Interviewreihe „4 Jahre Landesleitung – was hast du geschafft, was hat dich bewegt, woran bist du gewachsen?“ - Luisa Bätz
„Wir können uns jugendpolitisch und im Zeichen der Menschlichkeit einsetzen. Die Neutralität bildet den Rahmen für unsere Aktivität.“
Luisa Bätz, 24 Jahre, ist seit knapp vier Jahren stellvertretende Landesvorsitzende des Bayerischen Jugendrotkreuzes. Als Delegierte vertritt sie die Interessen des BJRK im Bayerischen Jugendring. Sie bringt aktiv Inhalte ein und geht dafür gerne auch in den Diskurs.
Welchen Aufgaben hast du dich besonders gewidmet und was hast du dabei positiv verändern können?
Von den Themen her lag mir die Jugendpolitik sehr am Herzen. Als Delegierte habe ich die jugendpolitischen Positionen des BJRK im Bayerischen Jugendring vertreten. Die Interessen zu vertreten war aber nur das eine, sich zu vernetzen und einfach da zu sein, das andere. Wir wollten jederzeit sicht- und ansprechbar sein. Im JRK in Bayern, im Deutschen Jugendrotkreuz und im Bayerischen Roten Kreuz. Ich bin zu Einladungen gefahren, um Kontakte zu knüpfen, um zu erfahren, wer gerade an welchen Themen arbeitet, welche Bedarfe es gibt, was verbessert werden muss und wo wir uns einbringen können. Denn wir wollen den Verband weiter verbessern, Weichen neu und anders stellen, insbesondere da, wo es um ehrenamtliches Engagement und Beteiligung von Kindern und Jugendlichen geht.
Es ging unter anderem darum, wer sich wie und an welcher Stelle einbringen kann. Das war uns wichtig, da an manchen Stellen immer noch Strukturen bestehen, die wir alle zusammen seit dreißig Jahren nicht in Frage gestellt haben. Obwohl sich in dieser Zeit gesellschaftlich unglaublich viel verändert hat.
Aber auch die Frage, wie Informationen ankommen und wie wir miteinander kommunizieren hat uns beschäftigt. Um die Kommunikation zu verbessern, haben wir Live Streams auf den Weg gebracht. Etwa zur Landesversammlung oder als wir den Vorsitz in der Vollversammlung des BJR hatten. Wir haben die baff umgestaltet und uns aber auch darüber Gedanken gemacht, was braucht es strukturell, damit das JRK zu einem jungen und innovativen Verband wird. Damit sich junge, engagierte und motivierte Leute angesprochen fühlen, die nicht nur mitmachen wollen, sondern die wirklich etwas zu sagen haben und die sich konkret und aktiv einbringen. Wir sind neue Wege gegangen, um Arbeitsgruppen und Projektgruppen zu bilden und gute Leute für diese Arbeit zu gewinnen. Wir haben uns überlegt, wie können wir Menschen erreichen, die auf völlig anderen Ebenen unterwegs sind. Wie können wir sie mit uns verbinden und wie schaffen wir Wertschätzung an der Stelle. Wir haben Themen festgelegt, beispielsweise „Jugendpolitik“ und „Ehrenamt ermöglichen und stärken“ und sind auf die Suche gegangen. Für die Projektgruppe „Jugendpolitik“ haben wir Leute angesprochen, die für das JRK in Stadt- und Kreisjugendringen sitzen. Für die Projektgruppe „Ehrenamt ermöglichen und stärken“ haben wir ganz unterschiedliche Menschen mit Bezug zum JRK aus allen Bezirken, verschiedenen Alters und mit unterschiedlichen beruflichen Werdegängen zusammengebracht.
Es ist uns gelungen, unsere Positionen insbesondere in den Jugendring zu transportieren und Inhalte, die für das BJRK wichtig sind, voranzubringen. Wir haben teils auch kontrovers diskutiert und dadurch unser Profil schärfen können.
Warum sind dir diese Inhalte wichtig?
Als Jugendverband sind wir dafür da, dass junge Leute Dinge ausprobieren können. Dass sie Fehler machen können. Das ist wichtig. Dadurch regen wir eine Flexibilität im Denken an. Man kann es so sagen: Man muss bereit sein, einen Fehler zu machen. Man muss bereit sein, einen Fehler einzusehen und, man muss bereit sein, etwas zu ändern. Dazu gehört viel Mut. Ich wollte etwas dafür tun, dass junge Menschen sich trauen Verantwortung zu übernehmen, auch auf die Gefahr hin Fehler zu machen.
Woran bist du gewachsen?
Ziemlich sicher auch an Widerständen. Aber vor allem daran, dass ich mit den unterschiedlichsten Leuten zu tun hatte. Ich bin daran gewachsen, mir zu vielen neuen Themen eine Meinung zu bilden und diese auch vertreten zu müssen. Ich habe gelernt nachzufragen. Nachfragen eröffnet die Chance, dass Menschen ihre Position überdenken und sich öffnen. Dann ist Dialog möglich und die Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner beginnt. Ich habe aber auch gelernt, die Dinge ruhen zu lassen, wenn man diesen Nenner nicht findet, weil man zu weit voneinander entfernt ist.
Was bewegt dich, dich einzubringen?
Mich bewegt vor allem, dass ich selbst so unglaublich viele Erfahrungen machen durfte. Meine Familie ist im Jugendrotkreuz aktiv, ich bin quasi hineingeboren. Als ich selbst noch an Wettbewerben teilgenommen habe, wurde einmal kurzfristig eine Aufgabe geändert. Man sollte die eigenen, schönsten Erlebnisse im Roten Kreuz darstellen. Kurz zuvor sind wir auf dem Supercamp in Xanten gewesen. Das haben wir dann bei der Siegerehrung auch präsentiert. Viele hatten noch nie davon gehört. Das hat mich irritiert. Auch meine Eltern haben mir viel ermöglicht. Ich hatte so viele Chancen, die andere nicht haben. Am Ende hatte ich einfach nur Glück, dass ich das machen durfte. Aber warum muss ich dafür Glück haben? Warum haben nicht alle die gleichen Möglichkeiten? Mich bewegt der Gedanke, dass alle dieselbe Chance bekommen sollten, ihre ganz eigenen Erfahrungen machen zu können.
Welcher der Grundsätze des Roten Kreuzes und Roten Halbmondes ist für dich persönlich zentral und weshalb?
Das ist ganz einfach, das ist die Neutralität. Das ist der Grundsatz, mit dem ich mich am intensivsten beschäftigt habe. Die Neutralität bildet den Rahmen für unsere Aktivität. Innerhalb dieser Grenzen können wir natürlich jugendpolitisch aktiv sein und eigene Positionen vertreten. Wir können uns immer für die Jugend und im Zeichen der Menschlichkeit einsetzen.
Außerdem eröffnet sie für das Rote Kreuz weltweit die Möglichkeit, da zu helfen, wo Hilfe gebraucht wird. Als Hilfsorganisation ohne jeden staatlichen Einfluss.
Welche schönen Momente bestärken dich in deinem Engagement?
Das sind beispielsweise die Momente, in denen wir Menschen, die nicht damit gerechnet haben, eine Ehrung zukommen ließen. Oder als wir potenzielle Nachfolger für die Landesleitung angesprochen haben, die damit absolut nicht gerechnet haben. Einfach, dass wir ihnen das Amt zutrauen.
Das hat etwas damit zu tun, den Menschen zu sehen?
Nicht nur zu sehen, sondern wahrzunehmen, was er kann und was er tut. Ihn zu erkennen. Da kommt eine solche Freude zurück, das ist sehr besonders.
Gibt es mit Blick auf die vergangenen vier Jahre einen Gedanken, den Du teilen möchtest? Liegt Dir etwas besonders am Herzen?
Was mir wichtig ist, ist, dass die Veränderungen und die Impulse, die wir gesetzt haben, nachhaltig bestehen. Manche Dinge brauchen einfach Zeit. Ich wünsche mir aber auch, dass man der neuen Landesleitung Vertrauen schenkt. Dass sie sich kümmern und das Beste für den Verband wollen. Andernfalls würden sie den Job nicht übernehmen.
Heike Harenberg schreibt hier für das Bayerischen Jugendrotkreuzes.
Im Blog des Bayerischen Jugendrotkreuzes überwiegt die persönliche Meinung, sie steht über den Inhalten. So gelingt es den Autorinnen und Autoren Themen ausführlich aufzubereiten, zum Nachdenken einzuladen und Diskussionen zu erzeugen.
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