sich insgesamt neu findet, diese in eure Gepflogenheiten einzuführen bzw. das Miteinander zum Thema zu machen. Jede Gruppe läuft anders und viele Missverständnisse oder Unstimmigkeiten entstehen daraus, dass Menschen mit unterschiedlichen Gruppenerfahrungen zusammenkommen. Jede Person hat dabei ihren „Fahrplan“ im Kopf, wie Gruppenarbeit läuft und verfolgt diesen und – bämm – da ist er der Konflikt. Und dieser wäre echt vermeidbar gewesen.

Ich wünsche Euch viel Spaß beim Entwickeln eigener Rituale für und mit euren Gremien. Und vergesst nicht ein bisschen was persönliches sollte immer Platz haben. Ist nicht Menschlichkeit einer der Grundsätze des BRK.
 

Stefanie Widmann

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Leitungskräfte-Impulse:
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