Interviewreihe „4 Jahre Landesleitung – was hast du geschafft, was hat dich bewegt, woran bist du gewachsen?“ - Sonja Hieber

„Es ist die Gemeinschaft, die mich begeistert. Ich habe viele Freunde im Jugendrotkreuz, wir stehen zusammen für dieselben Werte.“

Sonja Hieber, 33 Jahre, aus Pforzen im Ostallgäu ist seit knapp vier Jahren Landesvorsitzende des Bayerischen Jugendrotkreuzes. In den vier Jahren davor hat sie sich als stellvertretende Landesvorsitzende engagiert. Mit ihrer Arbeit hat sie vieles erreicht. Was sie bewegt, erzählt sie hier.

Welchen Aufgaben hast du dich besonders gewidmet und was hast du dabei positiv verändern können?

Rückblickend waren es sehr turbulente Jahre mit vielen außergewöhnlichen Ereignissen. Corona ist nur ein Beispiel dafür. Die Dinge, die mir besonders am Herzen liegen, haben sich über die Jahre spürbar verbessert, das freut mich einfach total. Die Zusammenarbeit mit den Gemeinschaften, also der Bergwacht, den Bereitschaften, der Wohlfahrt und Soziales und der Wasserwacht ist beispielsweise gewachsen. Wir arbeiten auf Augenhöhe und mit gegenseitiger Wertschätzung zusammen. Das war nicht immer so. Das ist zum einen durch den Runden Tisch der Gemeinschaftsjugenden entstanden, zum anderen aber auch durch die Pandemie. In dieser ersten Zeit haben wir uns täglich im Krisenstab ausgetauscht und ich habe regelmäßig über die Jugendarbeit unter Corona Bedingungen informiert. Das war ein gutes Miteinander, das uns zusammengeschweißt hat. Zudem war mir die Kommunikation innerhalb des Verbandes sehr wichtig, hier hat sich auch viel getan. Wir nutzen verstärkt die sozialen Medien um unsere Mitglieder und alle, die sich interessieren, über die Arbeit im Landesverband und darüber hinaus zu informieren. Dafür haben wir auch spezielle Kampagnen entwickelt, bspw. zum Thema Wahlen, die bspw. mit Live Streams die Mitglieder erreichen. Außerdem haben wir die Mitgliederzeitschrift baff konsequent weiterentwickelt, damit Informationen für alle leichter zugänglich sind. Bei all dem war es mir immer wichtig, nahbar zu sein. Damit die Mitglieder wissen, dass sie sich jederzeit an uns wenden können und, dass wir ihre Anliegen ernst nehmen. Parallel dazu haben wir begonnen, Videocalls mit den Gruppenleiter*innen durchzuführen, um hier ebenfalls regelmäßig in den Austausch zu gehen. Wir wollten einfach wissen, wie es bei ihnen läuft. Fragen, wie wir unterstützen können und ihnen auch mal sagen, dass sie einfach eine supercoole Arbeit machen.

Die Anerkennung der Jugendarbeit innerhalb des BRK war mir ebenfalls ein Anliegen, denn wir sind keine Freizeit-, Bastel- oder sonstige Beschäftigungsgruppe. Wir sind ein großer, wichtiger Teil des Roten Kreuzes. Wir sind der Nachwuchs. Dass wir zum Corona Krisenstab gehören, hat auch gezeigt, dass wir immer stärker wahrgenommen, wertgeschätzt und eingebunden werden.

Warum sind dir diese Inhalte wichtig?

Ich bin im Roten Kreuz groß geworden, unsere Grundsätze haben mich von Anfang an geprägt. Mir war wichtig, dass stärker sichtbar wird, was für tolle Menschen im Jugendrotkreuz arbeiten und wieviel sie bewegen. Außerdem möchte ich meine Begeisterung für die gute Sache an Kinder und Jugendliche weitergeben. Und ich wollte zeigen, dass wir gleich sind. In aller Vielfalt. Deswegen habe ich auch vor Jahren mit der damaligen Projektmitarbeiterin Julia aus einem Projekt zur interkulturellen Öffnung heraus, die AG Diversität gegründet. Der Start damals war nicht ganz einfach, wir hatten einige Hürden zu überwinden. Jetzt freut es mich umso mehr, zu sehen, wie die AG lebt, sich weiterentwickelt und was für tolle Sachen sie machen. Was auch cool ist, ist, dass wir beim Bayerischen Jugendring von einem mittelgroßen Jugendverband zu einem großen Jugendverband mit entsprechenden Vertretungsrechten herangewachsen sind. Es gibt nur neun große Jugendverbände in Bayern, dazu zählen auch die katholische und evangelische Jugend. Und seit einiger Zeit eben auch wir.

Woran bist du gewachsen?

Als ich das Amt übernommen habe, wusste ich nicht genau, was auf mich zukommt.  Alles war neu für mich und ich musste vieles lernen. Ich bin an den Gremien gewachsen, an den Menschen, die ich kennengelernt habe und an den vielen unterschiedlichen Inhalten. Am Anfang war ich sehr aufgeregt, über die Jahre ist alles viel leichter geworden. Im Grunde bin ich jeden Tag ein Stückchen gewachsen. Das ist das Schöne, was das Ehrenamt auch so besonders macht. Manchmal haben Projekte auch Gegenwind erzeugt. Das durchzustehen hat mich ebenfalls stärker gemacht. An der Stelle war mir immer wichtig, dass es am Ende ein Miteinander bleibt und, dass man sich jederzeit in die Augen schauen kann.

Was bewegt dich, dich einzubringen?

Es ist die Gemeinschaft, die mich begeistert. Ich habe viele Freunde im JRK, wir stehen zusammen für dieselben Werte. Es ist einfach toll, wie sehr sich Kinder und Jugendliche dafür einsetzen, anderen Menschen zu helfen. Dass sie einfach Spaß haben. Ich bin in Marktoberdorf außerdem noch Gruppenleiterin, die Kinder haben bei mir mit sechs Jahren begonnen und gehen jetzt in die Ausbildung. Viele in soziale Berufe. Das ist einfach so cool, das kann ich gar nicht beschreiben. Das freut mich zutiefst.

Welcher der Grundsätze des Roten Kreuzes und Roten Halbmondes ist für dich persönlich zentral und weshalb?

Das sind die Freiwilligkeit und die Menschlichkeit. Die Gruppenleiter*innen beispielsweise sind freiwillig mit so viel Herzblut dabei. Sie hängen sich rein und haben so viele tolle Ideen. Deswegen kommt auch jede Menge Kreatives und Gutes dabei heraus. Die Menschlichkeit ist für mich zentral, sie hält alles zusammen.

Welche schönen Momente bestärken dich in deinem Engagement?

Mein Mann und ich haben vor einiger Zeit bei einem Motorradunfall angehalten und Erste Hilfe geleistet. Noch jemand ist dazu gekommen und wollte helfen. Es war ein ehemaliger Jugendrotkreuzler von uns, der durch seine Ausbildung weggegangenen ist. Er war wieder im Lande und hat angehalten, um zu helfen. Das war einfach toll, was soll ich sagen… Das ist die viele Zeit, den Einsatz und die Anstrengung Wert. Das macht es am Ende für mich aus. Auch die Wettbewerbe sind einfach super, da ist eine so schöne Stimmung. Die Gruppenarbeit vor Ort, das ist für mich auf jeden Fall zentral. Und die Fiaccolata, dieses Zusammentreffen mit Menschen aus der ganzen Welt, hat mich komplett abgeholt. Das ist Gänsehaut pur. Was mich immer auch bewegt, sind die Trau Dich-Kurse in den Kindergärten. Das ist einfach schön. Auch die Kleinsten können helfen und den Notruf wählen, wenn es Mama oder Papa nicht so gut geht. Wenn wir es schaffen, Kindern und Jugendlichen Werte mitzugeben, ihnen zu vermitteln, dass Empathie zum Leben dazugehört, haben wir so viel erreicht.

Gibt es mit Blick auf die vergangenen 8 Jahre einen Gedanken, den Du teilen möchtest? Liegt Dir etwas besonders am Herzen?

Ich bin dankbar für diese großartige Zeit. Es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht. Es gab Höhen, Tiefen und Herausforderungen. Am Abend war ich mir immer sicher, dass es das ist, was ich machen will. Dass es das Richtige ist. Mir ist wichtig, dass man in der Gesellschaft Kindern und Jugendlichen etwas zutraut, dafür habe ich mich mit ganzer Kraft eingesetzt.

Heike Harenberg schreibt hier für das Bayerischen Jugendrotkreuzes.

Im Blog des Bayerischen Jugendrotkreuzes überwiegt die persönliche Meinung, sie steht über den Inhalten. So gelingt es den Autorinnen und Autoren Themen ausführlich aufzubereiten, zum Nachdenken einzuladen und Diskussionen zu erzeugen.

Die Beiträge im JRK-Bayern-Blog erscheinen unregelmäßig regelmäßig.