5 Fragen an...Marcel Bösel

Wofür ist die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen in der Ersten Hilfe wichtig?

Vielen verletzten Menschen wird durch Menschen geholfen, die direkt vor Ort sind und Erste Hilfe leisten. Die Zeit bis professionelle Hilfe, also ein Rettungswagen oder ein Arzt, eintrifft, kann entscheidend sein. Im Jugendrotkreuz sind wir überzeugt: Niemand ist zu klein zum Helfen, alle können Menschen in Not unterstützen.

Unfälle sind die häufigsten Ursachen für Verletzungen bei Kindern und Jugendlichen. Gefahrenquellen lauern überall: zu Hause, im Kindergarten, auf dem Spielplatz oder im Straßenverkehr. Wichtig ist, dass bereits junge Menschen wissen, dass sie und ihr Handeln einen echten Unterschied machen, und wissen, welche Schritte nötig sind, um Menschen in Not zu helfen. Deshalb bereitet das Jugendrotkreuz Kinder bereits im Vorschulalter darauf vor, anderen zu helfen oder Hilfe zu holen. Es ist wichtig, junge Menschen möglichst früh mit Erste Hilfe-Inhalten vertraut zu machen, damit Hemmungen und Zurückhaltung, Hilfe zu leisten, gar nicht erst entstehen.

Aber es gibt natürlich noch einen weiteren Aspekt: Mit den JRK-Angeboten rund um das Thema Erste Hilfe zeigen wir jungen Menschen, dass und wie sie in unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle einnehmen und sich einbringen können. So erfahren junge Menschen ganz konkret Selbstwirksamkeit – auf diesem Weg tragen unsere Angebote entscheidend zur persönlichen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen bei.

Sind humanitäre Werte, wie Toleranz und Offenheit, die im Jugendrotkreuz eine zentrale Rolle spielen, zeitgemäß?

Davon bin ich fest überzeugt! Im Jugendrotkreuz stehen wir gemeinsam für eine vielfältige Gesellschaft des Miteinanders. Dazu gehören Toleranz und Offenheit gegenüber Menschen mit unterschiedlichen Sichtweisen und Erfahrungen, ebenso wie jede Menge Neugier und Lust auf den Austausch. Das sind natürlich Schlagworte, die wir erst durch unser Handeln mit Leben füllen. Die Rotkreuz-Rothalbmond-Bewegung als größte humanitäre Bewegung der Welt tut dies jeden Tag und unterstreicht damit, wie wichtig diese Werte im Hier und Jetzt für Milliarden Menschen weltweit sind.

Über 106.000 Mitglieder im Alter von 6 bis 27 Jahren engagieren sich ehrenamtlich im BJRK. Wie denkst Du darüber?

Diese beeindruckende Zahl zeigt: Viele junge Menschen wollen sich engagieren und das Jugendrotkreuz bietet ihnen viele Möglichkeiten dazu. Im Jugendrotkreuz können sich junge Menschen über viele Altersstufen hinweg für unsere Gesellschaft einsetzen, sich ausprobieren, dazulernen und herausfinden, wo ihre Interessen liegen.

Unser Jugendverband bietet allen jungen Menschen die Möglichkeit in einer großen Gemeinschaft heranzuwachsen. Das freut mich sehr und zeigt, welche wichtige Rolle das Jugendrotkreuz als Jugendverband im Leben junger Menschen spielt.

Um sicherzustellen, dass so viele junge Menschen weiterhin bzw. noch öfter ihren Weg ins Jugendrotkreuz finden, müssen wir dort präsent bleiben oder werden, wo junge Menschen sind: Auch durch die Entwicklungen beim Thema Ganztag wird Schule mehr und mehr zum zentralen Lebensort junger Menschen. Hier gilt es Wege zu finden, flächendeckend mit den Schulen zusammenzuarbeiten und schulische und außerschulische Bildung zu verbinden.

Viele Entscheidungen in der Jugend-, Bildungs-, Sozial- oder Umweltpolitik betreffen Kinder und Jugendliche lange und intensiv. Wie kann man die Teilhabe junger Menschen – auch im Roten Kreuz - verbessern?

Beteiligung ist kein Selbstzweck, es ist ein Instrument. Mit mehr Kinder- und Jugendbeteiligung sorgen wir als Verband und Gesellschaft dafür, Ideen und Sichtweisen junger Menschen in die öffentliche Diskussion einzubringen. Wir stellen Sichtbarkeit her und bemühen uns darum, dass sich dies auch in den konkreten politischen Entscheidungen widerspiegelt. Kinder und Jugendliche sollten mitreden und sich einbringen mit all ihren Wünschen, ihrer Neugier, ihrem Gestaltungswillen und natürlich ihren Sorgen und Ängsten.

Unsere neue JRK-Kampagne „LAUTSTARK“ dreht sich genau um diese Themen. Beteiligung und Kinderrechte stehen im Mittelpunkt der Kampagne. Unsere vier formulierten Kampagnen-Ziele zeigen sehr deutlich, wie aus Sicht des Jugendrotkreuzes die Teilhabe junger Menschen inner- und außerhalb unseres Gesamtverbandes verwirklicht bzw. weiter gestärkt werden kann.

Bescheid WISSEN: Hier geht es um das Thema altersgerechte Information als ein wichtiges Element von Beteiligung: Junge Menschen kennen ihre Rechte und wissen, wie sie diese inner- und außerhalb des Verbandes wahrnehmen können. Sie haben Zugang zu leicht verständlichen Informationen bei Themen, die sie betreffen.

Locker KÖNNEN: Hier geht es darum, jungen Menschen ein Umfeld zu bieten, in dem sie sich ausprobieren und dazulernen können. Wir sollen junge Menschen befähigen, ermutigen und unterstützen, sich aktiv im Verband und in der Gesellschaft einzubringen. Sie haben vielfältige Chancen, sich auszuprobieren, zu lernen und mit der Verantwortung zu wachsen.

Mehr ERMÖGLICHEN: Es geht darum, in Verband und Gesellschaft eine Kultur zu schaffen, die die positiven Seiten von Beteiligung und explizit von Beteiligung junger Menschen betont. In unserer täglichen Verbandsarbeit wollen wir einen einfachen Zugang zu verschiedenen Formen von Beteiligung ermöglichen. Unsere Mitglieder leben eine Kultur, in der Beteiligung ausdrücklich begrüßt, gefördert und wertgeschätzt wird.

Einfach MACHEN: Unser Ziel ist es, dass junge Menschen ihre Beteiligungsmöglichkeiten im Verband und in der Gesellschaft umfassend wahrnehmen. Sie informieren sich, sie lassen ihre Meinung hören, sie bringen Vorschläge ein, sie stimmen ab, sie entscheiden mit und organisieren eigene Projekte.

Was wünschst Du dem BJRK für die Zukunft?

Seit 75 Jahren gebt ihr als Teil des Jugendrotkreuzes und als Teil der weltumspannenden Rotkreuz-Rothalbmond-Bewegung Kindern und Jugendlichen in Bayern eine Stimme. Das ist nicht nur eine großartige Zahl, sondern auch eine tolle Zeit, in dem das Bayerische Jugendrotkreuz vieles geschafft hat, tolle Projekte und Aktionen umgesetzt hat und so vielen jungen Menschen eine starke Stimme gegeben hat. Und auch nach 75 Jahren bleibt ihr nicht stehen, sondern macht da weiter, wo junge Menschen sich gemeinsam mit euch engagieren wollen. Ihr setzt euch für ihre Interessen und Perspektiven ein und unterstützt sie in ihrer persönlichen Entwicklung. Als ein starker Landesverband im Deutschen Jugendrotkreuz seid ihr immer mit Herzblut dabei, beteiligt euch an bundesweiten Kampagnen und bringt die Interessen von unseren Kindern und Jugendlichen auf höchster Ebene mit ein. Das finde nicht nur sehr beeindruckend, sondern auch inspirierend und kann nur sagen: Weiter so!